Deutsche Kapstädter im Interview | Christoph Trauernicht

10 Fragen an Christoph Trauernicht

Christoph Trauernicht, 33, ist Ex-Profibasketballer und Medizinphysiker am Groote Schuur Hospital und der University of Cape Town

1) Wer bist du?
Ich bin Christoph. Ziemlich lang  ;) , eher ruhig und ausgeglichen.

2) Wie groß?
2.11 m

3) Wie und wann bist du nach Kapstadt gekommen? Bist du richtiger Deutscher oder südafrikanischer Deutscher?
Meine Eltern sind 1970 nach Südafrika ausgewandert und 1976 war ich dann als drittes von fünf Kindern da. Ich wurde in Kapstadt geboren, mit fünf sind wir dann nach Pretoria gezogen und die letzten drei Schuljahre war ich dann in Windhoek.

Das Physik-Studium war an der University of Cape Town. Mein Vater ist Deutsch, meine Mutter ist Schweizerin. Die Deutsche Staatsangehörigkeit hat mir das Basketball-Spielen um einiges erleichtert, denn jede Mannschaft darf nur 2 oder 3 Nicht-Europäer in der Mannschaft haben. Das sind dann normalerweise College-Spieler aus den USA.

4) Erzähle von deinem Leben als Profibasketballer?
Ich fing in der 10. Klasse an zu spielen. Der Sportlehrer meinte, ich sei ziemlich lang und soll doch mal zum Training kommen. Ziemlich am Anfang habe ich mir mal den rechten kleinen Finger ausgekugelt, den mir dann ein Teamkollege einfach wieder reindrückte. Da hatte ich keine Lust mehr auf Basketball... Aber das hat nicht lange gehalten. Mit der Deutschen Schule in Windhoek gewannen wir die u/18 Liga in Namibia. Ich bin zur Uni mit einem Stipendium fürs Physikstudium, aber der Basketballtrainer an der Uni war ehemaliger Profi aus dem Kongo, der in Belgien gespielt hatte. Er nahm mich ins "first team". 1995 waren die "World University Games" in Japan und er meinte zu mir: "In 2 Jahren bist du mit dabei". Ich fand das recht lustig... Ich war zwar recht lang (zu dem Zeitpunkt 2.06m), wog aber nur 89 kg.

Na ja, im nächsten Jahr schaffte ich es in die Studenten-Nationalmannschaft und der erste internationale Trip ging nach Malawi. Und 1997 schaffte ich es tatsächlich an die Universiade in Sizilien, wo wir auch prompt gegen die USA spielten. Die gaben uns natürlich Dresche. In der Mannschaft waren einige Spieler, die es später in die NBA schafften. Imponierend war der kleine Earl Boykins, der mit seinen 1.65 m immer noch in der NBA spielt.

Zu dem Zeitpunkt gab es eine semiprofessionelle Liga in Südafrika (die PBL), und ich unterschrieb einen Vertrag für die 1998 Saison, für die Cape Town Kings. Der Trainer der Mannschaft war Sam Vincent, ein Amerikaner der 1986 mit Larry Bird's Boston Celtics den NBA Titel holte. Er spielte einige Jahre in der NBA und nach einem Achillessehnenriss noch ein Jahr in Griechenland. Er war es auch, der mich 1999 für einen "tryout" für Aris Thessaloniki nach Griechenland brachte. Schlussendlich landete ich in Larissa, einem Klub in der 2. Liga in Griechenland. Ich unterschrieb einen 2-Jahresvertrag, aber leider zahlten die Griechen nicht, und nach 6 Monaten war ich wieder weg. In der nächsten Saison kam ich nach Holland, wo zwar die Verträge kleiner waren, aber gezahlt wurde. Der Klub hiess damals Canoe Jeans Den Bosch, im naechsten Jahr wurde es EBBC Den Bosch. Mein letzter Klub war in der ersten Bundesliga in Belgien, Power Wevelgem. 2001 schafften wir es ins Halbfinale der Liga, 2002 gewannen wir mit EBBC den Ligapokal.

In der Zwischenzeit spielte ich auch für das südafrikanische Nationalteam bei einem Turnier in Singapur, bei den U/22 Afrikameisterschaften in Ägypten (1998), bei den Afrikameisterschaften in Angola (1999), Marokko (2001) und Algerien (2005). 2003 fiel ich verletzungsbedingt aus. 2006 war ich bei den Commonwealth Games in Melbourne mit dabei.  

5) Mit welchen anderen Profis hast du wo zusammengespielt?
In Griechenland war im Team ein junger Spieler, der Vassilis Spanoulis hiess. Er spielte später für Panathinaikos in Griechenland, das griechische Nationalteam und eine Saison für die Houston Rockets.

Mein Teamkollege in Holland (Marcel Huijbens) hatte einen Tryout für die Utah Jazz. Sie sagten ihm, er solle etwas zunehmen und im nächsten Jahr wieder kommen. Er holte sich später eine "stress-fracture" im Rücken und war 6 Monate im Bett. Er spielte einige Male für die holländische Nationalmannschaft.

Desmond Ferguson kam aus Detroit, kurz nach seiner Zeit in Holland, und spielte eine Weile für die Portland Trailblazers.

6) Was war das Beste am Basketballspielen?
Man konnte alles essen. Egal was und wieviel, im nächsten Training hat man alles wieder rausgeschwitzt. Natürlich schaut man, was man isst, aber wenn man mal schlecht isst, dann ist das nächste Training halt etwas anstrengender.

7) Was machts du heute beruflich?
Heute bin ich Medizinphysiker in der Strahlentherapie und der Nuklearmedizin.

8) Wo halten sich die Deutschen in Kapstadt auf?
Bei "Raith" im Garden's Center trifft man immer wieder Deutsche. Da gibt’s ne gute Bratwurst... :)

9) Ist dein Umfeld hauptsächlich Deutsch? 
Mein Umfeld ist nur teilweise Deutsch. Meine Frau und ich gehen zur Evangelischen Stadtmission, da sind natürlich einige Deutsche. Auch aus der Schulzeit sind noch ein paar da, aber eigentlich ist mein Umfeld hauptsächlich Englisch. Ich bin gerade mit meinem PhD (Doktorarbeit) beschäftigt, ausserdem haben wir einen 10 Monate alten Sohn, da bleibt nicht viel Zeit zum Ausgehen.

10) Was ist dein Hot-Spot in Kapstadt?
Arnold's Restaurant in der Kloof Street hat ein sehr gutes und preiswertes "Mike's Breakfast". Ausserdem ist die "Daily Deli" in der Brownlow Strasse ein sehr nettes Plätzchen. Sehr zu empfehlen sind ihre "Green Olives". Sie dürfen keinen Alkohol auf dem Menu haben, dafür verkaufen sie dann Oliven (rote, grüne oder gelbe), dazu gibt’s ein Getränk (Wein, Bier oder Savannah) umsonst. Ist ein nettes Plätzchen.

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