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Überall ein bisschen - Lena Gercke in Kapstadt
Die 23-jährige Germanys Next Topmodel-Gewinnerin Lena Gercke in Kapstadt
"Sommer, Sonne, Strandund Palmen. Darauf freue ich mich jedes Mal, wenn ich nach Kapstadt fliege, um zu shooten", schwärmt das deutsche Topmodel aus Cloppenburg, als wir uns zum Lunch mit ihr im Greens treffen.
Wir allerdings wissen, dass es metaphorisch gesprochen auch an den schönsten Sommertagen gewittert. Die Gegensätze in Kapstadt könnten nicht krasser sein: Reichtum und Armut gehen Hand in Hand.
Du warst schon viele Male in Kapstadt. Wie war dein allererster Eindruck?
Ich fand es super. Ich bin ein absoluter Sommermensch.
Sonne hin oder her – Kapstadt ist bekannt für die starken Gegensätze.Bekommst du davon etwas mit oder geht es an dir vorbei?
Ich war wirklich schon an vielen Orten dieser Welt, aber hier in Kapstadt ist es am heftigsten. Alleine, wenn man vom Flughafen in die Stadt fährt, bekommt man schon den ersten Kulturschock, wenn man die ganzen Townships sieht. Und dann kommt man in die Stadt herein und sieht jemanden im Ferrari neben jemandem, der gar nichts hat. Hier prallen zwei Welten aufeinander.
Ein anderes Thema ist die Kriminalität. Wenn ich einem Bettler etwas geben möchte, habe ich Angst, dass mir meine Tasche aus der Hand gerissen wird. Ich habe schon viele Geschichten von anderen Models gehört, die beklaut und bei denen eingebrochen wurde. Das schockt dich ja auch sehr als Mensch. Ehrlich gesagt fühle ich mich in meiner Freiheit etwas eingeschränkt. Man macht alles mit Bedacht. In Deutschland laufe ich sorglos durch die Nacht.
Wie fühlst du dich als Wohlhabende hier?
Klar fühlt es sich komisch an. Wenn hier jemand aus Europa hinkommt, für den es normal ist, eine Handtasche für 100 bis 200 Euro zu haben – für das Geld leben hier viele Menschen den ganzen Monat oder gar mehrere Monate. Ich fühle mich schon oft schlecht, ohne dass ich etwas gemacht habe. Einfach weil ich weiß, wie gut es mir im Vergleich zu anderen geht. Das ist so unfair. Das Gefühl hat man in Europa nicht, da es einen gewissen Standard gibt, den jeder hat.
"Dafür bin ich vielleicht doch zu deutsch"
Wir hatten schon einige Diskussionen über dieses Thema und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es eigentlich keine perfekte Lösung für eine Balance in der Gesellschaft gibt. Das Wichtigste ist, dass man nicht nur redet, sondern auch aktiv etwas verändert und sein eigenes Konsumverhalten analysiert. Das ist allerdings leichter gesagt als getan.
Das ist richtig. Jeder Mensch, egal ob reich oder arm, möchte natürlich nach dem möglichen Maximum streben und hält automatisch an seinem Standard fest. Ich habe es für mich so geregelt, dass ich an Weihnachten immer spende. Würde ich hier wohnen, würde ich mich definitiv sozial Vorort engagieren. Ich könnte mir vorstellen, für eine längere Zeit hier zu leben, aber eben nicht für immer. Dafür bin ich vielleicht doch zu deutsch.
Arbeitest du viel mit Südafrikanern zusammen oder bleibt das Team europäisch?
Ich komme zusammen mit europäischen Teams, die eingeflogen werden. Die Kataloge zum Beispiel haben meisten ihre Standard-Fotografen, mit denen sie zusammenarbeiten. So ist es auch bei der Produktion für den Heine-Katalog, für dessen Fotoshooting ich gerade hier bin. Die Produktionsfirmen, die alles vor Ort organisieren, sind aber meistens südafrikanisch, da sie natürlich am besten wissen, welche Spots gut sind, wann die Sonne genau aufgeht, in welchen Häusern man schön shooten kann und wie das Wetter mitspielt.
Fliegt ihr gemeinsam als Team zum Shooting?
Nein, meistens ist der Fotograf schon vorher da, um die Location und vor allem das Licht dort kennenzulernen. Stylisten bleiben oft länger, um noch für andere Produktionen zu arbeiten, während ich schon wieder alleine zum nächsten Job fliege.
Du bist häufig alleine unterwegs.
Ja, es sei denn, es ist eine große Werbekampagne, auf die meine Agentin michbegleitet.
Du sitzt dann jeden Abend alleine im Hotelzimmer. Ist das nicht langweilig?
Ja. Am Anfang war das auch schwer für mich, als ich noch 17 war aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Job ist halt Job. Zu Hause sieht mein Leben natürlich abends aufregender aus.
Wie lange dauert ein Produktionstag?
Wir fangen gewöhnlich morgens um 5 Uhr an und hören abends um 19 Uhr auf. Das ist zwar lang, aber ich mache lieber voll und ganz meinen Job und wenn ich zu Hause bin, konzentriere ich mich dann nur auf meine Freunde und Familie.
An welchen Orten in Kapstadt wird hauptsächlich geshootet?
In Camps Bay am Strand und in sehr modern eingerichteten Lofts oder Strandhäusern.
Warum finden so viele Shootings in Kapstadt statt?
Wenn in Europa Sommer ist, finden die Shootings für die Winterkollektion zum Beispiel auf Ibiza oder Mallorca statt. Zu weit weg zu fliegen, würde sich finanziell nicht lohnen. Im Winter geht es dann in den Süden. Aber warum auf der Südhalbkugel so oft Kapstadt ausgewählt wird, frage ich mich auch. Keine Zweifel, es ist sehr schön hier, aber es gibt definitiv auch andere schöne Orte. Vielleicht liegt es an der günstigen Produktion in Kapstadt.
"Wahre Freunde gehen nicht"
Du arbeitest bis zu 14 Stunden am Tag. Wie kommst du zur Ruhe?
Ich kann am besten bei Massagen entspannen. Außerdem komme ich beim Skypen mit meiner Familie zur Ruhe, beim Lesen und beim Klavierspielen. Ich habe zu Hause einen Flügel stehen, an den ich mich so häufig es geht, heransetze.
Wo ist dein Zuhause?
Also mein Flügel steht in Madrid bei meinem Freund. Ich habe aber auch in Berlin eine Wohnung und zwischenzeitlich wohnte ich in New York.
Uns haben Freunde gesagt, dass sie das Gefühl haben, dass wir gerade gar nicht im Ausland sind, weil wir so häufig online sind. Das hat uns zum Nachdenken angeregt. Wie empfindest du das ständige Erreichbarsein. Ist es Fluch oder Segen für dich?
Für mich ist es nur positiv. Ohne diese Möglichkeit hätte ich irgendwann gar keinen Kontakt mehr zu irgendjemandem. Ich sehe meine Freunde sowieso sehr selten. Meine eine gute Freundin wohnt in London, die andere in Berlin und die nächste wiederum in Wien. Ich bin überall ein bisschen. Ich komme gerade direkt aus Hamburg und habe Freunde besucht, die ich ein Jahr nicht gesehen habe. Wahre Freunde gehen nicht.
Wann hast du deine letzte Postkarte geschrieben?
Gut, dass ihr mich daran erinnert. Ich habe mit guten Freunden folgende Abmachung: Ich soll ihnen aus jeder Stadt, in der ich dieses Jahr bin, eine Postkarte schicken. Mittlerweile sind schon zwei bei ihnen angekommen (lacht). Ich bin vergesslich und habe immer keine Lust, mir noch den Stress zu machen, eine Postkarte und Briefmarke zu kaufen und nach einem Briefkasten zu suchen. Ich habe vorhin in meinem kleinen Reisemäppchen unzählige schon beschriftete Postkarten gefunden, die ich leider nie abgeschickt habe. Ich werde sie ihnen das nächste Mal mitbringen.
Eigentlich sind Postkarten wirklich total schöne Erinnerungen. Ich kann mir leider schon gar nicht mehr merken, wo ich überall war. Das geht immer so schnell vorbei. Vielleicht doch zurück zu alten Mustern?
Von Carina Schulz und Jana Lüdtke
Um zu erfahren, was Carina und Jana sonst noch in Kapstadt unternehmen, lest hier nach.