Vesparados – Kapstadts Scooter-Gang
"Wir sind die Coolsten" und keine "alten Männer mit Bärten"
Meine Freundin Dominique feierte vor ein paar Wochen eine Vespa-Party bei Tritalia in Bo-Kaap in Kapstadt. Vielleicht kennst du Tritalia – es ist 'der' romantisch-italienische Vespa-Ort schlechthin. Oh ja, romantisch. Wollen wir nicht alle eine Vespa fahren – ist stylish und du bist wirklich schneller unterwegs in Kapstadt.
Kapstadt ist die Vespa-Hauptstadt Südafrikas. Und Vespa-Fahrer vereinen sich. Entweder bei den Vesparados oder im Cape Town Vespa Club. Es ist wie mit den Mods und Rockers. Sagen wir einfach mal, der Cape Town Vespa Club stellt die Mods dar, hält sich an die ursprünglichen Vespas und versucht, die gute alte Vespa am Leben zu halten – hier geht’s um Vintage. Die Vesparados sind die Vespa-Rocker mit Lederjacken und ein bisschen extremer. Sie sind ganz einfach die Scooter-Gang.
Ich traf Michael, Architekt und Vesparado und erzählte mit ihm über diese geliebten italienischen mobilen Dinger und die Vesparados. Der lächelnde weiße Totenkopf und der Vesparado-Schriftzug auf seiner schwarzen Lederjacke hätten mir schon ausreichend über die Ernsthaftigkeit der Vesparados vermitteln sollen.
Ein paar Tage später treffe ich Peter Forbes, ein cooler Ire mit einem starken Akzent und einem großen Herz und finde heraus, dass er der Mann ist, der die Vesparados in Kapstadt ins Rollen gebracht hat. Ich will mehr über die Gang erfahren und besuche die Jungs an einem Mittwochabend (Mittwochabend = Vesparado-Abend) im Vesparado Clubhaus in einem Industriegebiet nahe der Stadt.
Peter brachte alle zusammen / / Everbody loves Peter
Es ist gut Routinen zu haben. Die Vesparados (rund 15 Personen) treffen sich jeden Mittwochabend für Gespräche, Biere, Stunts und Spaß im Vesparado Clubhouse, welches sich auf Peter Forbes Gelände mit Schweiß-Werkstatt befindet. Architekten, Kaffeeröster, Bauherren, Autobauer, Elektroinstallateure und Metallbauer kommen zusammen, um die Freude an den Vespas zu teilen, die erstmalig nach dem 2. Weltkrieg von den Italienern aus überflüssigen Flugzeugteilen gebaut wurden.
Es begann vor 15 Jahren, als Peter mit 3 Freunden anfing zu vespa-n. Schnell kamen mehr und mehr Leute hinzu und der Sonntagmorgen wurde zu einem regelmäßigem Vespa-Treffen, die Fahrt begann immer am Greenmarket Square.
Michael kaufte seine erste Vespa im Jahr 1987. Damals waren Vespas überhaupt nicht trendy. Es waren die Lieferjungs der Apotheken, die Vespas fuhren. In der Mitte der 90er Jahre begann die Mode. In der Zeit traf Michael Peter in der Bar Magnet.
Peters Werkstatt ist wie ein Märchenland, es fühlt sich so an, als befinde ich mich in Charlies Schokoladenfabrik, nur, dass es hier anstatt Schokolade Stahl und Vespas gibt. Ein Baum voller Bierflaschen und andere Dinge, die einfach schön anzusehen sind. Peter ("El Presidente" der Vesparados) ist der Typ, der alle zusammengebracht hat und der, der sie zusammenhält.
Andrew ist ein Handwerker aus Stellenbosch und traf Peter durch seine Kinder, die in der Schule mit Peters Tochter waren. Der Grund für ihn zu den Mittwochs-Sitzungen zu kommen ist rein "Geselligkeit und Gemeinschaft". "Wir sind Autonarren", ergänzt Andrew und spricht über seine Liebe zu Motoren, Fett und Dinge schneller zu machen.
Ein anderer Typ mit einem großen Vespa-Tattoo, Brendon, erzählt mir, wie Peter ihm half, als er in Schwierigkeiten war.
Ich treffe auch Carl, den Deluxe Coffeeworks Kerl. Deluxe Coffeeworks steht mit den Vesparados in guter Verbindung. In der Kaffee-Rösterei hängt sogar ein Vespa-Skelett (Michaels alte Vespa) an der Wand.
Ray ist der Vorsitzende des Vespa Clubs Cape Town (du kennst ihn vielleicht vom Xupa Xupa Shop in der Kloof Street) und auch er hängt gerne mit den "Vespa-Rockern" herum. Er nennt die Vesparados die "Hell's Angels of the Vespa" und fügt hinzu: "Sie sind die Rebellen des Vespa Clubs". "Wir sind die Coolsten", sagt Anthony, der ein Social-Media-Unternehmen besitzt. Die Jungs sind stolz darauf, Vesparados zu sein. Andrew sagt: "Wir sind nicht alte Männer mit Bärten". Die meisten der Vesparados sind in den 30ern und 40ern und besitzen ältere Vespas, das heißt, sie sind mindestens von 1985.
Und ja, Vespas gehen kaputt – und das ziemlich oft. "Aber es ist Teil des Spaßes die Dinger zu bauen", sagt Architekt Michael. Wenn die Vesparados auf Touren gehen, passiert das meist mit dem Cape Town Vespa Club (jeden zweiten Sonntag), sie besuchen Rockfestivals und Rallyes und nehmen Teile mit, im Falle, dass eine Vespa zusammenbricht. 100 bis 150 km schrubben die Vesparados auf ihren Touren, manchmal auch mit einer Geschwindigkeit von 20kmh den Berg hinauf auf einem Feldweg. Das jährliche Highlight: Jedes Jahr im Oktober fahren die Vesparados nach Tulbagh.
Philosophie: "Wir sind kleine dumme Jungs"
An den Wänden im Clubhaus finde ich Noten von "I walk the line" von Johnny Cash als auch Bilder von den guten alten Tagen, Zitate wie "Life is a journey, I enjoyed the ride“ und Bilder von knapp bekleideten Damen.
Draußen gibt es den "Ring of Fire" und anderes Equipment für Stunts - Stunts sind Carls Spezialität. Deshalb bekam er den Spitznamen "schwarzer Schakal". "Wir haben alle Spitznamen", sagt Carl. Er ist das jüngste Mitglied und trat den Vesparados im Oktober 2009 bei.
Die Philosophie hinter dem Vesparados ist keine Wissenschaft. Die leicht rebellischen Männer sind einfach ein Haufen von Freunden und "Wir machen unser Ding und sind eigentlich kleine dumme Jungs.“ fasst Michael zusammen.
Ich war gerade im Begriff zu gehen, als Dave Cotton angerollt kommt - mit seiner Vespa und zwei Helmen. Ich frage, für wen der zweite Helm ist. "Für dich. Vespa ist zum Teilen da. "
von Antonia Heil | Fotos von Desmond Louw
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