Eine Familientradition
Bosman Family Vineyards in Wellington ist ein Weingut in achter Generation
"Schau, siehst du den Anfangsbuchstaben 'W' von Wellington dort im Berg eingemeißelt?", fragt Neil Büchner, Produktmanager der Bosman Family Vineyards, als er auf die Hawequa Berge zeigt.
Wir fahren im Bovlei Tal und die zerklüfteten Berge erinnern mich an den violetten Kiefer eines Hais. "Ich liebe dieses Tal", sagt er, als die Weingüter an uns vorüberziehen, "es ist wie ein Fenster hinzu Wellington. Hier ist die Schönheit der ländlichen Gegend konzentriert."
"Wellington ist die Wiege des südafrikanischen Weins. Mehr als 85 Prozent der Rebpflanzen der Weingüter in diesem Land werden hier veredelt. Diese Gegend ist wie ein natürliches Gewächshaus, das noch dazu klares Bergwasser für die Bewässerung liefert und der Kiesboden ist ideal für Rebschulen."
"Du solltest dir das im Frühling anschauen", sagt er, "es ist wie die französische Provence von Südafrika mit all den Reihen an grünen Weinreben."
Die Tour, auf die Neil uns mitnimmt, wird normalerweise von Wellington Wine Walks zu Fuß durchgeführt. Das Tal ist auch sehr interessant für Mountainbiker, da man manche Strecken auch bei Mondlicht fahren kann.
Eine Familiengeschichte: von der Weinrebe zum Wein
Wir halten an dem Eichenbaum an, da Neil uns die Kinderkrippe zeigen möchte. Soziale Verantwortung wird hier in der Bosman Familie groß geschrieben. Sie beschäftigen über 260 Leute und die meisten davon leben auch auf der Farm. Gemeinsam halten die Arbeiter einen Anteil von 33 Prozent an der Farm: "Helen Zille bringt diese Farm immer als Beispiel für funktionierende Landreformen; das sogenannte Partnermodell", fügt Neil noch hinzu.
Aber zurück zur Kinderkrippe, denn hier verbringen die Kinder der Arbeiter die Vormittage mit Malen mit den Fingern und das Lernen von Liedern. Wir werden sehr verwöhnt, bevor wir fahren und sie singen sehr melodisch und im Einklang. Einzig, dass sie mich immerzu Tannie, zu deutsch Tante, genannt haben, hat mich ein wenig irritiert.
Hermanus Bosman erreichte Südafrika im Jahre 1707 als Tröster der Kranken und die alte Plantage war auf der Grande Roche in Paarl. Ein paar Jahrzehnte und ein Enkel später kam Pieter Bosman nach Wellington um Zugpferde des berühmten Züchters 'Lang Kootjie' Malan von Lelienfontein in Wellington zu kaufen.
"Die Geschichte der Bosmans ist eigentlich eine Liebesgeschichte", sagt Neil. Er erzählt uns wie Pieter dem Rat von 'Lang Kootjie' gefolgt ist und eine Farm neben Lelienfontein kaufte. Pieter verliebte sich auch in 'Lang Kootjie's' Tochter, Isabella, heiratete sie, und als ihr Vater in Rente ging, kaufte Pieter Lelienfontein.
Dort wo es ein Weingut gibt, gibt es auch Zivilisation
Zurück in Lelienfontein und wir stehen mittlerweile auf einer erhöhten Stahlplattform, unter uns sind die Fermentertanks für den Wein. Die Größe des Weinkellers macht es für die Kellermeisterin, Corlea Fourie, einfach, den Wein auszuwählen, der von besten fünf Prozent der Ernte ausgewählt wurde.
Neil führt uns einen eisernen Treppenaufgang hinauf und bald darauf sind wir auf dem Dach des Weinkellers. Der Ausblick ist fantastisch, zu unserer Rechten ist das 'W' von Wellington und darunter erstrecken sich die Weinberge bis zum Horizont.
Wir verlassen den Weinkeller durch den Raum, wo die Weinfässer gelagert sind. Neil zeigt uns einen hölzernen Balken, auf dem vor Jahrzehnten der Ertrag des Weinguts noch mit Kreide vermerkt wurde. "Dieser Tage müssen wir Hunderte von Papieren abheften", sagt er, während er ironisch lacht. "Damals hast du einfach auf den Balken gekritzelt ..."
Der Weinkeller wurde 2007 wieder eröffnet, denn für ganze 50 Jahre hatten die Bosmans keinen Wein hergestellt. Neil schreibt dies dem kalten Gärprozess zu, der die ganze Branche revolutioniert hat. Damals hatte deren Weinkeller noch keinen Strom oder Pumpen. Petrus Bosman entschloss sich also lieber in die Rebschulen zu investieren.
Glaube, Liebe, Hoffnung
Wie auch in Kapstadt so manches an die ersten Siedler erinnert, zum Beispiel die Kopfsteinpflaster, haben auch die Bosmans ihre Geschichte am Leben erhalten. Der Verkaufs- und Verkostungsraum ist in dem alten Weinkeller für Rotwein, merklich von den unebenen Zementwänden, die purpurfarben gestrichen wurden. Daneben ist das Familienmuseum, hier trägt ein rostiges Eisentor das Familienwappen, das sagt 'Fides spes at amor',Glaube, Hoffnung und Liebe. Neil hebt ein Werkzeug aus Kupfer auf und sagt: "Dies wurde benutzt um Schwefel in den Boden zu pumpen, als die Kapschen Weine fast komplett durch die Reblaus 1886 ausgelöscht wurden. Aber diese Maßnahme hat nicht geholfen. Die Bosman Familie hat dann nach 1888 wohlbehaltene Weingüter geschaffen, indem sie die Reben mit der resistenter North American Sorte kreuzten."
Zurück im Verkostungsraum setzen wir uns an einen langen Holztisch und probieren zuerst den Rosé, der aus 30 verschiedenen Sorten besteht, die aus ihrem Weingarten in dem oberen Hemel-en-Aarde Tal in Hermanus stammen.
Danach folgt, der Adama 2008, benannt nach dem Arbeiter Adam Appollis, der mit der Bosman Family Vineyards seit Beginn arbeitete. Nachfahren von ihm, bewirtschaften immer noch das Farmland. Es ist eine Mischung aus Shiraz, Mouvèrdre, Primitivo und Viognier.
Wir probieren uns durch die restlichen Weine, mein persönlicher Favorit ist der Optenhorst Chenin Blanc. "Nächstes Jahr werden wir das 60-jährige Jubiläum des Weins haben", sagt Neil.
Den Abschluss bildet der Dolce Primitivo 2007. Dieser natürlich süße Wein hat eine bittersüße Geschichte zu erzählen. Damals ertrank ein italienischer Kriegsgefangener, der auf der Farm arbeitete, in dem Damm der Farm. Um ihm zu gedenken, pflanzte die Bosman Familie Primitivo, eine italienische Kultursorte, um den Rand des Staudamms. Das ist derselbe Weingarten, wo der Wein heute hergestellt wird. "Wir dörren die Bündel aus und weil die Haut der Primitivo-Trauben so dünn ist, entwickelt sich eine noble Gärung", erklärt Neil.
Stokkies draai
Bevor wir uns wieder auf den Weg machen, zeigt uns Neil noch, wo die Veredelung (Stokkies draai) stattfindet. In großen Farmschuppen kürzen, schneiden und veredeln die Arbeiter die Weine. Sie arbeiten flink und geschickt. Sobald die Reben verbunden worden sind, werden sie in Wachs getaucht und verpackt.
"Die afrikaanse Formulierung stokkies draai, heißt soviel wie, abhauen oder Schule schwänzen und kommt ursprünglich aus Wellington", sagt Neil.
Das nächste Mal werde ich also sagen, dass ich nach stokkies draai fahre. Du weißt, wo du mich findest.
von Malu Lambert
Verkostungen und Weintouren können nach Vereinbarung für 50 Rand gebucht werden. Diese Gebühr wird bei Kauf eines Weins zurück erstattet.
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