Sommer, Surfen und viele Touristen in der Mutterstadt
Deutsche in Kapstadt: Hannes Jaenicke erzählt
Wir trafen Hannes am Set zu „Alle Macht den Kindern" in Kapstadt. Er erzählt...
...von sich:
Ich heiße Hannes Jaenicke und bin von Beruf Schauspieler, produziere Dokumentarfilme und drehe gerade in Kapstadt einen Fernsehfilm für SAT 1.
(Redaktion: Alle Macht den Kindern, Sendedatum 14. Mai 2013)
...von der Arbeit in Südafrika:
Ich habe im Jahr 2000 das erste Mal hier mit einer amerikanischen Produktion für Film Afrika lange gedreht (Redaktion: Diamond Hunters) und bin seitdem im Schnitt so alle zwei Jahre für einen Dreh hier.
In Südafrika drehe ich wahnsinnig gerne. Ich bin echt gern hier. Freu’ mich auch immer, wenn mir hier was angeboten wird. Es kapriziert sich immer auf Johannesburg oder Kapstadt. Ich würde gerne auch in anderen Ecken drehen, aber ich bin immer froh, vor allem wenn mir im Winter Angebote gemacht werden – also im deutschen Winter. Den kann man in Kapstadt ja schön vermeiden.
Die Crews sind hier natürlich amerikanisch geschult, was ich sehr angenehm finde. Das System ist eher amerikanisch als deutsch. Wir kommen natürlich aber auch hierher, um Kosten zu sparen. Das heißt, wenn Deutschland zu teuer ist als Drehland, dann kommen wir hier runter. Deshalb kommen wir als Deutsche selten mit großen Budgets hierher, sondern extrem knappen und vor allem mit sehr knappen Drehplänen. Wir drehen jetzt einen riesen Film mit Kindern, Hunden, Tieren, Mäusen – ick wess nich’ was – in 19 Drehtagen.
Ich habe zwei Mal länger in Johannesburg gedreht und fand das großartig. Das ist für’s Auge keine große Wohltat, aber dafür ist es eine echt spannende, sehr inspirierte Stadt mit einem großen Kulturangebot und einer großartigen Musik- und Theaterszene. Dort ist das Freizeit-Kulturangebot erheblich spannender als in Kapstadt.
...von seinem Buch und seinen Dokumentarfilmen:
Ich habe bislang ein Sachbuch für Bertelsmann mit dem Titel „Wut Allein Reicht Nicht“ basiert auf meinen Umweltdokumentarfilmen geschrieben. Die Idee ist bei den Dokus einfach über aussterbende Tierarten zu erzählen und was wir mit der Umwelt anrichten. Der Eisbär stirbt ja nicht aus, weil er evolutionär jetzt dran ist mit dem Aussterben, sondern weil wir ihm die Polkappe wegheizen. Der Hai stirbt ja nicht aus, weil er in der Evolution nicht mehr klarkommt, sondern weil wir ihn so gnadenlos überfischen und abschlachten, die Meere so vergiften, dass er nicht mehr überleben kann. Das Gleiche machen wir mit Gorillas und all den Tieren, die auf der sogenannten „Roten Liste“ der UNEP stehen.
Ich versuch immer Leuten zu zeigen, was wir damit zutun haben, dass der Orang-Utan ausstirbt! Solange wir in den Baumarkt fahren und uns Teak, Meranti und Bangkirai Hölzer holen, sind wir direkt dafür verantwortlich. Solange wir Dinge konsumieren, wo überall Palmöl drin ist, sind wir dafür verantwortlich, dass der Orang-Utan seinen Lebensraum verliert, und das ist eigentlich das Konzept des Buches gewesen. Was haben wir damit zutun, wenn am anderen Ende der Welt ein Tier ausstirbt? Wir haben immer damit zutun. Fakt.
...vom Umweltschutz in Afrika:
Südafrika hat andere Probleme als sich mit Umweltschutz zu beschäftigen. Umweltschutz ist ein Luxus, den muss man sich leisten können. Den können sich die USA, Kanada, Australien und Europa leisten und müssen sie auch!
Südafrika ist in einem unglaublichen Umbruch und Aufbruch. Es gibt hier hervorragende Ansätze zum Umweltschutz, aber ganz ehrlich, die AIDS-Krise war sicherlich mal 20 Jahre lang hier dominant. In Südafrika passiert dennoch umweltmäßig viel mehr als im Rest von Afrika. Was wir, die westlichen Nationen, falsch machen ist, dass wir den Afrikanern ständig Plastik andrehen. Wenn die früher was geschnitzt haben, blieben die Holzschnipsel liegen und es war kein Problem. Wenn Du ihnen jetzt stattdessen Plastik gibst, bleibt das Plastik genauso liegen, weil sie es nicht gewohnt sind, mit Abfall umzugehen. Es sind immer zwei Seiten schuld. Es wird in Afrika fürchterlich wenig recyclt. Das ist ein Fakt. Es landet meistens im Meer, auf irgendwelchen Müllhalden und wird verbrannt – bestenfalls. Aber es liegt ja auch daran, was wir den Leuten verkaufen. Wir bringen ja aus dem Westen das PET hierher, den ganze Plastikmüll und diese ganzen Verpackungsmaterialien. Ich finde Kapstadt ist erstaunlich und auffällig sauber, aber natürlich wird am Set hier auch sehr wenig recycelt.
...von Kapstadt:
Was ich an Kapstadt besonders mag ist das viele Meer. Ich find’s fürs Auge eine unglaublich schöne Stadt, als Wassersportler kann man sich hier bestens amüsieren, aber es ist halt “Afrika-light”. Es hat mit Afrika nichts zu tun. Und mir ist die Stadt zu weiß und ich find’ manche der Weißen hier, ehrlich gesagt, nur beschränkt lernfähig. Ein bisschen wie Deutsche, die immer noch von Ossis und Wessis reden. Apartheid ist seit 20 Jahren ‘rum und trotzdem hat man das Gefühl hier, dass es in den Köpfen weiterlebt und das finde ich manchmal ein bisschen schade. Aber es ist eine wunderschöne Stadt.
Mich begeistert das Surfen, Kitesurfen und Windsurfen. Natürlich kenne ich Blauuwberg, Muizenberg und Somerset West gut. In den wenigen Tagen der Freiheit habe ich versucht, Surfen zu gehen. Die Welle war ein wenig bescheiden diesmal. Außerdem mag ich Hout Bay sehr - es ist halt... es ist wahrscheinlich eines der schönsten Ecken der Welt hier, dieses Kap.
Von Heike Brunner
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