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In Kapstadt ist die Geschichte Südafrikas an vielen Orten noch lebendig.
Südafrika hat eine lange und wechselvolle Geschichte. Von der ersten kleinen Siedlung über den Sklavenhandel und die Zeit der Apartheid hat sich Südafrika zu der Regenbogennation entwickelt, die das Land heute so außergewöhnlich macht. In Kapstadt kann man die Geschichte Südafrikas an vielen Orten hautnah erleben.
Mitten im Zentrum Kapstadts an der Wale Street (gegenüber St. Georges Cathedral) startet deshalb an jedem Tag um 11 Uhr eine historische Tour durch Kapstadt. Die Guides bieten in eineinhalb Stunden eine Zeitreise durch die Geschichte Südafrikas. Besucht werden die wichtigsten historischen Orte Kapstadts – vom Gerichtshof, der das tägliche Leben während der Apartheid bestimmte, bis zum Rathaus auf dessen Balkon Nelson Mandela seine erste umjubelte Rede in Freiheit hielt. Die Tour läuft auf Basis von Trinkgeldern, wie viel man geben möchte, ist jedem selbst überlassen.
St. Georges Cathedral
Vom Startpunkt der Tour bis zum ersten Halt geht es nur einmal über die Straße: Die St. Georges Cathedral liegt an der Wale Street und ist eines der bekanntesten Gotteshäuser Südafrikas. Zu verdanken haben die alten Mauern ihre Bekanntheit dem ehemaligen Erzbischof Kapstadts, Desmond Tutu. Jahrzehntelang setzte sich Tutu hier gegen die Apartheit ein und erhob als dunkelhäutiger Bischof öffentlich die Stimme gegen die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung Südafrikas.
Direkt unter dem Altar, in der Krypta der Kirche, wird eine andere Religion der Südafrikaner zelebriert – der Jazz. Im The Crypt gib es seit 2013 erstklassigen Jazz mit wechselnden Künstlern an fünf Tagen in der Woche. Laute Unterhaltungen sind im The Crypt ebenso wenig willkommen wie in einer Kirche. Zuhören ist also das erste Gebot.
Parlament
Von der St. Georges Cathedral geht es weiter Richtung Government Avenue. Zwischen Parliament Street und Companys Garden nimmt hier das Parlament einen riesigen Komplex ein. Erbaut wurde das Gebäude im Jahr 1884 und seither immer wieder erweitert. Von der Government Avenue ist der rote Klinker der Außenfassade gut zu sehen, der das viktorianische Gebäude in Kapstadt so besonders macht. Denn jeder einzelne der Steine wurde erst von England bis ans Kap geschifft und dann im Parlament verbaut. Das Gebäude kann auch von Innen besichtigt werden und Besucher können auf der öffentlichen Galerie sogar die Debatten des Parlaments teilnehmen.
Tynhuys
Etwa einhundert Meter entfernt kann man an der Government Avenue mit dem Tynhuys außerdem den repräsentativen Sitz des Präsidenten bewundern. Die Niederländische Ostindien-Kompanie (VOC) errichtete das Tynhuys im 17. Jahrhundert als Gästehaus. Über dem Eingang des Gebäudes sind deshalb bis heute die beiden Meeresgötter Poseidon und Neptun und die Initialen der Kompanie zu sehen. Die Briten übernahmen das Tynhuys nach ihrem Sieg im 19. Jahrhundert und bauten noch einen Ball-und einen Speisesaal an. Tor und Zaun des Anwesens sind ebenfalls ein Tribut an die britischen Besatzer – wer schon einmal in London war, erkennt die Ähnlichkeit mit denen des Buckingham Palace. Das Tynhuys ist eine einzigartige Verschmelzung niederländischer und britischer Architektur, die es so nur in Kapstadt zu sehen gibt.
Company's Garden
Direkt gegenüber dem Tynhuys liegt der Eingang zum Company's Garden, einer grünen Oase Inmitten der Hochhäuser der Innenstadt. Zwischen den alten Bäumen, den Palmen und exotischen Pflanzen und umgeben von den unterschiedlichsten Vogelarten kann man sich in der Mittagspause wie im Dschungel fühlen. Der Company's Garden wurde 1652 von der Ostindischen Kompanie als Obst-und Gemüsegarten angelegt und war zu dieser Zeit etwa achtmal größer als der heutige Park. Obst-und Gemüsebeete gibt es im Company's Garden noch immer, dazu verschiedene Themengärten und Denkmäler.
Niederlassen kann man sich an einem der kleinen Tische des Public Garden Restaurants oder auf den vielen Bänken im Park – zumeist kritisch gemustert von den pelzigen Bewohnern des Parks. Der Company's Garden ist das Zuhause von hunderten Eichhörnchen und mit etwas Glück kann man sogar ein seltenes Albino-Eichhörnchen erspähen. Der perfekte Platz für ein Picknick liegt direkt neben dem ältesten noch lebenden Kapstädter – einem mehrere hundert Jahre alten Birnenbaum.
Gericht
Wer den Companys Garden Richtung Queen Victoria Road verlässt, stößt auf eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Südafrikas. Noch immer machen Hinweisschilder vor dem Gerichtsgebäude an der Queen Victoria Road darauf aufmerksam, dass hier die rassistischen Gesetze der Apartheid tagtäglich umgesetzt wurden. Noch bis zum Ende der Apartheid 1994 entschied das Gericht über die Rassenzugehörigkeit der Bewohner Kapstadts – und damit über ihr Schicksal, ihre Chancen und ihr Leben. Die Sitzbänke vor dem Gebäude, mit separatem Bereich je nach Hautfarbe, sind eine Erinnerung für jeden Kapstädter und jeden Touristen, welche dunkle Zeit Südafrika überwunden hat.
Rathaus
Der 11. Februar 1990: Nelson Mandela kommt nach 27 Jahren in Haft frei. Auf der Grand Parade haben sich Tausende Menschen versammelt, als Mandela auf die Mamorstufen der City Hall tritt und mit seiner Freiheitsrede das Ende der Apartheid einläutete. Ein magischer Moment südafrikanischer Geschichte, dessen Nachhall man heute beim Blick auf das alte Rathaus der Stadt noch erleben kann. Zwar beherbergt das Gebäude heute nur noch den Konzertsaal des Cape Town Symphonie Orchesters und kann nur zu Veranstaltungen besichtigt werden, trotzdem lohnt das Gebäude mit dem großen Uhrenturm den Besuch als einer der geschichtsträchtigsten Orte Kapstadts.
Slave Lodge
Menschenrechte stehen auch bei der Slave Lodge im Mittelpunkt: Das Museum gibt einen Einblick in die Geschichte der Sklaven und der Sklaverei in Kapstadt und vervollständigt damit die Reise durch die Geschichte Kapstadts. In dem 1679 erbauten Gebäude an der Adderley Street wurden von der Ostindien-Kompanie bis zu 500 Sklaven auf einmal zusammengesperrt. Das zweitälteste Gebäude der Stadt wurde über die Jahrhunderte sowohl als Unterkunft für Sklaven und Prostituierte genutzt, als auch als Bürogebäude.
Tipp: Neben den Free Walking Touren bietet auch Citysightseeing Capetown historische Touren an. Startpunkt: Long Street, Bus Stop 5, R70.
Text und Fotos von Elisabeth Thobe
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