Sommer, Surfen und viele Touristen in der Mutterstadt
Österreichische Auswanderer in Kapstadt – Gerhard Sissolak
Als Mediziner nach Kapstadt ausgewandert und mit Handkuss empfangen
Gerhard Sissolak kam vor 11 Jahren zum ersten Mal aufgrund der Arbeit seiner Frau nach Afrika und ist geblieben. Das Leben des deutsch-österreichischen Ärztepaars war schon immer geprägt vom Ortswechsel. Es hat sie immer wieder in andere Länder gezogen - Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Nicaragua: „Ich hab das Abenteuer gesucht, wollte immer etwas Neues erleben. In Mitteleuropa wird man vom Alltag aufgefressen.“ Lange haben sie es nie an einem Ort ausgehalten: „Wir wollten immer weiter. Wir waren richtige Nomaden.“
Seine Frau arbeitete im Entwicklungsdienst, und als sie nach Sambia gerufen wurde, war für Gerhard Sissolak klar: „Ich komme mit!“ Der Österreicher war es gewohnt, seinen Arbeitsplatz zu wechseln und so arbeitete er zwei Jahre lang als Internist in einer Klinik in Sambia.
Danach sollte es wieder zurück nach Europa gehen, doch davor wollte Gerhard Sissolak noch einen Kurzurlaub in Kapstadt machen. In kürzester Zeit blieb das Paar im Western Cape hängen und Gerhard Sissolak landete durch einen Kontakt aus London an der Tygerberg Universitätsklinik Stellenbosch in Parow.
Gerhard Sissolak ist einer der 40 Hämatologen (Blutspezialist) in Südafrika. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es 1000. Die Visumfrage war somit schnell geklärt. Ein Special Skills Visum sollte kein Problem darstellen. Der Österreicher füllt eine Lücke und wurde mit Handkuss aufgenommen. Die Beantragung hat er einer Agentur überlassen. Das Visum musste er allerdings noch zweimal verlängern, bis er dann 2009 seine Permanent Residency in den Händen halten durfte: „Die Visaangelegenheiten brauchen einfach Zeit und natürlich auch Selbstinitiative. In Südafrika läuft nichts automatisch. Ich war froh, dass ich es einer Immigrationsagentur übergeben hatte. Und mit Wartezeit muss man in Südafrika überall rechnen.“
Auch wenn die Arbeitszeiten anspruchsvoll sind, bereut er seine Entscheidung, in Südafrika zu arbeiten, nicht. Der Arbeitsalltag an der Tygerberg Klinik ist für Gerhard Sissolak etwas Besonderes. Kein Tag gleicht dem anderen und steht immer unter dem südafrikanischen Motto: „Expect the unexpected.“ Einen sogenannten „Alltag“ gibt es hier nicht: „Es wird nie langweilig!“
Sich irgendwo fest niederzulassen, war für seine Frau und ihn nie ein Bedürfnis. Sie haben es sich immer offen gehalten, wieder weiterzuziehen. Allerdings wurden die Kinder älter und es stellte sich die Frage, wo die Kinder denn in die Schule gehen sollen: „Wir wollten unseren Kindern Stabilität bieten und beschlossen, hier zu bleiben.“
Die Kinder sind nun erwachsen und Gerhard Sissolak immer noch in Südafrika. Er weiß noch, was er für Bedenken und Ängste hatte. Am Ende hat sich aber alles wieder gelegt und jeder einzelne Schritt hat sich gelohnt. Immer mal wieder schaut er auch bei den InterNations-Treffen vorbei und unterhält sich mit anderen Auswanderern quasi als deutschsprachiger Auswanderungsexperte. Er ist der Überzeugung, dass es jeder, der wirklich hier leben will, es auch schaffen kann und sich wohlfühlen wird: „Zurück geht in der Regel keiner mehr.“
Ob er für immer hier bleiben möchte, kann er noch nicht sagen. Zurück nach Europa zieht es ihn allerdings nicht mehr. Ein internationaler Ärztekongress führt ihn einmal im Jahr zurück nach Österreich. Dann besucht er seine Verwandtschaft in Wien. Auch seine Kinder werden höchstwahrscheinlich hier bleiben: „Hier sind sie zur Schule gegangen, hier haben sie studiert, hier sind sie Zuhause.“
Von Christina Storz
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