Mit Eisbergen gegen den Wassermangel in Kapstadt
Wie der südafrikanische Wissenschaftler und Bergungsexperte Nicholas Sloane auch in Zukunft die “Stunde Null” verhindern will.
Nicholas Sloane ist Experte für Schiffsbergungen und will Kapstadt endgültig aus der Wasserkrise holen. Der 56-jährige hat schon so manches Abenteuer erlebt. Er war an der Bergung der 2012 auf Grund gelaufenen und umgekippten Costa Concordia vor der italienischen Küste beteiligt, war in Konfrontationen mit Piraten verwickelt und hat mit seiner Flotte von Bergungsschiffen wohl jeden Ozean der Welt befahren.
Doch sein neuestes Projekt könnte von Kritikern als größenwahnsinnig bezeichnet werden.
Zusammen mit einem Team von Wissenschaftlern, die schon seit den 80er Jahren in der Theorie an derartigen Projekten arbeiten, möchte Sloane, der selbst im von der Dürre hart getroffenen Western Cape lebt, einen gigantischen Eisberg aus der Antarktis nach Kapstadt schleppen. Momentan ist die Wassersituation zwar unter Kontrolle, doch die Gefahr einer erneuten Dürre bleibt.
Was zunächst absurd klingt, könnte aber durchaus Sinn ergeben. Jedes Jahr lösen sich Eisberge aus Süßwasser von der antarktischen Eisschicht und schmelzen letztlich im Ozean. Damit geht einerseits mehr Süßwasser verloren, als jährlich von der Menschheit verbraucht wird, und andererseits trägt das Schmelzwasser zum steigenden Meeresspiegel bei.
Ein Mammutvorhaben - lohnt es sich?
Laut Sloane wäre der ideale Eisberg etwa einen Kilometer lang, 500 Meter breit und 250 m tief, und ungefähr 125 Millionen Tonnen schwer. Mit dieser Größe könnte er, bei einem Schrumpfen um 8% während der Reise, 20% des Jahresbedarfs an Wasser für Kapstadt decken. Für ein derartiges Projekt ist das ein recht geringer Nutzen, denn nicht zu vergessen wäre der nötige Treibstoff, den die Schiffe verfeuern müssten, um diese enorme Masse fortzubewegen.
Allerdings verweisen Sloane und sein Team auf günstige Strömungen, entlang derer der Eisberg transportiert werden könnte, um den Treibstoffaufwand so gering wie möglich zu halten. Trotzdem muss aber wohl mit enormen Mengen gerechnet werden - was den ökologischen Fußabdruck einer solchen Operation beträchtlich machen würde.
Des weiteren verweisen Ozeanologen und Klimawissenschaftler auf die Gefahr unvorhergesehener Beeinflussungen der lokalen Ökosysteme, die mit der Anwesenheit eines gigantischen Eisbergs verbunden sein könnten Der Eisberg würde wohl über etwa ein Jahr hin abgebaut werden. Um ein schnelles Schmelzen im Salzwasser zu verhindern, würde die Unterseite in eine spezielle Ummantelung verpackt werden, die an die 22 Millionen US-Dollar kosten soll.
Der Schleppvorgang selbst solle mit Hilfe eines 25 Millionen Dollar teuren Netzes vonstatten gehen, das dann von mehreren Schiffen über 80 bis 90 Tage ans Kap gezogen würde.
Ungeheure Kosten - wer zahlt?
Insgesamt werden Kosten um die 200 Millionen US-Dollar erwartet. Sloane hat Sponsoren in zwei südafrikanischen Banken gefunden und außerdem eine schweizer Firma für Wassertechnik an Bord geholt. Außerdem hat er selbst bereits mehr als 100.000$ aus eigener Tasche beigetragen. Die Stadtverwaltung Kapstadts ist aufgrund der unvorhersehbaren Ergebnisse des Projekts nicht zur Finanzierung bereit.
Steve Bruneau von der Memorial University of Newfoundland, Experte für Ingenieurswesen und angewandte Wissenschaft, ist einer von vielen Wissenschaftlern, die dem Projekt ablehnend gegenüberstehen.
“Ich rate vehement davon ab, Geld an den hoffnungslosen Plan zu verschwenden, Eisberge in Wüstennationen zu schleppen. Abgesehen von all den technischen, thermodynamischen und Umweltproblemen, die das Projekt töten würden, und dem Energieverbrauch ... wer würde dafür zahlen? Ich hoffe inständig, dass Reichtum und kostbare Energieressourcen nicht dafür verschwendet werden.”
Da die Finanzierung allerdings durch die Gelder der Bankkunden und -anleger gedeckt scheint, sieht es derzeit so aus, als würde das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden.
Stunde Null - Eine Gefahr für alle Beteiligten?
Sloane ist sich bewusst, dass das gewonnene Wasser zu einem höheren Preis daherkommt, als Wasser von Staudämmen oder anderen herkömmlichen Methoden.
Die Eisberg-Methode solle die anderen Methoden aber auch nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen.
Die Gefahr, die für die Gesellschaft aufkäme, wenn tatsächlich alle Wasserreserven eines Tages aufgebraucht wären, sei nicht zu unterschätzen, wie Sloane in einem Interview mit BusinessDay unterstreicht.
“Wir werden nie wieder zurück zu den Tagen kommen, als überall am Kap reichlich Wasser geflossen ist,” sagt er und verweist auf das Bevölkerungswachstum von fast 40% während der letzten 20 Jahre.
“Wenn die Hähne nichts mehr hergeben, werden die Leute am ersten Tag in Schlangen an Wasserstationen in der ganzen Stadt anstehen. Am zweiten Tag, wenn man kein Wasser bekommt, werden Menschen dafür umgebracht.”
So weit wolle er es nicht kommen lassen.
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Auch wenn die Krise momentan abgewandt ist, gibt es also guten Grund weiterhin Wasser zu sparen!
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