Sommer, Surfen und viele Touristen in der Mutterstadt
Ein Gespräch mit Sascha Halbhuber
Der deutsche Musical Darsteller begeistert als EmCee das Publikum von Cabaret in der Mother City. Wir wollten ihn uns mal etwas näher betrachten.
Wer bist Du?
Ich bin Sascha Halbhuber. Ich bin Schauspieler, Sänger, Musical Darsteller. Ich habe Ballett studiert und habe erst als Tänzer gearbeitet und parallel eine klassische Gesangsausbildung und dann Jazz und Pop Ausbildung gemacht.
Woher kommst Du?
Ich bin 40 km vor Frankfurt geboren, in einem kleinen Ort eigentlich, und wohne jetzt in Koblenz.
Wie bist Du nach Südafrika gekommen?
Durch meinen Mann. Ich bin mit einem Südafrikaner verheiratet. Vor 10 Jahren war ich das erste Mal hier, zum Urlaubmachen. Eigentlich kommen wir jedes Jahr. Wir sind bisher immer in den sechs Wochen Sommerpause, die es in Deutschland im Theater gibt, nach Südafrika gekommen, damit Rory seine Familie sieht.
Was macht Südafrika für Dich besonders?
Ich finde Südafrika ein sehr faszinierendes Land. Die Natur find ich total spannend. Ich bin schon ein Naturmensch – Natur, Meer, solche Sachen find ich ganz toll. Wir sind ganz am Anfang mal die Garden Route gefahren. Es ist faszinierend zu sehen, wie die Landschaft sich ändert von Durban bis nach Kapstadt. Ich meine, Kapstadt ist so ‚cosmopolitan’ eigentlich, im Vergleich. Es ist ja nicht wirklich afrikanisch, wenn man den Rest von Südafrika kennt; es ist ja doch sehr anders. Aber auch das ist spannend, soetwas in diesem Land zu haben.
Woher kommt die Entscheidung jetzt hier zu arbeiten?
Es war eine schöne Gelegenheit und ich dachte, die Rolle ist wohl sehr passend zu übernehmen hier. Es wird bestimmt eine ganz spannende Sache. Und es liegt schon ein Stückweit daran, dass mein Mann für eine Zeitlang wieder nach Hause möchte und für mich interessant war zu sehen ob Arbeit für mich ist, wie viel Arbeit für mich ist und ob das funktionieren würde, für uns.
Du hast 2 Bühnennamen – Stead in Deutschland und Halbhuber in Südafrika. Wie kommt das?
Ich heisse eigentlich Halbhuber-Stead. Halbhuber habe ich hier [in Südafrika] behalten weil meine Agentin auch gesagt hat: „Behalte den interessanten Namen,“ so wie mein Agent in Deutschland gesagt hat:„Nimm nur Stead, weil das macht Dich interessanter.“
Ich hätte nie gedacht, dass das einen Unterschied macht. Ich habe auch ganz lang unter Halbhuber-Stead gearbeitet in Deutschland und dann hat mein Agent gesagt:„Das ist viel zu lange und wenn du nur Stead nimmst, wird jeder denken du bist eigentlich englischsprachig und wenn du dann kommst und perfektes Deutsch sprichst, hast du schon mal einen Bonus.“ (lacht)
Wie unterscheidet sich die Arbeit hier von Deutschland?
Auf der Bühne und in der Probenzeit ist da kein wirklicher Unterscheid, außer dass hier weniger Zeit ist und es muss mehr in die Zeit reingepackt werden. In Deutschland ist es ja oft, dass du mindestens sechs Wochen Probenzeit hast, weil du bei einem Haus spielst was drei Sparten hat und die Proberäume sind nicht frei. Das heißt also, Du hast auch mehr Freizeit zwischen drin.
Hier waren die Proben sehr geballte gewesen, mit nur einem Tag frei. Du hast halt nur Sonntag frei und arbeitest immer sechs Tage die Woche. Was für diese Partie natürlich ziemlich anstrengend ist. Ansonsten ist da kein wirklicher Unterschied.
Was sich ein bisschen unterscheidet ist vielleicht, dadurch dass in Deutschland noch viel subventioniert wird, dass einfach ein bisschen mehr Geld für viele Sachen da ist. Mehr Geld für Backstage Sachen, oder für Ankleider, die da sind und sich ein bisschen mehr um einen kümmern können. Weil das Theater Geld vom Staat bekommt und zusehen kann, dass es nicht nur seine Darsteller bezahlt, sondern auch, dass die ein bisschen mehr ‚gepampert’ werden können.
Make-up, all solche Sachen, müsste ich ja in Deutschland nie selber machen. Wenn jetzt was genäht werden muss, ist auch niemand da. Wir haben einen Darsteller, der das machen kann, aber normalerweise wären da extra Leute für so was da.
Ich kann das auch verstehen, denn Pieter (Toerien) wird ja nicht subventioniert – er ist ja der ‚self-made’ Produzent, aber das ist natürlich der Unterschied. Der einem, wenn man 8 Shows die Woche spielt, manchmal auch einfach fehlt. Es ist schon Knochenarbeit, nach 100 Shows den ganzen Tag nur aufzupassen, dass man nicht krank wird, nicht zu lange aufbleibt, genug schläft. Du kommst ja dann in so einen Trott wo Du manchmal das Gefühl hast, du hast überhaupt kein Leben mehr– alles dreht sich nur um die Show und um Gesundbleiben und um die Fahnen hochzuhalten. Gerade in den Punkten denkt man manchmal, „Ach, ich wünsche mir irgendjemand würde mich jetzt zumindest anmalen, dass ich das nicht machen müsste." (lacht)
Wie hast Du Dich auf die Rolle vorbereitet?
Ich habe in Vorbereitung das Buch gelesen [von Christopher Isherwood] und mir drei verschiedene Inszenierungen angeschaut. Das hat mir erst richtig gezeigt, wie viele Möglichkeiten es für den Emcee gibt „Fehler" zu machen, beziehungsweise wie schmal der Grad ist auf dem sich die Rolle, mit all ihren emotionalen Höhen und Tiefen, bewegen kann.
Wie fühlt sich Cabaret in so kleinem Rahmen für Dich an?
Dieser intime Rahmen und das kleine Theater macht, meiner Meinung nach, die Atmosphäre aus, die wir hier kreieren. Du sollst ja das Gefühl haben Du sitzt mit drin im Kit Kat Club und wenn der Raum zu groß ist und die Bühne zu weit weg, ist das ja quasi unmöglich.
Was gefällt Dir an diesem Cabaret ganz besonders?
Die Inszenierung von Steven. Ich finde es essentiell wie Steven die Songs so umgestellt hat, dass sie quasi immer eine Szene im Geschehen, beziehungsweise das Voranschreiten der Geschichte zwischen Cliff und Sally, oder Fräulein Schneider und Herrn Schultz, kommentieren. Er hat auch manche Elemente, die in anderen Versionen unter den Teppich gekehrt werden, verstärkt aufgegriffen, wie z.B. Cliffs homosexuelle Seite.
Die permanente Anwesenheit des „Clubs" in jeder Szene, als Kommentar von der Seitenbühne, find ich eine tolle Sache. Auch, dass die Pause auf den Punkt nach der Party verschoben ist. Das macht zwar den ersten Akt relativ lange, ist aber dramaturgisch der einzige Richtige Platz.
Welcher ist Dein Lieblingssong aus Cabaret?
I don’t care much, im zweiten Akt.
Zum Abschluss: was sind Deine Kapstadt Geheimtipps?
Was man auf keinen Fall verpassen soll ist der Harbour Bay Market in Hout Bay. Das fand ich total schön. Es gibt so viele Sachen in Kapstadt! Sundowners im Twelve Apostles Hotel (lacht), wenn man mal ein bisschen dekadenter sein will.
Ansonsten bin ich ein Strand-Typ. Lange am Strand entlang spazieren, das kann man ja von Camps Bay aus Richtung Clifton eigentlich ziemlich gut.
Die Fahrt nach Cape Point über Chapmans Peak sollte man machen. Da sollte man auch nach Simonstown fahren auf dem Weg hin und über Scarborough und Misty Cliffs auf dem Weg zurück und das am Besten wenn Sonnenuntergang ist. Das ist auf alle Fälle eine Reise wert.
Interview geführt von Heike Brunner
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