Wir reden mit dem Fotografen aus Kapstadt über seine Arbeiten und Reisen
Vulamasango
‘Offene Tore’ für Kinder und Jugendliche aus den ärmsten Vierteln Südafrikas
Vulamasango, das ist Xhosa und bedeutet so viel wie ‘offene Tore’. Kein Name würde hier vermutlich besser passen, denn hier wird jeder mit offenen Armen empfangen. Ich bin heute zu Besuch bei einem sozialen Projekt, das Kindern mit schweren Schicksalsschlägen aus den Townships neue Kraft gibt und ihnen zurück in einen normalen, geregelten Alltag verhilft. Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2008 von Florian Krämer. Der deutsche Sozialarbeiter, der auf seinen langen Reisen durch Asien und Afrika mit starker Armut und Aids konfrontiert wurde, beschloss daraufhin selbst sein Möglichstes zu leisten und ein eigenes Waisenhaus zu gründen. In Philippi, Kapstadt, wurde 2008 der Grundstein dafür gelegt.
Ziel des Projektes ist es, den Kindern eine psychische, emotionale und soziale Stütze zu sein, um ihnen den Weg zurück in ein geregeltes Leben zu erleichtern. Die meisten Kinder haben früh Familienmitglieder durch Aids und Kriminalität verloren, kommen aus zerrütteten Elternhäusern oder wurden selbst vergewaltigt und misshandelt.
“Was zählt, ist nicht das, was wir erlebt haben, sondern das, was wir aus dem Erlebten gemacht haben!”
Die Pläne für die Zukunft sind groß, noch größer ist die Vorfreude bald alles verwirklicht zu haben. Die 5 Hektar große Farm im ‘Philippi Farmland’ soll in nächster Zeit fertiggestellt werden. Eigener Gemüse- und Obstanbau im vorderen Teil der Farm soll neben dem Selbstversorgeraspekt den Kindern vor allem auch die Werte und das Bewusstsein vermitteln, richtig mit ihrer Umwelt umzugehen. Durch eine großzügige Spende aus Deutschland kann nun auch eine Schreinerei eingerichtet werden, um den Jugendlichen auf der Farm das Handwerk beizubringen und ihnen so auch die Möglichkeit zu bieten, Arbeit zu finden. Sport- und Spielplätze bieten den Kindern genügend Freiraum zum Spielen und Toben.
Am meisten fiebert Florian Krämer aber dem Bau der langersehnten Waisenhäuser, im hinteren Bereich der Farm, entgegen. In den einzelnen Wohneinheiten werden in Zukunft bis zu 120 Kinder einen Zufluchtsort finden, ein neues Zuhause. Florian Krämer betont hier, dass es ihm wichtig sei, v.a. auch HIV-positive Kinder aufzunehmen. Das farmeigene medizinische Versorgungszentrum soll hierbei die beste gesundheitliche Versorgung gewährleisten.
Ich betrete das Hauptgebäude der Farm und werde gleich stürmisch empfangen. 40 kleine Kinder, die hier täglich den Kindergarten besuchen, stürmen auf mich zu, fassen mich an, hüpfen an mir hoch und wollen gehalten werden. Mich verwundert immer wieder, woher diese kleinen Menschen die Kraft und Heiterkeit nehmen, bei all dem Schicksal, das sie seit Geburt an erleben. Es ist schön in die kleinen glücklichen Gesichter zu blicken.
Am Nachmittag stoßen die älteren Kinder und Jugendliche zu uns dazu. Seit 2009 ist auch der allmittagliche Kinderhort fester Bestandteil der Farm. Kindern und Jugendlichen aus den Townships Samorra Machel und Philippi werden hier Freizeitaktivitäten geboten, um ihnen ein Leben, fern von den Straßen, zu ermöglichen. Von Hausaufgabenbetreuung und Sportangeboten über Workshops und Bastelangebote bis hin zu Musik- und Tanzprojekten werden die Jugendlichen jeden Tag in einen organisierten Nachmittag eingebunden. Der Hort ist kostenlos, einzige Bedingung ist, dass die Kinder jeden Tag kommen, sofern sie die Angebote wahrnehmen wollen. Sie müssen zeigen, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen, denn bei Vulamasango haben sie eine große Chance, gute Schulbildung zu erhalten. Über deutsche Spenden wird die Schulbildung für die Kinder finanziert. Manch ehemaliges Township-Kind kann heute an einer der Universitäten des Landes studieren.
Mit afrikanischen Rhythmen in ein neues Leben
Eines der oben genannten Musik- und Tanzprojekte ist das von Florian Krämer und den Schwestern Xolisa und Bongiwe Majambe 2006 ins Leben gerufene Projekt Zabalaza, auf Deutsch ‘um etwas kämpfen’. Ursprünglich stammt der Begriff aus Zeiten der Apartheid, als die schwarze Bevölkerung täglich für ihre Menschenwürde kämpfen musste. Bei Vulamasango kämpfen die Kinder und Jugendlichen für ein normales Leben. Durch therapeutische Arbeit lernen die Kinder mit ihrem Schmerz und ihrer Trauer umzugehen. Musik war schon immer eine gute Möglichkeit, Gefühle und Emotionen auszudrücken und zu verarbeiten.
Ich habe Glück und kann die Gruppe bei ihrer Probe besuchen. Kraftvolle, laute Stimmen schmettern mir entgegen, als ich den Raum betrete. Zwei Jungs und neun Mädchen gehören in diesem Jahr zum Projekt. Jedes Jahr bekommen neue talentierte Jugendliche die Möglichkeit, Teil der Musikgruppe zu werden.
“Experience of a lifetime”
Alle zwei Jahre fliegen Xolisa und Bongiwe Majambe und Florian Krämer mit den Sängern nach Europa, um dort auf Benefiztournee zu gehen. Vor allem bei den Konzerten in Deutschland versprachen sich die Drei zu Beginn des Projekts großen Erfolg. Und so war es auch. Das Publikum ist seit der ersten Tour 2008 von den afrikanischen Apartheidsliedern, Volksliedern, Trommelrhythmen und Gospelsongs der talentierten Jugendlichen begeistert! Die Konzerte sind kostenlos, jeder kann am Ende der Vorstellung spenden so viel er möchte. Die zweimonatige Tournee wird aber nicht nur vor dem Hintergrund der Spenden und möglichen Fördermitgliedschaften gemacht. Florian Krämer weiß auch wie wichtig es für die Kinder ist Anerkennung zu bekommen, für das was sie machen. Anerkennung dafür, wie hart sie die vorangegangenen sechs Monate geprobt haben, für ihren Mut in fremden Ländern auf der Bühne zu stehen und für die enorme Kraft, wie sie ihren nicht immer leichten Lebensweg beschreiten. Sie haben endlich das Gefühl etwas wert zu sein. Die Tournee ist eine “Experience of a lifetime”, meint Andisiwe, eine Sängerin, die dem Abflug entgegenfiebert.
Denn auch in diesem Jahr geht die Gruppe wieder auf Tournee. Im April und Mai 2012 touren sie mit ihrem Programm "Voices of Africa“ durch Deutschland, um uns an ihrer Musik teilhaben zu lassen. Ich habe das unglaubliche Glück sie in meiner Heimatstadt bei einem Konzert wieder zu treffen. Wer die Sänger mit ihren großen Stimmen ebenfalls bei einem Konzert treffen will, der findet hier die Termine.
Ich bin mir sicher, es wird nicht nur eine “experience of a lifetime” für die Jugendlichen werden. Auch für uns.
Von Jana Romppel
Wer spenden will, hier kommen die Gelder genau dort an wo man sie haben will: Bei den Kindern.
Spendenkonto:
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Konto Nr.: 0119776
BLZ: 285 700 24
Kontoinstitut: Deutsche Bank Leer
BIC: DEUTDEDB285
IBAN: DE76285700240011977600
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Florian Krämer: Vorstandsvorsitzender
Waldhornstr. 23 / D – 68199 Mannheim
Tel. / Fax: +49 (0)621 – 8608923
info@vulamasango.org / www.vulamasango.org
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