Unterwegs auf dem St. James Coastal Walk
Egal ob mit Badehose im Gepäck, mit Picknickkorb bewaffnet oder in einen Windbreaker gehüllt. Der St. James Coastal Walk gehört in jeder Jahreszeit zu den atemberaubensten Wanderwegen entlang der False Bay. Begleitet KapstadtMagazin beim Spaziergang zwischen Bahnschienen, Badestränden und Boutiquen.
13. Dezember 2017
Die False Bay verdankt seinen Namen irritierten Seefahrern, die die Bucht südlich von Kapstadt mit der Tafelbucht verwechselten. Rund 500 Jahre später komme ich zu dem Entschluss, dass man hier auch völlig beabsichtigt verweilen kann, während ich im Surfer-Eldorado Muizenberg die ersten Schritte aus dem Bahnhof wage. (Übrigens, seit 100 Jahren stehen Surfer in Muizenberg auf der Welle). Die riesige Beschilderung ist kaum zu übersehen und verrät mein heutiges Ausflugsziel. Ich spaziere entlang des St. James Coastal Walk.
Ein bepflasterter Wanderweg, welcher die wichtigsten Küstenstädte der Bucht miteinander verbindet. Besonderes Highlight sollen die Züge der Western Cape Metrorail sein, welche unmittelbar an einem vorbeirauschen, während man das Küstenpanorama genießt. Also Wanderschuhe geschnürt und nichts wie los. Ich bin gespannt.
Startschuss in Muizenberg
Nach wenigen Gehminuten und anthropologischer Analysen meiner Mitmenschen, wird mir eines direkt glasklar:
Ob man nun Kind und Kegel mitbringt, oder nur von seiner besseren Hälfte begleitet wird - Das Spektrum des St. James Coastal Walk reicht von familienfreundlich bis hochromantisch, von Sandburg bauen an den Strandabschnitten bis Sektfrühstück auf den abgelegenen Klippen. Zahlreiche Bänke (in der Innenstadt eher rar gesät) erlauben eine kleine Verschnaufspause, während man kilometerweit auf den Ozean blickt, oder die buchtförmige Gebirgskette nachverfolgen kann. Weitere Sitzmöglichkeit bietet das zinkrote Küstengestein, welches den gesamten Weg säumt. Hier lege ich meine erste Rast ein. Bin ganz für mich, während sich die Möwen über mir vom Wind treiben lassen. Gutes Stichwort. In der False Bay herrscht das ganze Jahr über böiges Wetter. Besonders während schwülwarmer Tage in der City Bowl, kann man hier auf Erfrischung hoffen. Auf Kopfbedeckungen ala Hüte sollte jedoch verzichtet werden. Frustationsgefahr!
Wanderer mit geschultem Blick und glücklichem Händchen können hier in den Sommermonaten sowohl Delfine als auch Wale erspähen. "Fortuna war heute nicht auf meiner Seite.", denke ich mir, während ich nach 15 Minuten die erste Destination erreiche.
Postkartenmotiv - an den ikonischen Strandhäuschen kommt man unmöglich vorbei
Spätestens in St. James bin ich endgültig im Urlaubsmodus angekommen. Während der Badesaison kann man guten Gewissens sein Handtuch ausbreiten und sich der afrikanischen Sonne ergeben, während im Hintergrund die kunterbunten Strändhäuschen das Idyll perfekt machen. Ein besonderer Blickfang bietet hier ein sogenannter Tidal Pool (Gezeitentümpel). Ein durch Felsen abgetrennter Schwimmbereich, der entweder auf natürlichem Wege entsteht, oder wie in St. James künstlich errichtet wurde, was jedoch seinem malerischen Erscheinungsbild keinen Abbruch tut. Durch die wellengeschützte Lage trumpft der eingemauerte Abschnitt vor allem temperaturtechnisch auf. Der in der False Bay sonst so ungestüme atlantische Ozean wird hier ganz handzam und kuschelig. Da kommt Karibik-Feeling auf. Die eigentliche Intention hinter dem Gesteinspool ist jedoch seine Besucher vor der unberechenbaren Strömung und dem im False Bay beheimateten Weißen Hai zu schützen. Ein Fakt, der sich besonders bei kinderreichen Familien und Schulklassen großer Beliebtheit erfreut, da niemand seine kleinen Schützlinge zwischen den Fangzähnen der Raubfische oder alternativ auf dem weiten Ozean treibend wiederfinden möchte.
Dementsprechend belebt kann es hier an schwülen Sommertagen werden, wenn man versucht zwischen Förmchen und Schwimmflügel ein schattiges Plätzchen zu ergattern.
Aus gutem Grund beliebt - Der Tidal Pool am Strand von St. James
Wer sich nach einer gediegeneren Badeatmosphäre sehnt, erreicht nach gut 10 Minuten Fußweg einen ruhigeren Strandabschnitt kurz vor den Pforten Kalk Bays. Dieser ist besonders bei Locals beliebt, die ihren Vierbeinern eine kühle Erfrischung gönnen wollen, oder sich mit einem Surfbrett bewaffnet selber in die Fluten stürzen. Auch hier kommt man halbstündig in den Genuss der kultig-gelben Eisenbahnwagen, da der Sandstrand unmittelbar unterhalb der Gleise liegt. Auf meinem Handtuch sitzend staune ich nicht schlecht, als mal wieder einer der Züge unseren Küstenabschnitt passiert. Mit einem ununterbrochenen Huppkonzert fährt die Bahn ein. Mit an Bord ungefährt zwei Dutzend Halbstarke, die lauthals feiern und tanzen, sich teilweise gefährlich weit aus Türen und Fenstern lehnen, um allen vorbeiziehenden Strandbesuchern euphorisch winken zu können. Ich lache lauthals. Auch das ist Afrika.
Eine Unterführung bringt einen auf die Main Road, welche die Verbindungsstraße zwischen den Fischerdörfern darstellt. Diese makiert gleichzeitig die Ziellinie des St. James Coastal Walk. Das muss jedoch noch lange nicht das Ende des Ausfluges sein, denn die False Bay hat noch einiges an Freizeitaktivitäten im Angbot. Nach rund 10 Minuten entlang der Hauptstraße erreicht man das Epizentrum des bereits erwähnten Ortes Kalk Bay. Sowohl bei Einheimischen, als auch bei Touristen beliebt, trumpft das Dorf vorallem mit seinen schmucken Boutiquen und seinen ökofreundlichen Lokalen auf.
Beweisstück A: Das Ohana Café direkt am Ortseingang. Hier kann man den Blick auf den Indischen Ozean schweifen lassen, oder der Köchin dabei zuschauen, wie sie im hauseigenen Garten die Zutaten für die aufgegebene Bestellung pflügt. Von der Hand in den Mund sozusagen. Nicht nach deinem Geschmack? Möglichkeiten sich nach dem Fußmarsch entlang des St. James Coastal Walk zu stärken gibt es in Kalk Bay zur Genüge. Mit vollem Magen finde ich mich in kleinen Vorhöfen wieder, die jeweils mehrere Shops beherbergen, wo man sich mit allerlei Souvenirs, Botanik und Vintage-Mode eindecken kann.
Côte d'Azur oder Kapregion? Die liebevoll gestalteten Vorhörfe gibt es so jedoch nur in Kalk Bay.
Ich werfe einen prüfenden Blick auf meine Uhr. Rund 45 Minuten sind zwischen meinem Austieg in Muizenberg und meiner Ankunft im Bahnhofsgebäude Kalk Bays verstrichen. Ich bin weder sonderlich abgehetzt noch beim Gehen eingeschlafen, habe mich allen neugewonnen Eindrücken hingeben können. Genau deshalb ist der St. James Coastal Walk so empfehlenswert. Vordergründig ist der Weg ein Naturerlebnis. Man ist nicht an ewiglange Warteschlangen, überteuerte Eintrittspreise oder Reiseleiter gebunden, die eher an Viehtreiber erinnern. Jeder gibt hier sein eigenes Tempo vor. Beim entspannten Picknick auf den Klippen weht einem der Wind sanft durch die Haare, während er bei einer morgendlichen Jogging-Tour brutal durch das Gesicht peitscht. Keine Lust auf den gesamten Walk? Kein Problem, dann springt man halt schon in St. James in den Zug. Apropos Zug. Warnungen bezüglich Bahnfahrten innerhalb des Landes bekommt man als Südafrika-Reisender häufig zu hören. Die besagte Strecke Kapstadt-Simon`s Town ist jedoch touristenerprobt und grundsätzlich ungefährlich. Man kann sich hier getrost weniger um die eigene Sicherheit und mehr um das eigene Sitzfleisch sorgen. Die Zugfahrt von Kalk Bay bis Kapstadt spült mit R13 (80 Cent) zwar keine Ebbe in die Urlaubskasse, jedoch sollten die rund 60 Minuten Reisedauer auf der ca 30km Strecke unbedingt in die Tagesplanung mit einkalkuliert werden. Wer diesbezüglich detailliertere Eindrücke gewinnen möchte, begleitet Redakeurin Lena Ernsting auf ihrer Zugreise zwischen Kapstadt und Simon`s Town. KapstadtMagazin wünscht viele unvergessene Eindrücke bei eurem ganz eigenen Abenteuer entlang des St. James Coastal Walk.
von Lisa Levkic
Genieße fangfrischen Fisch entlang der Kaphalbinsel.
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