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Schwimmbäder sind dicht, Duschen am Strand abmontiert, Auto waschen ist verboten. Wir zittern vor "Day Zero" - dem Tag ohne Wasser.
09. Januar 2018
Kapstadt droht wegen der schlimmsten Dürre seit Jahrhunderten zu vertrocknen. Wenn es nicht bald regnet, droht Ende April die "Stunde Null", "Day Zero", so wurde es von Experten errechnet.
Dann wird die Stadt den Wasserhahn zudrehen und alle Einwoher, rund 4,5 Millionen müssten ihr Wasser unter Aufsicht von Militär und Polizei an 200 Verteilungspunkten abholen. Täglich würde es dann in einer der entwickeltesten Städte Afrikas nur noch 25 Liter Wasser pro Person geben - das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Minimum zur Aufrechterhaltung von Gesundheit und Hygiene.
Noch lebt der Alltag in Kapstadt. In vielen Stadtteilen ist der Wasserdruck reduziert worden, um den Verbrauch zu senken, aber Wasser kommt noch aus dem Hahn und niemand stinkt. Kapstadt boomt. Mehr Besucher denn je strömen in die Mother City, doch was ist, wenn wir bald auf dem Trockenen sitzen? Was ist, wenn der Tourismus ausbleibt? Die Region lockt jährlich rund fünf Millionen Touristen an, darunter auch Hunderttausende Deutsche.
"Wir müssen unsere Beziehung zu Wasser grundsätzlich ändern", sagt Kapstadts Bürgermeisterin Patricia de Lille. "Wir versuchen alles, um die "Stunde Null" zu verhindern."
Ab Januar 2018 gelten die Wasserrestriktionen Level 6. Die Stadt empfiehlt, nur noch 40 pro Kopf zu verbrauchen, um so viel wie möglich zu sparen.
Zum Vergleich: In Deutschland werden pro Person mehr als 120 Liter Wasser pro Tag verbraucht. Doch um die "Stunde Null" für Kapstadt noch abzuwenden, halbiert die Stadtverwaltung den erlaubten Wasserverbrauch ab 1. Januar nun nochmals von 20.000 Litern auf 10.500 Liter pro Haushalt. Das entspricht nur noch gut 40 Liter pro Person in einem großen Haushalt. Gewerbliche Verbraucher müssen je nach Sektor zwischen 45 Prozent und 60 Prozent reduzieren.
Wer sich nicht an die Wassersparmaßnahmen hält, wird künftig Bußgelder zahlen müssen.
Wetterexperten sagen, dass das Wasser an den Staudämmen, die die Stadt versorgen, niemals bis zum nächsten Regen ausreichen wird. Falls es tatsächlich zum "Day Zero" kommt und das Wasser abgestellt werde muss, dann gilt das nicht für die Armenviertel.
Diese würden von extremen Maßnahmen ausgeschlossen, da dort das Risiko von Krankheitsausbrüchen zu hoch sei, erklärt de Lille.
Die Ursachen der Krise
Die Ursachen der Wasserkrise haben nach Angaben von Forschern an der Universität Kapstadt nicht nur mit den Auswirkungen des Klimawandels zu tun. Auf Social Media Plattformen wie etwa auf Save Cape Town wird die Bürgermeistern kritisiert und ihr vorgeworfen, zu spät gehandelt zu haben. Experten sagen, es war seit 2004 schon bekannt, dass Kapstadt bei gleichbleibender Popularität und rasantem Bevölkerungswachstum an einer Wasserkrise leiden wird, wenn die Infrastruktur nicht modernisiert werde. In unserem Faktencheck erfährst du mehr über die Gründe der Wasserkrise in Kapstadt.
Zudem liegt Kapstadt in einer zunehmend trockenen Provinz, in der sich das Wetter in den vergangenen Jahren dramatisch verändert hat. Zudem verursacht das Klimaphänomen El Niño in der Region extreme Trockenheit.
Wie gehen Kapstädter damit um?
Viele Kapstädter versuchen, sich von der städtischen Wasserversorgung zumindest teilweise unabhängig zu machen. Sie installieren Systeme zur Wasserwiederverwertung und lassen Brunnen graben. Regenwassertanks sind überall ausverkauft. An zwei natürlichen Quellen in Newlands drängeln sich täglich Dutzende Einwohner, um Wasserkanister aufzufüllen. Autos werden, wenn überhaupt mit Abwasser gewaschen, in Eimern gesammeltes Duschwasser gilt nun als Toilettenspülung und Blumenwasser. Und mit den 2-Minuten Duschsongs duscht jeder hoffentlich nur noch 2 Minuten lang. Eine lokale Kampagne regt auch Besucher dazu an, Wasser zu sparen, wo es nur möglich ist.
Mögliche Dürresteuer in Kapstadt
Gleichzeitig versucht die Stadt, die Wasserversorgung durch eine Reihe von Meerwasserentsalzungsanlagen, Wasserrückgewinnung und Grundwasserentnahmen zu verbessern. Zwischen Februar und Juli sollen dadurch insgesamt 144 Millionen Liter Wasser gewonnen werden. Ab Februar erwägt die Stadt die Einführung einer "Dürresteuer", die Hauseigentümern je nach Immobilienwert eine gestaffelte Zulage abverlangt. So möchte Bürgermeisterin de Lille über die nächsten vier Jahre umgerechnet 260 Millionen Euro für die Ausweitung und Modernisierung der Wasserinfrastruktur gewinnen.
Quelle: dpa
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