Sommer, Surfen und viele Touristen in der Mutterstadt
10 Fragen an Kaffeeröster Fabian Reck
Während des Studiums in der Schweiz hat er schon gerne Kaffee getrunken. Schließlich hat er in Kapstadt seine eigene Rösterei eröffnet. Wie verschieden die Geschmäcker in Südafrika sind, erzählt er uns im Interview.
1. Wer sind Sie und woher kommen Sie?
Mein Name ist Fabien Reck, ich bin Schweizer und komme ursprünglich aus St. Gallen. Im Jahr 2011 bin ich nach Kapstadt gekommen und lebe hier nun mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter. Mir gehört die Kaffeerösterei Fabino Coffee in der Strand Street.
2. Wieso sind Sie nach Kapstadt gezogen?
Ich bin wegen meiner Frau nach Südafrika ausgewandert. Nachdem sie drei Monate bei mir in der Schweiz gewohnt hat, sich mit dem Wetter und der schweizerischen Art aber nicht anfreunden konnte, bin ich kurzer Hand nach Kapstadt gezogen.
3. Hatten Sie in der Schweiz auch schon mit Kaffee zu tun?
Nein, in der Schweiz habe ich Kaffee nur getrunken. Nach dem BWL-Studium hat es mich in den Vertrieb verschlagen. Dass ich jemals eine Kaffeerösterei in Kapstadt besitzen würde, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können.
Als ich mein Visum beantragte, merkte ich, dass ein Arbeitsvisum immer an das einstellende Unternehmen gekoppelt ist und man ohne sichere Anstellung kein Arbeitsvisum bekommen kann. An der Stelle kam ich auf die Idee, mein eigener Chef zu werden und beantragte einfach ein Visum für eine Unternehmensneugründung.
Erst danach überlegte ich mir, was ich auf die Beine stellen könnte. Da ich Kaffee liebe, kam eins zum anderen und die Idee, eine Kaffeerösterei zu gründen, war geboren.
4. Was versteckt sich hinter Fabino Coffee und was ist das Besondere daran?
Fabino Coffee ist eine Kaffeerösterei. Quasi wie Tchibo, Jakobs oder Eduscho, aber in Miniversion eben. Der Name kommt von meinem Vornamen Fabian, welcher zufälligerweise sogar „Bohne“ bzw. „Bohnenbauer“ bedeutet.
Wir importieren Kaffeebohnen aus Südamerika, Afrika und Asien, rösten, verpacken und verschicken sie selbst an unsere Kunden. Das sind zum Beispiel Hotels. Unser Kaffee ist aber auch für den Privatgebrauch in manchen Filialen der Supermarktkette Spar erhältlich. Oder in der Bäckerei Dinkel in Gardens und bei Giovannis in Green Point.
Das Besondere an meinem Kaffee ist die Nachhaltigkeit. Ich setze sowohl auf biologischen Anbau als auch fairen Handel. Das hebt ihn von anderen ab, denn die Wenigsten in Südafrika produzieren biologischen Kaffee.
5. Haben Südafrikaner einen anderen Kaffeegeschmack als Deutsche und Schweizer?
Auf jeden Fall. Bestimmt 95% der Südafrikaner trinken Kaffee immer mit Milch, also Cappucchino zum Beispiel. Hinzu kommt, dass südafrikanischer Kaffee grundsätzlich auch etwas säuerlicher ist. Der würde den Europäern nicht schmecken.
6. Was könnten die Deutschen Ihrer Meinung nach von den Südafrikanern lernen und andersherum?
Etwas mehr Gelassenheit würden den Deutschen und den Schweizern sicherlich nicht schaden. Sie sollten mehr mit Humor und nicht alles so ernst nehmen. Wenn man in Südafrika lebt, ist eine relaxte Einstellung definitiv empfehlenswert. Ansonsten reißt man sich die Haare aus, weil man sich ständig über irgendetwas ärgert. Andersherum sind die Südafrikaner nicht gerade die Zuverlässigsten. Alles dauert. Ich habe das Gefühl, die Hälfte meiner Zeit mit sinnlosem Warten zu verbringen. Und damit irgendwann überhaupt etwas passiert, muss man erst dreißigmal nachhaken. Ob dann das eintrifft, wonach man gefragt hat, ist wieder eine andere Baustelle. Effizienz haben die Südafrikaner nicht gerade im Blut.
7. Was macht Kapstadt bzw. Südafrika für Sie so einzigartig?
Ich bin hauptsächlich wegen meiner Frau nach Kapstadt gezogen. Wenn ich sie damals im Thailandurlaub nicht kennengelernt hätte, würde ich jetzt sicherlich noch in der Schweiz wohnen. Dass ich mich auf dieses Abenteuer eingelassen habe, bereue ich jedoch nicht. In der Schweiz hätte ich sicherlich nie eine eigene Rösterei gegründet. Die Kosten und das Risiko, die mit einer Unternehmensgründung verbunden sind, sind dort viel zu hoch. In dieser Hinsicht ist Südafrika schon einzigartig, denn man hat viel mehr Möglichkeiten. Man kann sich ausprobieren und seine Geschäftsideen tatsächlich realisieren. Während des Studiums hatten wir jede Woche neue Businessideen, doch wir hätten nie eine in die Tat umgesetzt. Das habe ich mich erst hier getraut.
8. Was ist Ihr absoluter Hot-Spot in Kapstadt
Mein Balkon zu Hause mit Meerblick. Einfach ein Traum.
9. Was vermissen Sie am meisten aus Ihrer Heimat?
Allen voran vermisse ich natürlich meine Familie und meine Freunde. Die sind alle in der Schweiz. Und das Skifahren im Winter. Manchmal wünschte ich auch, es gäbe hier genauso wie zu Hause richtig guten Käse, luftgetrocknete Salami und ordentliches Brot.
10. Haben Sie noch einen Südafrika-Geheimtipp für unsere Leser?
Urlauber sollten sich lieber zwei Wochen als nur drei Tage Zeit für Kapstadt nehmen. Die Stadt ist sehr vielseitig und hat so viel zu bieten, da reichen ein paar Tage niemals aus. Den West Coast National Park in der Nähe von Langebaan kann ich sehr empfehlen. Dort gibt es traumhafte Strände. Da kommt richtiges Karibik-Feeling auf.
von Anna-Karolina Stock
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