10 Fragen an Sozialunternehmerin Sylke Burger
Sylke Burger, eine Frau mit ganz viel Herz und einer großen Vision.
Zuletzt aktualisiert: 02. April 2019
Sylke kam im Jahr 2012 das erste Mal in die Mother City und hat sich sofort verliebt, in die Stadt, die Menschen und in ihre Arbeit mit dem Parent Centre, einer gemeinnützigen Einrichtung die Eltern aus Problemvierteln auf den richtigen Weg hilft. Für uns hat sie sich einen Moment Zeit genommen und unsere 10 Fragen beantwortet.
Im Jahr 2017 haben wir Sylke getroffen und mit ihr über ihre Arbeit beim Parent Center gesprochen. Vor zwei Jahren war die Einrichtung auf der Suche nach einem Gebäude und Workshops zum Thema "Wie gehe ich mit meiner Wut um" und Elterntraining standen im Vordergrund. Wie die Vision Realität geworden ist liest du in dem Artikel Wie Träume in Kapstadt mit Sylke Burger wahr werden.
1. Stell dich doch am besten unseren Lesern einmal vor. Wo kommst du her und was treibt dich nach Kapstadt?
Mein Name ist Sylke Burger und ich bin gelernte Industriekauffrau. Nachdem ich 15 Jahre in Deutschland in der Wirtschaft gearbeitet habe, habe ich mir irgendwann gedacht: „Das kann es nicht mehr sein. Ich möchte etwas Sinnvolles mit meinem Leben anfangen.“ Also habe ich mich dazu entschieden an die Uni zurückzugehen und soziale Arbeit mit Schwerpunkt Kindheits- und Familienpädagogik zu studieren. Vor 5 Jahren bin ich dann nach Kapstadt gekommen, um im Zuge meines Studiums einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Ich habe als Freiwillige bei der NGO The Parent Centre gearbeitet. Vom ersten Moment an war ich total begeistert von der Arbeit, die dort getätigt wird und der Idee das Selbstbewusstsein der Eltern zu stärken, damit sie dann wiederum besser für ihre eigenen Kinder sorgen können. Zurück in Deutschland habe ich dann realisiert, dass ich einfach nicht mehr zufrieden bin und deshalb komme ich jetzt seit 5 Jahren jedes Jahr mindestens einmal für ein paar Monate nach Kapstadt, um beim Parent Centre Projekt ehrenamtlich mitzuhelfen und es voranzutreiben.
2. Kannst du dein Projekt und deine Rolle einmal genauer beschreiben? Wie genau helft ihr den Eltern? Warum ist es so wichtig, dass vor allem Eltern gefördert werden?
Das Parent Centre ist eine gemeinnützige Organisation, die 1983 in Kapstadt ins Leben gerufen wurde. Unser Leitspruch ist: „Helping children through empowered parents.“ Wir organisieren Workshops und Seminare bei denen Eltern aus den verschiedenen Townships in der Stadt zusammenkommen und ihre Erfahrungen und auch ihre Ängste miteinander teilen können. Wir wollen den Eltern ein positives Selbstwertgefühl vermitteln, damit sie ihre Unwissenheit und Unsicherheit nicht an den Kindern auslassen. Bei den Workshops werden dann zum Beispiel Fragen besprochen wie: „Wie gehe ich mit meiner Wut um?ldquo; Wir wollen nicht einfach nur predigen, sondern dass die Eltern aus ihren eigenen Erfahrungen schöpfen und bei dem ansetzen, was sie schon gut kennen. Stichwort: Empowerment. Wie haben zum Beispiel spezielle Fatherhood Programme, geleitet von einem lieben Kollegen von mir, Shuaib, in denen wir Vätern zeigen wollen, dass sie mehr sein sollen als nur Brotverdiener. All unsere Workshops werden von unglaublich herzlichen und guten Sozialarbeitern geleitet, die selbst aus den Townships stammen und mit gezielten Fragen und Tipps beim Austausch zwischen den Teilnehmern helfen. Seit der Eröffnung hat das Parent Centre es schon geschafft über 900 000 Familien zu helfen. Allein im Jahr 2016 waren es 30 000.
3. Wie finanziert sich das Projekt?
Das Parent Centre wird vor allem durch Spenden finanziert. Ich gebe selbst 5 – 10% meines Einkommens jeden Monat an das Projekt. Außerdem organisiere ich Charity- Veranstaltungen in Deutschland in Kooperation mit Pippa und Jean Schmuckdesign. In den letzten zwei Jahren sind dabei schon 200 000 Rand zusammengekommen, aber natürlich können wir weiterhin jede Hilfe gebrauchen! Wenn die Leute nur jeweils 1% ihres Einkommens spenden könnten, würde das schon einen enormen Unterschied machen. Jeder Euro zählt! Egal was du geben kannst, ob einmalig oder als Dauerauftrag.
4. Was würdest du dir für die Zukunft und euer Projekt wünschen? Welche langfristigen Ziele verfolgt ihr?
Wir sind jetzt gerade auf der Suche nach einem Gebäude für das Parent Centre, was zentral liegt und sicher ist, damit die Teilnehmer ohne Probleme aus allen Ecken Kapstadts zu uns kommen können. Dafür fehlen uns noch über 800 000 Rand. Großinvestoren sind also auch gerne gesehen! Langfristig wollen wir solche Zentren überall in Kapstadt und Südafrika eröffnen. Meine persönliche Vision ist es, die Idee vom Parent Centre auf der gesamten Welt zu verbreiten.
5. Du hast vorher 15 Jahre in Deutschland im Marketing Bereich gearbeitet. Kannst du mir sagen wann für dich der Moment gekommen ist, an dem du dir gedacht hast „That’s it,“ ich kündige meinen Job und konzentriere mich voll und ganz aufs Projekt?
In Deutschland habe ich irgendwann gemerkt, dass ich auch körperlich nicht mehr kann. Ich habe dann angefangen Herzmeditation zu machen und meine Yogalehrerin hat uns einmal gebeten einfach die Augen zu schließen und drüber nachzudenken, wo wir uns sehen. Das Bild, das mir in den Kopf kam war: ich umringt von tanzenden und lachenden Kindern in Afrika. Da wusste ich, dass ich etwas ändern muss. Das war noch lange bevor ich das erste Mal einen Fuß nach Südafrika gesetzt habe und vor meinem zweiten Studium.
6. Woher ziehst du deine persönliche Motivation?
Ich habe einen sehr starken Glauben daran, dass jeder Mensch einen tieferen Sinn auf Erden hat. Andere Menschen zu inspirieren und Mütter und Väter zu unterstützen sehe ich als meine Lebensaufgabe. Ich selbst stamme aus einer Gewaltbelastenden Familie. Meine eigenen Erfahrungen haben mich darin bestärkt, mich in dieses Projekt zu investieren. Ich habe durch das soziale Engagement meine Berufung gefunden und auch endlich Frieden mit meiner eigenen Vergangenheit und meinen Eltern schließen können. Alles macht für mich jetzt einfach einen Sinn.
7. Warum glaubst du ist Kapstadt bzw. Südafrika der Richtige Ort um deine Projekte umzusetzen?
Ich glaube, in Südafrika haben die Eltern den größten Willen ihr Leben für ihre Kinder zu verändern. Die Teilnahme an unserem Programm ist komplett freiwillig. Die Eltern kommen zu uns, weil sie sich eine bessere Zukunft für ihre Kinder wünschen und den Willen haben etwas zu verändern. Überzeugt hat mich vor allem auch das Parent Centre selbst. Alle Sozialarbeiter sind superprofessionell und vor allem stehen sie leidenschaftlich hinter dem, was sie machen.
8. Was macht Kapstadt für dich so einzigartig?
Die Menschen und die Herzlichkeit, die mir hier entgegengebracht wird. Außerdem die Natur natürlich: das Meer und die Berge. Und ich liebe den starken Wind. Den finde ich total erfrischend, auch wenn ich damit wahrscheinlich alleine dastehe.
9. Was können Deutsche deiner Meinung nach von Südafrikanern lernen und andersherum?
Etwas was ich an den Deutschen wirklich schätze merke ich immer erst, wenn ich wieder hier bin und das ist die Pünktlichkeit. Wenn du Mal nicht so gut drauf bist, kann es doch nervig sein oft warten zu müssen. Was sich die Deutschen von Südafrikanern abschauen sollten, ist definitiv diese unglaubliche Lebensfreude, die die Menschen hier ausstrahlen. Ich höre hier so oft lautes Lachen und ich liebe es, weil ich selbst gerne mal lauthals loslache. Es ist alles sehr herzlich. Oder ein anderes Beispiel ist die Musik und das Tanzen die man überall im Alltag findet. Wenn ich zum Beispiel an der Kasse im Supermarkt anfange zu tanzen, weil gerade ein guter Song gespielt wird, kann ich sicher sein, dass die Kassiererin direkt mittanzt. Dann geht’s ab!
10. Wo ist dein Hotspot in Kapstadt?
Der Signal Hill zum Sonnenuntergang ist einer meiner Lieblingsplätze. Dort, etwas Abseits gelegen, gibt es ein kleines Häuschen, auf das man klettern kann. Mein geheimer Spot in Kapstadt. Zum Energietanken und den Tag in Dankbarkeit abzuschließen.
Genaueres zum Parent Centre und ihrer Arbeit kannst du bei www.theparentcentre.org.za nachlesen oder du likest Sylkes Facebook Page Love Africa by Sylke, um immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben.
Möchtest du dich für das Parent Centre engagieren und dabei helfen dieses wichtige Projekt weiter voran zu treiben? An die folgenden Bankdaten kannst du eine Spende überweisen.
FNB Bank
The Parent Centre
Account number: 50151118286
Branch: 201109
Betreff: Parents Empowerment Place
(Bitte unbedingt deinen Namen bei der Spende angeben, damit wir uns bei Dir persönlich bedanken können)
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von Celia Parbey
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