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Warum teures Geld ausgeben wenn es auch günstig geht?
16. August 2017
Wir zeigen euch, wie ihr günstig von Kapstadts Zentrum nach Simons Town kommt. Wer ein bisschen abenteuerlustig ist und in die Kultur Südafrikas eintauchen möchte, sollte jetzt dran bleiben. Ein Gefühl von Glück und Freiheit überkommt mich: ich sitze im Zug nach Simons Town. Wahrscheinlich die schönste Strecke, die ich mit dem Zug je gefahren bin – denn der Zug fährt ab Muizenberg direkt am Meer entlang. Lediglich der Strand trennt mich vom glasklaren Wasser des Indischen Ozeans.
Die malerischen Fischerdörfer östlich vom Kap der guten Hoffnung haben schon so dem ein oder anderen das Herz gestohlen. Simons Town, Fishhoek, St James, Kalk Bay und Muizenberg – die südlichen Vororte sind direkt am Meer und von Surfern und Anglern gut besucht. Auch für lange Strandspaziergänge und zum Pinguine und Robben spotten ist die Küste der False Bay bestens geeignet.
Nach schicken Restaurants mit überteuerten Preisen kannst du hier lange suchen. Vielmehr sind die kleinen Fischerdörfer Heimat von süßen kleinen Cafés und Bars, in denen man auch viele Einheimische antrifft. Mit dem sonst so günstigen Uber kostet nur die Hinfahrt R360 und auch die sonst so beliebte Autovermietung für circa R300 am Tag ist recht teuer. Was ist also die beste Alternative? Ich bin für euch einen Tag mit dem Zug vom Hauptbahnhof in Kapstadt nach Simons Town gefahren und kann es nur jedem empfehlen.
Um 10 Uhr morgens geht es los: ich nehme den MyCiTi Bus zum Hauptbahnhof von Kapstadt. Angekommen am Hauptbahnhof muss ich mich erstmal zurechtfinden. Der Bahnhof ist für so eine große Stadt wie Kapstadt zugegebenermaßen nicht besonders groß, trotzdem sollte man, um genügend Zeit zu haben, vielleicht 15 Minuten vor Abfahrt Vorort sein. Wer die Gegend Foreshore, in der sich der Hauptbahnhof befindet, kennt, weiß, dass es nicht die sicherste Gegend Kapstadts ist – dazu später aber mehr.
Am Hauptbahnhof angekommen, geht es zum Ticketschalter. Bis nach Simons Town kostet das dritte Klasse Ticket R11 und das erste Klasse Ticket R15. Wie fast überall in Kapstadt können die Preise aber auch hier variieren, je nach Glück zahlt man für die erste Klasse zwischen R13 und R17. Da ich beide Klassen ausprobieren wollte, habe ich mir für die Hinfahrt ein dritte Klasse Ticket gekauft. Obwohl sich die erste und die dritte Klasse nicht großartig voneinander unterscheiden, möchte ich jedem ans Herz legen mit der ersten Klasse zu fahren. Der höhere Preis setzt sich aus dem normalen Preis der dritten Klasse und einem Aufpreis zusammen. Dieser Aufpreis ermöglicht der Bahn den Verkauf von günstigen Tickets der dritten Klasse und erlaubt so auch den ärmeren Menschen, den Zug zu benutzen. R4 sind umgerechnet 20 Euro-Cent – es tut also wirklich niemandem weh. Das Ticket in der Tasche gehe ich zum Bahnsteig. Wer jetzt einen idyllischen Bahnhof, wie man ihn in Deutschland oftmals findet, erwartet, den muss ich enttäuschen. Hier herrscht Chaos: Menschen wuseln hektisch herum. Am Bahnsteig sitzen dutzende von Menschen und verkaufen von traditionell afrikanischen Schalen bis hin zu Kokosnusswasser alles. „My lady, my lady – you look like you need a cool drink!“ höre ich aus der Ecke. Menschen springen auf die Bahnschienen und verschwinden im Dunkeln der Tunnel. Hier merke ich mal wieder: ich befinde mich in Afrika.
Die Reise geht los
Ab in den Zug, fängt das Abenteuer erst richtig an. Viele Menschen stürmen hinein und versuchen in den engen Abteilen einen Platz zu ergattern. Zum Glück erwische ich einen guten Spot am Fenster neben einer netten Frau, die mir direkt Komplimente für meine roten Haare macht. Hier fühle ich mich wohl, hier bleibe ich. Eine Unterhaltung mit ihr angefangen, erfahre ich, dass sie aus Johannesburg kommt und seit 10 Jahren in Kapstadt wohnt. Die Fahrt sollte eigentlich eine Stunde und 10 Minuten dauern, meist sind es aber 10 bis 20 Minuten mehr. Auch die Abfahrt am Hauptbahnhof hat sich um einige Minuten verzögert, aber das ist einem als Deutscher natürlich kein Fremdwort. Viele Menschen die im Zug sitzen fahren zur Arbeit und ich muss auch zugeben, dass ich die einzige Weiße im ganzen Wagon bin, was aber kein Problem ist. Der Zug fährt durch so gut wie alle südlichen Vororte Kapstadts. Observatory, Rondebosch, Kenilworth, Wynberg, Plumstead, False Bay und natürlich die etlichen Fischerdörfer sind nur einige der vielen Stopps auf dem Weg nach Simons Town. Man fährt durch viele interessante Orte – immer mit Blick auf den Tafelberg.
Ab Muizenberg kann ich meinen Augen nicht trauen, der Zug fährt direkt am Meer entlang. Für 15 Minuten kann ich jetzt die warme Meeresbrise auf meinem Gesicht spüren. Angekommen in Simons Town habe ich viele Möglichkeiten. Ich kann entweder den großen Stützpunkt der südafrikanischen Marine am Hafen von Simons Town erkunden, mit den Minibussen vor dem Bahnhof zum Boulders Beach fahren um mir die süßen Pinguine anzuschauen oder aber einen langen Spaziergang entlang des indischen Ozeans in Richtung Muizenberg machen. Da ich die ersten beiden Dinge schon erkundet habe, entscheide ich mich für den vierstündigen Strandspaziergang.
Sicherheit in Zügen
Von vielen Touristen verachtet, ist Zug fahren in Kapstadt nicht so gefährlich wie manche denken mögen. Wenn man es richtig macht, kann man so einiges an Geld sparen. Natürlich gibt es Zuglinien von denen du dich definitiv fernhalten solltest. Die Central Line, die über einige der Townships bis nach Khayelitsha fährt, wird sogar von vielen Einheimischen gemieden und ist wahrscheinlich einer der gefährlichsten Orte in Kapstadt. Die Southern Line aber, mit der auch ich gefahren bin, ist für Touristen unbedenklich. Trotz alle dem befinden wir uns Kapstadt. Wer sich als Tourist ausschließlich in Gegenden wie Camps Bay, Sea Point und Green Point aufhalten will, dem würde ich eher davon abraten Zug zu fahren. Für südafrikanische Verhältnisse ist die Southern Line ohne Frage nicht besonders gefährlich, es gibt allerdings einige Dinge zu beachten. Du solltest, wie überall in Kapstadt, keine auffälligen Accessoires tragen – Uhr, Sonnenbrille, Ketten und teure Gürtel solltest du lieber in deine Tasche packen oder besser noch: ganz Zuhause lassen. Versuche dein Portemonnaie und dein Handy an einem Ort zu verstauen, an den man schwer herankommt. Grundsätzlich solltest du während der Zugfahrt versuchen, keine Wertsachen aus deiner Tasche zu holen. Das allerwichtigste aber: nutze den Zug zwischen 8 Uhr und 17.30 Uhr. Wenn du diese paar Tipps befolgst, steht deinem Ausflug nach Simonstown nichts im Wege.
Von Lena Ernsting
Genieße auch fangfrischen Fisch entlang der Kaphalbinsel.
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