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Alex und Ann-Kristina leben in Kapstadt und sind schon viel in der Welt herumgekommen. Was sie in Kapstadt fürs Leben gelernt haben, erzählen sie uns im Interview.
1. Woher kommt ihr ursprünglich?
Alex: Mein Vater ist Münchner, meine Mutter kommt aus dem Rheinland, aber ich selbst bin in Ostafrika großgeworden, in Kenia. Dort bin ich auf die deutsche Schule gegangen und bin nach dem Abi nach Bonn gezogen, wo ich zehn Jahre gelebt und studiert habe.
AK: Bei mir ging es etwas unspektakulärer los, in einem kleinen Dorf bei Gummersbach, bei Köln. Nach dem Abi ging es aber auch für mich zum Studium – unter anderem – ins schöne Bonn.
2. Wie seid ihr auf Kapstadt gekommen? Es gibt andere Städte mit Meer und Berg.
Alex: Ich hatte die Möglichkeit, in Kapstadt meinen Studiengang in Hotelmanagement abzuschließen. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das Studium in Südafrika verhältnissmäßig günstig und der Ruf der Unis ist gut.
AK: Ich bin auch durch mein Studium, dem Global Studies Programme, hier gelandet. Erst sollte es nur ein Semester sein, daraus wurden dann zwei und nun sind es schon fast drei Jahre. Für mich ist Kapstadt eine gute Mischung aus meinem Zuhause in Deutschland und Alex‘ Zuhause in Kenia.
3. Was genau macht das Leben in Kapstadt aus?
Alex: Die Nähe zur Natur, der gute Wein, durch den Wind immer frische Luft, kein Smog. Und die Übersichtlichkeit, wenn man vom City Centre ausgeht; alles ist in Reichweite, man muss nicht stundenlang im Verkehr stehen, um von A nach B zu kommen.
AK: Wenn ich auf der Straße jemanden anlächle, lächelt derjenige zurück. Trotz der immer noch sehr gespaltenen Gesellschaft und der Cliquen-haftigkeit, die man den Kapstädtern nachsagt, erlebe ich oft eine entspannte Offenheit zwischen den Menschen und Neugierde aufeinander. Es scheint nichts unmöglich. Wenn etwas unmöglich ist, wird ein Plan gemacht. Es gibt diese positive Grundeinstellung, es schaffen zu wollen. Viele sind sehr engagiert – ob TEDx, Greenpop oder EcoAtlas, es wird etwas gemacht.
4. Ihr beiden arbeitet mit Menschen. Was ist das besondere am Job und welche Highlights gibts?
Alex: Ich arbeite im Verkauf und habe Freude daran, den Menschen ein Produkt zu verkaufen, das ich selbst auch kaufen würde. Man kann die Vorfreude der reisenden Kunden spüren und sich mit ihnen mit freuen.
5. Seht ihr euch als Kapstädter?
Alex: Als Kapstädter sehe ich mich auf jeden Fall noch nicht. Allerdings ist es immer schwer zu sagen, wo man herkommt, wenn man fast zwanzig Jahre in Kenia, zehn Jahre in Deutschland und nun fast drei Jahre in Südafrika gelebt hat – es gibt viele Orte, an denen man sich wohlfühlen kann.
AK: In Kapstadt bin ich Europäer, in unserem kleinen Dorf in Deutschland aber zum Beispiel die „Enkelin aus Afrika“. Ich finde es ganz angenehm und spannend, von allen Identitäten etwas anzunehmen und daraus über die Jahre meine eigene zu formen.
6. Was könnten die Deutschen am Besten von den Südafrikanern lernen und andersherum?A
Aex: Südafrikaner können von den Deutschen schon noch die Pünktlichkeit lernen, wobei die Deutschen auch lernen sollten, ein bisschen gelassener zu leben.
AK: Ich habe von den Südafrikanern gelernt, dass man sich über Komplikationen, Unvorhergesehenes oder Unmögliches nicht gleich beschweren oder aufregen muss. Wenn der Strom weg ist, ist er in zwei Stunden eben wieder da. Wenn der Zug nicht um 15:15 Uhr kommt, kommt er eben um 15:25 Uhr, ok 15:35 Uhr. Wenn man das einmal akzeptiert hat, lebt es sich viel entspannter. Ändern kann man es ohnehin so kurzfristig nicht, warum Energie aufs Meckern verschwenden. „I’ll get to it, when I get to it“, sagt mein Kollege aus Durban gerne.
7. Beste Gegend in Kapstadt?
Alex: Für einen Sonntagsausflug bei gutem Wetter – das heißt Sonne und kein Wind – der Big Bay Strand; für Cafés und Restaurants die Kloof Street und zum Wohnen Sea Point durch die Nähe zum Meer.
AK: Ich bin auch unglaublich gerne in Sea Point. Ein Auto ist überflüssig, mit dem Minibus Taxi kommt man überall hin oder schlendert die Promenade entlang und erkundet zu Fuß die Nachbarschaft.
8. Mal ganz ehrlich: Was vermisst ihr aus der Heimat?
Alex: Auf jeden Fall Freunde und Familie. Aber auch die Bewegungsfreiheit, zum Beispiel auch nachts ein längeres Stück zu Fuß laufen zu können. Und Spätzle!
AK: Dazu noch die Buchpreisbindung, SPIEGEL und ZEIT, und die langen Sommerabende, bei denen die Sonne nie unterzugehen scheint. Ohne Ikea und H&M zu leben, habe ich ganz schnell gelernt.
9. Wenn jemand neu nach Kapstadt kommt, was soll unbedingt gemacht werden? Und was kann man sich sparen?
Alex: Da gibt es natürlich eine ganze Reihe an Sachen, die gemacht werden müssen: Tafelberg ist ein Muss, aber zu Fuß, nicht mit dem Cable Car, genauso wie Lions Head. Cape Point, Chapman‘s Peak Drive, Wine Tasting... Long Street ist meiner Meinung nach überbewertet. Man kann es sich einmal anschauen, aber insgesamt ist es mir dort zu stressig und anstrengend.
AK: Robben Island steht bei vielen Touristen oben auf der Liste, aber ich denke, es gibt bessere Orte, um Südafrikas Geschichte zu verstehen und zu erleben. Freunde dich mit dem Barkeeper einer kleinen Eckkneipe abseits von Kloof und Long Street an, trinke einen Kaffee mit dem Sicherheitsmann in deinem Haus, stelle Fragen, höre vor allem zu und du wirst mehr erfahren als in jedem Museum. Kapstädter haben viel zu erzählen, ihnen zuzuhören ist für mich immer besonders.
10. Wenn ihr ein typisch südafrikanisches Essen wärt, dann wärt ihr.....
Alex: Ein Braai – ob Fisch gegrillt wird und nebenbei ein Curry gekocht oder Lamm und Boereworst, die Geselligkeit und das Beieinandersein mit Freunden und einem kalten Bier ist immer schön.
AK: Eine Pizza mit Feta, Bacon und Avo. Ganz viel Avo.
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