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Deutsch-südafrikanischer Filmregisseur über das Ich und die Welt
Ein Interview mit dem jungen Filmemacher Teboho Edkins
Teboho Edkins wurde 1980 in den USA geboren und wuchs größtenteils in Lesotho, Deutschland, Südafrika sowie Frankreich auf. Er tritt in die Fußstapfen seines renommierten Vaters Don Edkins, einem der bekanntesten Filmproduzenten Südafrikas.
Teboho Edkins zeichnet sich insbesondere durch seine sozialkritische Dokumentationen aus, für die er mehrfach Auszeichnungen gewinnen konnte. Er nahm bereits an mehreren Filmfestivals teil, etwa beim FID Marseille, Festival panafricain du cinéma et de la télévision de Ouagadougou (FESPACO), International Filmfestival Innsbruck, Vision du Reel Nyon, Tampere Short Film Festival oder an der Berlinale.
In einem Interview erläuterte Teboho Edkins dem Südafrika-Portal 2010sdafrika seine beruflichen Visionen und spricht über seine Südafrika-Dokumentationen.
2010sdafrika-Redaktion: Sie konzentrieren sich in Ihrer Arbeit auf Dokumentationen mit sozialkritischer Ausrichtung, welche südafrikanische Themen aufgreifen. In Ihren Dokus „Ask me I´m positive“, „True Love“ oder „Looking Good“ konzentrieren Sie Ihre Produktionen auf HIV. Was veranlasst Sie diese Pandemie zu thematisieren?
Teboho Edkins: Die HIV-Pandemie in Lesotho war zum Zeitpunkt meines ersten Filmes „Ask me I’m positive“ ein Monster, welches einfach nicht ignoriert werden konnte. Sie war weit verbreitet und zugleich unsichtbar – einfach nicht nachzuvollziehen. Gerade das Abbild von Lesotho von 2004 verdeutlicht, dass ungefähr 30% der Bevölkerung mit HIV infiziert ist, aber der Zustand von nur einer handvoll von Menschen öffentlich wurde, drei von denen waren Protagonisten im Film. Dort herrschte (und es ist immer noch enorm) solche Verwirrung und Voreingenommenheit über die Erkrankung, sodass ich wusste, dass es das einzige Thema ist, worüber ich einen Film machen wollte.
Was die Entstehung des Filmes ermöglicht hat, war der Umstand, dass es ein Stück einer wirklich hochinteressanten, aus 35 Titeln bestehenden und revolutionären Filmreihe zu HIV war – „STEPS for the future“ – welche im Jahr 2000 von Filmemachern aus dem südlichen Afrika herausgebracht worden ist.
In meinem anderen Film „True Love“, gehe ich nicht wirklich auf die HIV-Pandemie ein, aber auf eine Person aus Lesotho, die mit dem HI-Virus infiziert ist. Es geht um einen Menschen, der HIV durch Liebes- und Sex-Erfahrungen erlebt hat. (Der Status quo ist dessen HIV-Positivität. Ich versuche aufzuzeigen, wie jemand jenseits des Virus ein normales Leben führt – und ich denke dieses ist wirklich wichtig zu verstehen; insbesondere im Kontext zum Südlichen Afrika, wo viele Menschen infiziert sind).
2010sdafrika-Redaktion: In „Gangster Project 1“, greifen Sie ein neues Thema im Hinblick auf die Kriminalität in Südafrika auf. Wechseln Sie Ihren Fokus auf andere soziale Herausforderungen?
Teboho Edkins: Naja, ich bin wirklich kein politischer Analyst oder Aktivist, sodass ich Filme zu Themen mache, die ich relevant und interessant finde sowie filmisch erforschen möchte. Nach den HIV-Filmen beispielsweise, machte ich das „Gangster Project 1“, eine Art Dekonstruktion eines Gangster Rap-Videos mit realen Gangstern und im Anschluss „Kinshasa 2.0“, einen Kurzfilm über Demokratie und übers Internet genutzte Second Life, einer virtuellen Welt …
2010sdafrika-Redaktion: Ihr neuer Film behandelt auch die Kriminalität in Südafrika. Was ist der genaue Titel Ihrer neuesten Produktion, wann wird diese in Deutschland zu sehen sein und worum geht es?
Teboho Edkins: Der Titel meines letzten Filmes lautet „Gangster Project“ (es ist sozusagen eine Fortsetzung von „Gangster Project 1″). Kurz gesagt ist es ein Langspielfilm und Halbdoku-Gangsterfilm, gedreht in Kapstadt/ Südafrika. Die Story geht auf einen jungen weißen Menschen ein, der einen perfekten Gangsterfilm drehen möchte, jedoch nicht wirklich etwas über Gangsters weiß. Er trifft zahlreiche Ganoven, besetzt letztendlich diejenigen für seinen Film die er für die perfekten Gangsters hält, hängt mit Ihnen rum. Er findet ihr Leben ziemlich schnell wenig reizvoll und langweilig, ihre begangene Gewalt für belanglos und dreckig, sodass er selbst anfängt Handlungen der Gewalt anzuzetteln (alles im Geiste der Entstehung seines Gangsterfilmes). Paradoxerweise entwickelt er sich enger an sie und versteht diese als Menschen mit realen Ängsten; verängstigt um ihre Häuser zu verlassen …
Wir sind noch in der Postproduktionsphase des Films, sodass dieser erst sachgerecht fertiggestellt werden muss, wenn dieser das Color Grading, die Vertonung etc. durchläuft – zum Ende November. Wir werden diesen dann in Filmfestival-Kreisen herausbringen, inklusive der Festivals in Deutschland und vielleicht könnte dann eine Rundfunkanstalt diesen kaufen oder dieser wird in einem kleinen Kino hier und dort kurzzeitig vorgeführt … aber noch ist es zu früh, um hierbei etwas sagen zu können.
2010sdafrika-Redaktion: Wie würden Sie die aktuelle Kriminalitätslage in Südafrika beschreiben?
Teboho Edkins: Ich bin kein Experte auf dem Gebiet der Kriminalität in Südafrika, aber sämtliche Statistiken bekräftigen, dass es einer der gewaltigsten Länder weltweit ist, eine der höchsten Mord- und Vergewaltigungsraten aufweist etc.
Ich verstehe die Kriminalität als äußerst ungleiches Phänomen (Südafrika ist ja als Land der Gegensätze bekannt, oder?). Wenn man arm ist und in einem Township lebt, wird man eher getötet und vergewaltigt, sodass die Kriminalität als geopolitisch aufgefasst werden kann – innerhalb des Kontextes der politischen Apartheid in Südafrika. Das ist der Grund, warum in meinem Film der weiße Junge seine relative sichere Umgebung verlässt und dorthin geht, wo Gewalt herrscht und die Umgebung durch diese verzehrt ist …
Das vollständige Interview findest du auf dem Portal "SÜDAFRIKA - Land der Kontraste".
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