Wir reden mit dem Fotografen aus Kapstadt über seine Arbeiten und Reisen
Einmal ans andere Ende der Welt, bitte.
Jana Romppel über erste Eindrücke, Kälteschocks und den South African way of drive
2 Tage, 9403,964 km, 19 Stunden, 1 Mal Dubai und 3 Flugzeugessen später fand ich mich, wohlig eingepackt in Jeans und Pullover, bei 32°C auf dem Cape Town International Airport wieder. Bei aller zeitlichen Verwirrung war spätestens jetzt klar – ich bin angekommen.
Angekommen, das heißt für mich zwei Monate Praktikum beim Kapstadtmagazin, auf der Long Street, im Herzen der Stadt. Wie es mich hierhin verschlagen hat? Das Praktikum, die Stadt, die verschiedenen Kulturen, die Landschaft, die Strände – und sind wir mal ganz ehrlich: Sommer im Winter, wer kann da schon widerstehen?!
Take it easy
Inzwischen sind seit meiner Ankunft drei Wochen vergangen und ich habe schon einige Eindrücke sammeln können. Der erste Gedanke, der mir auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt in den Sinn kam, war, meine Güte, ist das alles steil hier! Und damit meine ich nicht (nur) die Partyszene. Fahranfänger – mein Beileid! Bei den Steigungen und den Mietautos, nicht gerade ein leichtes Unterfangen.
Der Straßenverkehr hier ist ohnehin so eine Sache für sich. Fußgängerampeln dienen vermutlich nur einem höheren Zweck und befinden sich nur der Vollständigkeit halber in der Stadt. Dabei gilt das Motto: Wer wartet ist Touri! Also schleunigst durch die Autos schlängeln und dabei bloß nicht anmerken lassen, dass man sich wieder mal nicht ganz so sicher ist, aus welcher Richtung die Autos eigentlich kommen. Spätestens wenn einen der Minibus von hinten leicht auf die Seite stupst, weiß man, dass man mal besser hätte warten sollen.
Anschnallen? Ist nur was für Weicheier! Für Freiluftfanatiker hätte ich da noch einen ganz anderen Vorschlag: Wer es hier besonders luftig mag, oder keine Klimaanlage hat, der setzt sich gerne auch mal auf die Ladefläche eines Pick-ups und lässt sich auf der Autobahn den Kopf freipusten. Und wer dachte, dass man nur auf Stadtstraßen ein- und aussteigen sollte, der hat sich geirrt. Wer den Nervenkitzel sucht, der sollte es den Einheimischen einmal gleichtun und sich an der Autobahn versuchen. Die Autobahnabfahrt zu Fuß zu nehmen ist sicherlich ein afrikanisches Erlebnis für sich.
Eine komplett neue Erfahrung ist für mich auch, dass das Taxi hier eines der Hauptverkehrsmittel ist. Sei es in der Nacht, um nach Hause zu kommen, mitten am Tag, weil es zu warm ist, um zu laufen oder einfach weil man die Supermarkteinkäufe nicht den Berg hochtragen möchte. Man muss wissen, ich wohne am Fuße des Lion’s Head, man munkelt es ist dort steiler als der Tafelberg. Taxifahrer verlangen teils einen Aufpreis beim Anblick der letzten Straßen bis zum Haus. Aber mit dem Taxi vom Einkaufen nach Hause, daran lässt es sich gewöhnen!
Ein Erlebnis der besonderen Art sind die Minibusse. Auf dem Minibusbahnhof oberhalb des Bahnhofs in Kapstadt geht es zu wie auf einem indischen Bazar. Sollte man sich im Zentrum Kapstadts sehr heimisch und europäisch fühlen, in den Minibussen erlebt man südafrikanische Ausgelassenheit! Für 10 Rand (ca. 1 Euro) pro Person sitzt man im VW-Bus, gerne auch mal mit doppelt so vielen Personen als Plätzen, und rast durch die Straßen. Im Zweifel, der Minibus hat immer Vorfahrt! Ein Erlebnis, das man unbedingt während seines Kapstadtaufenthalts mitgenommen haben muss!
Das ganze Jahr April
„Wenn die Schiffe nach Osten fahren, dann steht eine Warmwetterperiode an, drehen die Schiffe nach Westen, dann droht eine Schlechtwetterfront“, so zumindest kann mein Vermieter das Wetter in Kapstadt deuten. Aber dazu gehört vermutlich jahrelange Übung. Denn das Wetter wechselt hier wie andere ihre Unterhosen! Sucht man am Morgen noch das luftigste Top im Schrank, kann man am Abend nicht schnell genug in den Pulli und die Jacke schlüpfen. Aber solange es tagsüber weiterhin so paradiesisch bleibt, kann und will ich mich auf keinen Fall beschweren!
Bisher zumindest wurde ich täglich mit super warmem bis heißem Wetter verwöhnt, umso erfrischender war da dann der etwa 12 Grad warme Atlantik. Ein Ganzkörperkneippbecken! Das hatte ich bei den Traumstränden nicht erwartet. Durch den ständigen Wind wird das warme Wasser auf das Meer herausgetrieben, etwas wärmer ist der Atlantik dann erst im Winter, wenn der Wind nachlässt. Ob man da natürlich noch baden will, das ist eine andere Frage. Aber wie heißt es doch so schön: Was nicht tötet, härtet ab! In diesem Sinne, tun wir doch einfach etwas für unsere Gefäße. Man kann nie früh genug damit anfangen.
Love is in the air
Von der ersten Minute an fühlte ich mich pudelwohl hier in der Mother City. Die Stadt würde es einem aber auch schwer machen, sie nicht zu mögen. Unmöglich sogar, um ehrlich zu sein. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Freunde der gepflegten Feierei, Wanderwütige, Badenixen, Städtebummler, Abenteurer und Adrenalin-Junkies – für jedermanns Wohl ist hier gesorgt!
Ich bin gespannt, was Kapstadt die nächsten Wochen noch für mich bereithält, aber eins ist sicher, es kann nur Gutes sein!
Von Jana Romppel
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