Ein Interview mit dem jungen Filmemacher Teboho Edkins
Einen Umweg wert
Ein Ort zum Träumen, Nachdenken und Leute treffen
“Es ist höher, als der höchste Berg in Holland“, sagt Ruud de Clercq und zeigt auf einen Berg. Ursprünglich war er Besitzer eines Freizeitparks, hat sich letztendlich aber gegen die Zuckerwatte und für ein Leben auf der Farm in Südafrika entschieden. Ruud hat den Trubel hinter sich gelassen und ist ins Kapweinland nach Mc Gregor gezogen.
Das Kingsriver Weingut befindet sich in den Bergen des Kingsriver Tals.
Seine Idee war es, auf dem Anwesen in Rente zu gehen, aber nebenbei Wein anzupflanzen. “Mir war es wichtig, daneben etwas Aktives zu tun, aber genau das war der Fehler! Ich hab vorher noch nie so hart gearbeitet wie derzeit!“
Auf dem Anwesen befindet sich nicht nur ein Weinbetrieb, sondern auch ein Gästehaus und ein Restaurant. Perfekt also für einen ausgiebigen Ausflug.
Spielzeug-Stadt
Ruud ist immer noch ein Achterbahn-Fan. “Wenn ich eine sehe, muss ich unbedingt mit ihr fahren.“ Er schaltet seinen Pick-up in 4x4 Modus, als wir über den steinigen Boden fahren. Wir fahren weiter, bis wir vor uns das grün, weiße McGregor sehen. Es sieht aus wie eine Spielzeug-Stadt.
Wenn du ein bisschen recherchierst, erfährst du, dass es das bestkonservierte Beispiel einer Stadtlandschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Kap Provinz war. Zusammengesetzt aus Künstlern, Spiritualisten, Bauern und Feinschmeckern hält die Zeit hier an. In Temenos, einem Gebiet aus weitläufigen Gärten mit Gottesdiensthäusern leben viele Religionen nebeneinander: Von Christen bis Hindus.
Dort stößt man auch auf viele Restaurants, Feinkostläden und Vintage-Shops. Und dann ist da natürlich die wunderschöne Natur: steinig rote Erde, eine Explosion von Fynbos, tief grüne Berge und ein Eisenstauwehr. Du kannst das Dorf in zwei Minuten sehr leicht von Kingsriver Wine Estate erreichen.
Weiter geht’s auf unserer Erkundungstour mit Ruud. Er will uns die Felsschlucht auf der Farm zeigen. Zurück auf dem Trockenen peitscht der Pick-up durchs gelbe Grasfeld. Der Canyon ist sehr beeindruckend: Zwei mit Sand bedeckte Felsgesteine führen an beiden Seiten hoch und Höhlen sind in die Brocken eingeschnitzt. Ruud liebt es, die Höhlen zu erkunden.
Adoptiere einen Wein
Auf unserem Weg ins Restaurant entdecken wir Reihen von Wein, die nach irgendwelchen Leuten benannt sind. “Für ein gewisses Entgelt kannst du eine eigene Weinreihe übernehmen“, erklärt uns Ruud. “Du bist dann verantwortlich für den Wein. Von der Rebe bis zum Fass.“
Wir essen draußen und der leichte Wind transportiert nur den Duft von Erde und Fynbos. Die Köchin Mac kommt aus McGregor und Ruud hat sie wirklich gern. “Es ist ein Umweg wert“, sagt er. “Nicht nur die Farm ist lohnenswert, sondern auch das leckere Essen und die Gastfreundschaft ist hervorragend. Und Mac ist einfach wunderbar.“
Wir bekommen als Vorspeise mit Bacon eingewickelte Garnelen und als Hauptspeise Filet mit Blauschimmelkäse-Soße. Natürlich wird alles mit dem farmeigenen Wein serviert. Sie haben gerade ihren ersten Weißwein abgebaut: ein Sauvignon Blanc und Chardonnay.
“Wenn die Paviane (engl. baboon) kommen, dann wissen wir Bescheid, dass bald abgeerntet werden muss“, berichtet Patrick Julius, Winzerassistent, Farm Manager und Ruuds rechte Hand. Die Paviane bereiten Patrick zwar wirklich graue Haare, aber andere Tiere können dafür wirklich hilfreich für den Weinbau sein. So unterstützen Hühner und Kühe zum Beispiel die Biodynamik.
“Ich weiß noch, wie Patrick das erste Mal zur Farm kam“, erzählt Ruud. “Ich hab gemerkt, dass es Neuland für ihn war, aber er hat sofort Feingefühl gezeigt und vor Energie gestrotzt. Er studiert Farm-Management und sein nächstes Projekt ist eine Oliven-Plantage.
Es war eine wilde Fahrt
Wir genießen Macs selbst gemachtes Sorbet mit Kiwi, Erdbeere und Papaya.
“Bring uns doch bitte noch vier Gläser von dem ‘mmmm’“, sagt Ruud. Wir verstehen seine Lautmalerei erst, als uns Mac einen furchtbar leckeren Aprikosen Dessertwein serviert – selbstverständlich aus selbst gepflanzten Aprikosen. Der Wein hat eine unbeschreibliche Frische und schmeckt einfach nach Sommer.
Trotzdem sind wir wieder beim Achterbahn-Thema angelangt. Ist er jemals die ganzen Fahrgeschäfte gefahren, als der Park leer war und er quasi freie Bahn hatte? “In einem leeren Vergnügungspark zu sein, ist super! Das ist, wie Geschichten erzählen. Du arbeitest im Bereich, der purer Spaß für Menschen ist, du kreierst Erinnerungen. Weinherstellung ist dasselbe!“
Von Malu Lambert | Ins Deutsche übersetzt von Jana Lüdtke
Sowohl das Restaurant als auch das Gästehaus haben sieben Tage die Woche geöffnet. Weinproben sind täglich. Wenn dir Ruud während der Weinverköstigung Wissenswertes erklären soll, dann check vorher, ob er an dem Tag auch anwesend sein wird. Er wird das Mögliche tun, um dich willkommen zu heißen.
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