10 Fragen an Hans-Werner Bußmann
Hans-Werner Bußmann, 60, ist Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Kapstadt
1) Wer sind Sie?
Seit Ende August 2009 bin ich Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Kapstadt. Mein Amtsbezirk umfasst die Provinzen Westkap, Ostkap und Nordkap. Auf Abitur (1968) und Bundeswehr (18 Monate, Fähnrich d.R.) folgte das Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Völker- und Europarecht in Tübingen. Nach kurzer Tätigkeit als Anwalts- und Notarvertreter trat ich im April 1978 in den Auswärtigen Dienst ein. Im Ausland wurde ich in Belgrad, Harare, Athen, Den Haag, Athen, Pretoria und Kairo eingesetzt.
2) Wie und wann sind Sie nach Kapstadt gekommen?
Meine Frau und ich sind am 19.08.2009 in Kapstadt eingetroffen. Erstmals waren wir 1988 mit unserem damals zweijährigen Sohn von Harare aus ans Kap gekommen, weil wir uns den Traum, einmal im Mount Nelson zu übernachten und auf dem Blue Train zu reisen, erfüllen wollten. Auch in meiner Zeit als Ständiger Vertreter des Botschafters an der Botschaft Pretoria war ich alle 2-3 Monate in Kapstadt, vor allem um die Kontakte zu den südafrikanischen Parlamentariern zu pflegen.
3) Was sind die Aufgaben eines Generalkonsuls?
Der Generalkonsul leitet das Generalkonsulat, das eine Vielzahl von Aufgaben hat: Pflege der Beziehungen zu den Regierungen und Parlamenten der drei Provinzen, Beobachtung der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung dieser Provinzen, Förderung von Kontakten zwischen der Wirtschaft, den kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen und den Institutionen der Zivilgesellschaft auf südafrikanischer und deutscher Seite.
Ferner werden Visa - nicht nur für Südafrikaner - erteilt und für deutsche Staatsangehörige Pässe, Aufenthaltsbescheinigungen und Erbscheine, um nur einige der zahlreichen Aufgaben zu nennen.
Meine wichtigste Aufgabe sehe ich darin, im richtigen Moment die richtigen Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. So las ich kürzlich von der Erfindung einer deutschen Professorin an der Universität Kapstadt und brachte sie kurz darauf mit deutschen Wissenschaftlern aus einem ganz anderen Fachbereich zusammen. Sie wären sich sonst wohl nie begegnet. Jetzt zeichnet sich eine engere Zusammenarbeit ab.
4) Welche deutschen Institutionen gibt es in Kapstadt?
Das Generalkonsulat arbeitet eng mit dem regionalen Zweig der deutschen Industrie- und Handelskammer für das Südliche Afrika, der Deutschen Internationalen Schule Kapstadt, dem Goethe-Zentrum (einem privaten Sprachlernzentrum, das eng mit dem Goethe-Institut verbunden ist) sowie der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde zusammen. Als Institution würde ich aber auch die Buchhandlung Naumann bezeichnen, die deutsche Literatur und andere Publikationen weit über Kapstadt hinaus vertreibt, oder die Lektorin des DAAD an der Universität des Westkaps, die auch Studenten und Dozenten anderer Universitäten betreut.
5) Sind Sie in einer deutschen Vereinigung in Kapstadt involviert?
Als Generalkonsul bin ich für alle Deutschen und für alle Bürger des Gastlandes da. Da ist es wichtig, Äquidistanz zu üben. Meine Frau und ich sind aber häufig Gäste der deutschen Vereinigungen und erfahren so viel über deren Arbeit und die Situation der Angehörigen der deutschen Gemeinschaft am Kap.
6) Was waren die Höhepunkte Ihrer bisherigen Zeit in Kapstadt?
Der absolute Höhepunkt war natürlich die Fußball-Weltmeisterschaft. Dies bedeutete für das Generalkonsulat neben den Spielen, zu denen auch zahlreiche Touristen aus Deutschland angereist waren, auch die Vorbereitung der offiziellen Besuche: z.B. am 03.07. den der Bundeskanzlerin in Kapstadt und am 10.07. den des Bundespräsidenten in Port Eliszabeth. Meine Kolleginnen und Kollegen und ich waren von Anfang an davon überzeugt, dass diese Fußball-Weltmeisterschaft ein einmaliges und von südafrikanischer Seite ausgezeichnet vorbereitetes Turnier werden würde. Unsere Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.
7) Was sind Ihre wichtigsten Pläne für die Zukunft?
Das Generalkonsulat wird ab September 2010 erneut „Deutsche Kulturwochen“ am Kap durchführen. Sie werden am 11.10.2010 mit einem Symphonie-Konzert des Bundesjuristen-Orchesters in der City Hall eröffnet. Es handelt sich um ein hochrangiges Laienorchester mit professionellen Musikern als Stimmführer für die einzelnen Instrumentengruppen.
Diesem Auftakt folgen zahlreiche weitere Veranstaltungen: Peter Dirk Uys wird mit Judith February und dem früheren FAZ-Korrespondenten Robert von Lucius über die Entwicklung der Zivilgesellschaft in Südafrika nach 1990 diskutieren. Filme zur Situation in Südafrika werden in Townships gezeigt, junge Fußballer aus den verschiedensten Teilen Kapstadts zu einem besonderen Training und Turnier an die Deutsche Schule Kapstadt eingeladen.
Drucke des bekannten deutschen Fotografen Jürgen Schadeberg zur Teilung Berlins und ihren Folgen werden ebenso ausgestellt wie die Skulpturen des weltberühmten deutschen Künstlers Günter Uecker unter dem Thema „Der geschundene Mensch“, mit denen die Kulturwochen Anfang Februar 2011 abgeschlossen werden. Dies nur als Kostprobe. Mehr erfahren Sie in den kommenden Wochen und Monaten im elektronischen „Newsletter“ des Generalkonsulats.
8) Was haben Sie in Kapstadt erlebt, was Ihnen in Deutschland vielleicht nicht passiert wäre?
Kürzlich sind unsere beiden Hunde (ein Airedale und ein Jack Russel) aus dem Tor geschlüpft, als die Müllmänner kamen und meine Frau und ich beide nicht zu Hause waren. Schon nach einer halben Stunde kam ein Anruf eines anderen Bewohners von Constantia, der die beiden in ziemlich aufgeregtem Zustand ziemlich weit weg von unserem Haus entdeckt hatte. Er fing sie ein und statt die Polizei zu rufen oder sie zum nächsten Tierheim zu bringen, was ein Deutscher getan hätte, brachte er sie selbst zu uns nach Hause, obwohl ihn die ganze Aktion bestimmt 1 ½ Std. seines Urlaubstages gekostet hat und ihm ein ziemlich verschmutztes Auto bescherte.
9) Was ist in Kapstadt für Sie deutsch? Sind deutsche Dinge für Sie wichtig?
Auf die deutschen Institutionen, die eine ganz wichtige Mittlerrolle zu den Menschen am Westkap spielen, habe ich schon hingewiesen. Erstaunt sind meine Frau und ich auch, wieviele Geschäfte es gibt, die deutsche Spezialitäten verkaufen und wieviel Deutsch nicht nur in deren Umgebung gesprochen wird. Aber vielleicht ist das auch ganz normal, wenn wir annehmen, dass mindestens 25.000 Deutsche ständig und ca. 25.000 Deutsche „als Schwalben“ am Kap leben. Typisch „deutsche Produkte“ zu haben ist zwar schön, aber nicht überlebenswichtig. Trotzdem freuen wir uns, wenn wir hier Spezialitäten kaufen können – z.B. Lebkuchen, Gummibärchen etc.
10) Was ist für Sie der schönste Platz in Kapstadt?
Das ist angesichts der Vielzahl der schönen Plätze schwer zu sagen. Je nach Wetter und Stimmungslage können das der Signal-Hill, die Cape Quarters, der botanische Garten in Kirstenbosch, der Strand in Houtbay (für die Hundespaziergänge), einer der vielen schönen Golfplätze oder eine der Weinfarmen sein.
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