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Afrikanische Kunst und Design in Hülle und Fülle

Kapstadtmagazin.de erkundet den Design District Woodstock

Unser geliebtes Kapstadt ist World Design Capital 2014. Aus diesem Anlass wandelte das Kapstadtmagazin für Euch einen ganzen Tag durch Woodstock, dem jungen und vor Kreativität sprudelndem Design District der Mother City. Hier kann man sich von afrikanischer Kunst in allen Farben und Formen - seien es außergewöhnliche Schnitzereien, eindrucksvolle Architektur, Designer Möbel oder moderne Kunst - inspirieren lassen und nach dem ganz besonderen Geschenk für die Freunde zu Hause stöbern.

Doch wie wurde Woodstock zu Kapstadts berühmten Melting Pot für afrikanische Kunst und Kreativität?

Gelegen an den Hängen des Devil‘s Peak mit einem fantastischen Blick auf den Hafen, ist das Gebiet unterteilt in Upper Woodstock – geprägt von großen, anmutigen und liebevoll restaurierten Ein- bis Zweifamilienhäuser im viktorianischen Stil und Proper Woodstock. Letzteres konnte zwar das Trauma des „Group Areas Acts“ (ein 1950 in Kraft getretenes Gesetz im Rahmen der Apartheitspolitik, dass die räumliche Rassentrennung in Südafrika regeln sollte) überwinden, war aber noch lange Zeit ein Stadtviertel, welches nur mit Kriminalität, Müll, Drogen und heruntergekommenen Häusern in Verbindung gebracht wurde.

Dank des URPs („Urban Renewal Programme“: ein seit 2001 verfolgtes, staatliches Programm zur strategischen Stadterneuerung) hat sich dies glücklicherweise geändert.

Vielleicht war es gerade der Charme des Verfallenen, der junge, kreative Menschen dazu animierte leerstehende Lagerhäuser, Fabrikgebäude sowie viktorianische Wohnhäuser zu kaufen und in trendige Räumlichkeiten umzuwandeln. Die Tatsache, dass die Kauf- und Mietpreise im Vergleich zum Rest der Stadt nach wie vor erschwinglich sind dürfte ebenfalls einen Teil dazu beigetragen haben, dass heute Ateliers, Galerien sowie hippe Restaurants und Cafés wie Pilze aus dem Boden schießen. Dies wiederum ermutigt gewerbliche Investoren bis heute, in den Bezirk zu investieren.

Das Konzept, verfallene Gebäude in ein erschwingliches Zentrum für Startups und Innovatoren umzuwandeln funktioniert so gut, dass sich sogar internationale Größen wie Google mit dem südafrikanischen Startup-Inkubator namens „Umbono“ im aufstrebenden und lebhaften Woodstock niederlassen.

Besonders beliebt sind die zwei Hauptstraßen, Sir Lowry Street und Albert Road, die Woodstock auf der einen Seite mit der Innenstadt und auf der anderen mit dem angrenzenden Stadtviertel Salt River verbinden. Wir empfehlen deshalb, sich mindestens einen halben Tag Zeit zu nehmen und den Design Walk an der Sir Lowry Street zu beginnen, um sich langsam zur Albert Road vorzuarbeiten.

 

Sir Lowry Street

101 Sir Lowry Street, Henrietta’s Café
Um den ereignisreichen Tag in hipper und doch gemütlicher Atmosphäre zu beginnen, schaut doch erst mal auf einen leckeren Kaffee und einen der köstlichen, hausgemachten Brownies oder Cupcakes bei Henrietta vorbei. Ihr liebevoll eingerichtetes Café hat einen direkten Durchgang zum Laden ihres Mannes („Woodstock Cycle Works“), der sich dort um alle Belange rund um die geliebten Drahtesel der Capetonier kümmert. Im Café finden sich passend dazu alte Fahrräder, die zu ausgefallener Dekoration umfunktioniert wurden.

160 Sir Lowry Street, 34 Fine Art & Stevenson Gallery
Schräg gegenüber von Henrietta’s Café befindet sich der Eingang zum „Buchanan Square“, eines der vielen Gebäude in Woodstock, das sowohl Büros als auch jungen Kreativen und Galerien Platz bietet. Gerade wer an südafrikanischer Kunst  interessiert ist, sollte der hier beheimateten „34 Fine Art“ und der „Stevenson Gallery“ einen Besuch abstatten. Letztere ist in der Szene als internationales Sprungbrett für talentierte, lokale Künstler bekannt – dort ausgestellt zu werden gilt dementsprechend als große Ehre.

176 Sir Lowry Street, Haldane Martin Interiors & Goodman Gallery
Nur ein paar Schritte weiter zieht das Showroom-Schaufenster des südafrikanischen Designers Haldane Martin jeden Designmöbel-Liebhaber in seinen Bann. Für seine Kreationen paart er die kühle Moderne mit afrikanischer Lebensfreude und gewann damit auch schon einige renommierte Design-Awards. Im gleichen Gebäude („Fairweather House“), welches im Übrigen den Charme eines stylischen New Yorker Lofts versprüht, befindet sich im 3. Stock außerdem die „Goodman Gallery“. Die hohen Räume mit dem glänzenden weißen Boden und den sichtbaren Holzstreben an der Decke eignen sich als perfekte Location für edle Vernissagen und Ausstellungen. Auch hier konzentriert man sich vor allem auf (süd-) afrikanische Kunst.

111 Sir Lowry Street ,The Kitchen
Nach so vielen künstlerischen Eindrücken bietet sich das „The Kitchen“ für eine kleine Stärkung an. Das In-Café ist gerade über Mittag immer gut besucht, wenn die fleißigen Bienchen aus ihren Büros und Studios strömen, um sich dort eines der sogenannten „Love Sandwiches“ zu gönnen – Der Name ist Programm!

113 - 115 Sir Lowry Street, Blank Projects
Im Haus nebenan wartet eine kleine aber feine und durchaus populäre Galerie auf Besucher: In den zwei eher minimalistischen weißen Räumen des „Blank Projects“ stellen viele aufstrebende, aber auch etablierte lokale Künstler ihre innovativen Stücke aus. Die außergewöhnlichen Ausstellungen, die schon durch das Schaufenster erkennbar sind, sorgen bei Passanten mit Sicherheit ab und an für Verwirrung, sind aber auf jeden Fall einen Blick wert.

131 Sir Lowry Street, Woodstock Vintage
Diesen Antiquitäten-Laden kann man eigentlich gar nicht verfehlen. Schon auf der Straße vor dem „Woodstock Vintage“ stapeln sich die kleinen und großen Schätze von Besitzer Nazeem Manuel. Seine Passion für Antiquitäten schürte seine Großmutter bereits, als er klein war. Dank des Vintage- & Retro-Hypes ist das Geschäft ein Insider-Tipp für Jung und Alt.

133 - 135 Sir Lowry Street, Ashanti Design
„Ashanti Design“ ist ein MUSS, wenn man sich für afrikanische Handarbeit interessiert und authentische Souvenirs von einheimischen Arbeitern kaufen möchte. Hier bekommt man von gestickten Laptop-Schutzhüllen bis hin zu farbenfrohen Teppichen und kunterbunten Sitzsäcken alles was das Herz begehrt. Gleichzeitig unterstützt man mit jedem Kauf die Fair-Trade-Politik des Besitzers, welche den Arbeitern und ihren Familien ein besseres Leben ermöglicht.

145 Sir Lowry Street, The Palms Lifestyle Centre
Leicht versteckt hinter einer Einfahrt befindet sich das „The Palms Lifestyle Centre“, eine alte Biscuit Fabrik die zu einer Shopping-Oase für Interior Design und Designer Möbel umgebaut wurde. Auch wenn schon alleine die Architektur des Gebäudes sowie die verschiedenen Läden einen Besuch wert sind, lohnt es sich besonders, am Samstag früh aufzustehen um zwischen 9:00 und 14:00 über den dort veranstalteten Markt zu schlendern. Für Schleckermäuler erfüllt das „Rococoa“ aber auch unter der Woche jeden süßen Traum: Hier dreht sich alles um Schokolade! Es gibt sogar ein kleines Schokoladenmuseum und man kann flinken Händen hinter einem großen Fenster beim Herstellen der kleinen und großen Sünden zusehen.

Nun wird es Zeit, die Sir Lowry Street zu verlassen, um den kreativen Spirit auf der Albert Road zu entdecken. Dazu biegen wir links in die Selwyn Street und landen am Ende der Straße automatisch am Ziel. By the way: Augen offen halten! Woodstock ist bekannt für seine tollen Graffitis, die man u.a. in den kleinen Seitengässchen findet. Wer es genauer wissen will, kann eine geführte Streetart-Tour über die Organisation „A Word Of Art“ bei einem Insider buchen (Tel. +27 21 447 3994). Außerdem passiert man immer wieder die kleinen, bunten Wohnhäuser, die Woodstock einen ganz besonderen Charme verleihen - und das immer mit dem wunderbaren Blick auf den prächtigen Devil’s Peak – es lohnt sich also, auch einfach mal stehen zu bleiben und die Umgebung auf sich wirken zu lassen. 

 

Albert Road

48 Albert Road, Side Street Studios
Die erste Station auf der Albert Road, die man gesehen haben MUSS, befindet sich leicht versteckt auf der rechten Straßenseite: die „Side Street Studios“. So bald man die etwas unscheinbare Glastür hinter sich gelassen hat, steht man auch schon in einem liebevoll gestaltetem Hinterhof. Die verschiedenen Studios, Büros und Shops, die verstreut in dem mehrstöckigen Gebäude und direkt auf dem Hof untergebracht sind, verbreiten ihren ganz eigenen Charme. Kreative Freiheit wird hier großgeschrieben und jeder Künstler, der sich hier niedergelassen hat, kann sich austoben – ob mit Holz, Farben oder Fashion. In den „Side Street Studios“ kann man umherlaufen, überall hineinschauen, sich direkt mit den Künstlern unterhalten und bei „KayRin“  den vielleicht besten Kaffee Woodstocks trinken. Auf jeden Fall ein Highlight unseres Design Walks!

66 Albert Road, The Woodstock Exchange
Nur ein paar Schritte weiter und kaum zu verfehlen ist das große, graue Gebäude mit den auffälligen gelben Farbeinheiten an der Außenfassade - das einzigartige und populäre „The Woodstock Exchange“. Ein Ort, wo Kreative arbeiten, mit Kunst spielen und interagieren, ihre Werke ausstellen und sich selbst treu bleiben können – das Resultat ist ein ganz eigener Spirit, den man an allen Ecken und Enden des Gebäudes sehen und spüren kann. Hier warten jede Menge kreative Shops und hippe Cafés darauf, entdeckt zu werden. Also, einfach reinlaufen und verzaubern lassen.

150 – 160 Albert Road, The Woodstock Foundry
Zeit für Lunch? Dann ist „The Woodstock Foundry“ genau das richtige. An der Ecke Albert Road und Plein Street empfängt dich direkt das einladende Brewhoo!, welches frische Steinofenpizza (unbedingt ausprobieren), Tacos und wechselnde Tagesangebote anbietet. Gesättigt kann man dann auch gleich in den Innenhof spazieren und sich dort die verschiedenen Galerien, Designstudios und Ausstellungen ansehen. Auf keinen Fall verpassen sollte man BronzeAge - eine Kunstgießerei, bei der man neben der Galeriebesichtigung auch in der hauseigenen Werkstatt den Angestellten bei der Arbeit über die Schulter schauen kann - und das große Graffiti, welches sich auf der Außenwand des Gebäudes befindet.

232 – 240 Albert Road, Moonbasket
Im „Flex Mor House“, dem nächsten Stop, sollte man „Moonbasket“ im ersten Stock unbedingt ein Besuch abstatten. Der Laden ist ein Projekt von Kapstadts bekannten Designer und Künstler Dani Le Roy. „Gehäkelt“ ist hier das Stichwort: Mit sichtbarem Erfolg werden hier handgefertigte Unikate für die Wohnung - wie Lampenschirme, Körbe und Untersetzer - erschaffen und verkauft. Mehrere Einkaufstüten später darf man aber auf keinen Fall vergessen, noch in den anderen Shops und Galerien vorbeizuschauen.

208 Albert Road, Whatiftheworld Gallery
Hier in der „Whatiftheworld Gallery“ ist alleine schon das Gebäude ein Design Höhepunkt: eine ehemalige Synagoge, die 2008 im Zuge des URPs zu einer Galerie umgewandelt wurde. Über zwei Stockwerke erstrecken sich darin die großen, hellen Räume, die mit wechselnden Ausstellungen von südafrikanischen Künstlern in Kooperation mit Künstlern aus aller Welt überzeugen.

357-361 Albert Road, The Woodstock Co-Op
Das „The Woodstock Co-Op“ öffnete seine Tore erst im August 2013 und ist damit eines der neuesten Errungenschaften des kreativen Vororts. In den zwei nebeneinander gelegenen Häusern mit diversen Stockwerken bekommen junge Designer und Künstler, welche sich noch keinen eigenen Laden leisten können, die Möglichkeit, in Form eines Pop-Up-Stores ihre Werke für einen bestimmten Zeitraum der Öffentlichkeit zu präsentieren. Besucher können also jedes Mal etwas Neues entdecken, denn der einzige feste Bestandteil des „The Woodstock Co-Op“ ist das coole Diner „The Nob“. Im Hinterraum gelegen, kann man hier in die Welt der wilden 1950s eintauchen, saftige Burger essen und Billard spielen.

375 Albert Road, The Old Biscuit Mill
„The Old Biscuit Mill“ ist heute bis weit über Kapstadts Stadtgrenzen hinaus bekannt. Hier - in diesem lebendigen, warmherzigen „Dorf“ im Herzen von Woodstock – kommen talentierte Menschen zusammen, um Ideen zu teilen, zusammen zu arbeiten und ihre gemeinsame Leidenschaft auszuleben. Die alte Mühle ist die Heimat für dynamische Büroflächen, Workshops und Designerläden. Hier trifft man einige der besten und innovativsten Designer, Künstler und Fotografen, die Südafrika zu bieten hat. Zum Abschluss des Design Walks empfehlen wir euch, den Tag dort mit einer grandiosen Aussicht und einem Dinner der besonderen Art im „The Pot Luck Club“ – welches im Dachgeschoss untergebracht ist - ausklingen und Revue passieren zu lassen.

Tipp: Da „The Old Biscuit Mill“ vor allem für den „Neighbourgoods Market“ (Sa, 9 – 14 Uhr) bekannt ist, kann man den Design Walk samstags auch hier beginnen und in umgekehrter Reihenfolge ablaufen.

Das Kapstadtmagazin.de wünscht euch viel Spaß und unvergessliche Eindrücke!

 

Von Julia Panknin und Simon Bickler

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