Der beste Weißwein der Welt kommt aus Südafrika...

...und KapstadtMagazin stattete seiner Geburtsstätte einen Besuch ab. 

Zuletzt aktualisiert: 05. November 2018

Im Jahr 2015 galt der Family Reserve Chenin Blanc 2013 als Überraschungssieger der renommierten Concours Mondial de Bruxelles - der "Weltmeisterschaft der Weine". Grund genug, sich auf dem ausgezeichneten Weingut Kleine Zalze einen kulinarischen Gesamteindruck zu verschaffen. 

Dienstagabend. Ich mache mich auf den Weg ins Eldorado südafrikanischer Weinliebhaber - Stellenbosch. In der rund 50km östlich von Kapstadt gelegenen Studentenstadt ist die Dichte an Weinfarmen so groß wie an keinem anderen Ort Südafrikas. Die Farmhäuser im kapholländichen Stil prägen das Stadtbild maßgeblich mit, ziehen jeden Erstlingsbesucher in ihren perlweißen Bann. Kein Wunder also, dass einer der rund 120 Wein-Institutionen seit zwei Jahren an der Weltspitze rangiert. Trotzdem galt der damals ans Kap geholte Goldpokal in der Kategorie "bester Weißwein" als kleine Sensation in der internationalen Weinszene. Wir baten um eine Audienz beim Weltmeister und wurden erhört. Kann das Weingut Kleine Zalze seinem neugewonnenen Ansehen gerecht werden? 

Die spektakuläre Berglandschaft Stellenboschs erstreckt sich hinter uns, als uns an der hochmodernen Pforte Einlass gewährt wird - nur mit vorher zugeschicktem Code versteht sich. Das Arial nimmt superlative Ausmaße an. Bietet nicht nur Golf-Verrückten eine Spielswiese, sondern auch kaufwilligen Mietern durch Sicherheitszäune und besagter Passwortkontrolle ein vor jeglicher Kriminalität geschützes Zuhause. Mitten drin, rundum eingebettet in die hauseigenen Weinberge liegt das Anwesen der Kleine Zalze Lodge. Herzlichst werden wir von Winzer Reginald Botha, genannt "RJ" in Empfang genommen, dürfen auf 2 der insgesamt 65 Stühle Platz nehmen. 

Diesem Mann steckt der Wein im Blut - Winzer Reginald "RJ" Botha 

Der Hausherr wird zuallererst nach seiner bisher größten Auszeichnung befragt.

„Der Preis war primär ein Gewinn für die gesamte südafrikanische Weinszene und weniger für uns als einzelnes Weingut. Selbst "die Franzosen" haben bei uns sturmgeklingelt, um uns zu gratulieren."

Wir lachen einstimmig. Darauf darf angestoßen werden, denn nun geht`s ans Eingemachte. Wir testen den Family Reserve 2015 - also das zwei Jahre jüngere Geschwisterkind des Weltmeisters. Wie würde ich als absoluter Wein-Laie den Geschmack beschreiben? Mir schießen nach dem ersten Schluck unentwegt Begrifflichkeiten wie fruchtig, mild und bekömmlich in den Sinn. Tannine hin oder her. Schmackhaft war er allemal und darauf kommt es letztendlich an, wie mir RJ bestimmend versichert. Nichtsdestotrotz muss eine Expertenmeinung her. In der freien Journalistin und Berufsfeinschmeckerin Anja Hanke habe ich hierfür die perfekte Kanditatin gefunden. Sie kennt die südafrikanische Weinszene wie keine andere, prüfte für Wein.com den Family Reserve Chenin Blanc 2013 auf Herz und Gaumen, als er vor zwei Jahren das globale Rennen unter den Weißweinen machte: 

„Der Wein wird dem Anspruch von Kellermeister Reginald "RJ" Botha absolut gerecht. Er wollte einen eleganten Wein machen – und das ist ihm mehr als gelungen. Er lebt von gelbfruchtigen Aromen wie Melone und Pfirsich in der Nase und lässt am Gaumen krautige Aromen des Fynbos schmecken. Das Eichenholz der 12-monatigen Reifung im Barrique ist fein integriert. Der Wein ist insgesamt unglaublich rund, dennoch frisch und hat einen langen Nachhall." 

Diese Einschätzung ist doch schonmal deutlich aussagekräftiger und sollte selbst dem geprüftesten Gaumen als geschmackliches
Gradmesser dienen.

Expertin für Spitzenweine rund um den Tafelberg - Gourmetjournalistin Anja Hanke 

2015 stand der Goldkurs auf dem Weingut wohl besonders günstig. Auch das hausinterne Restaurant Terrior wurde in diesem Jahr mit dem Eat Out Mercedes-Benz Restaurant Award ausgezeichnet, ist seitdem unter den Top 10 der besten Lokale Südafrikas gelistet. Und das schmeckt man auch. Ob nun ein Hauch von Minze auf der Entenbrust, oder schwarzer Pfeffer auf dem Dessertteller. Jedes Gericht hat einen kulinarischen Twist, der kreative Umgang mit Lebensmittel wird so für jeden Gast geschmacklich erlebbar.

Fachkundiges Personal klärt über kulinarische Finessen auf dem Teller auf

RJ findet bei Küchenchef Michael Broughton kein Haar in der Suppe, hat für seinen langjährigen Mitarbeiter nur Postives übrig, der seit den Anfängen des Gastronomiebetriebes im Jahr 2004 hinter den Kulissen den Kochlöffel schwingt. Wie wir feststellen, lassen sich die üppigen aber nicht überfordernen Portionen herrlich untereinander aufteilen. Das Garnelen-Risotto an Sauce américaine ist der kulinarische Dauerbrenner des Restaurants.

„Wir wurden mit wütenden Anrufen bombadiert, als das Risotto von der Karte verschwinden sollte.", erzählt uns RJ und kann sich dabei ein Lachen nicht verkneifen.

Nichtsdestotrotz darf in der Küche auch munter experimentiert werden. Die Divice im Terrior ist die Balance zwischen altbekannten Gerichten und innovativen Neukreationen aufrrecht zu halten. Ein lukratives Konzept, wenn man Stammkunden an sich binden möchte.



So funktioniert auf Kleine Zalze auch das Geschäft mit dem Rebensaft. Exklusiv möchte man bleiben, dadurch die eigene Marke stärken. Jahrgänge der Family Reserve Produkte, worunter auch der beste Weißwein der Welt zählt, sind ausschließlich auf der Farm selbst, oder bei ausgewählten Weinlieferanten zu erwerben. Als größter deutscher Klient zählt die Firma Klocke aus Porta Westfalica, welche die Gourmet Tempel der Republik mit den erlesenen Weinen aus Stellenbosch beliefert. Ein auf dem Weingut Kleine Zalze gewachsener Rebstock, der bei Aldi, Edeka & Co. in den Regalen landet? Unverstellbar. 

Zwischen den Gängen bleibt die Zeit auch, unangenehme Themen anzusprechen. Wie geht die Farm mit der allgegenwertigen Wasserkrise in der Region um? 

„Die Dürre stört die Trauben nicht im Geringsten. Die sind taff, gedeihen selbst bei Wüstenklima prächtig.", erklärt uns RJ stolzerfüllt, als würde er über die sportlichen Leistungen seiner Söhne sprechen.

Der menschliche Aspekt der Wasserproblematik wird jedoch nicht einfach stillschweigend hingenommen. Kleine Zalze strebt an, sich zukünftig selbst mit Wasser versorgen zu können, um die Kapregion ökologisch zu entlasten und das eigene Risiko einzudämmen. Eine Win/Win-Situation, die durch modernste Computertechnik ermöglicht werden soll.
Weinexpertin Anja Hanke sieht darin das Alleinstellungsmerkmal und Erfolgsrezept der Farm:

 „Trotz aller Auszeichnungen und Größe spürt man bei „Kleine Zalze“ noch immer, dass es ein familiär geführtes Unternehmen ist. Das führt unweigerlich dazu, dass man um die Zukunft bedacht ist und nachhaltig arbeitet."

Kleine Zalze verbindet somit familäre Bodenständigkeit innerhalb der Betriebsführung mit exklusiven Produkten auf den Tellern und in den Gläsern. Wer genau danach für seine nächste Winetasting-Erfahrung sucht, wird beim Weltmeister in Stellenbosch fündig und vor allem satt von den nachhaltigen Geschmackseindrücken.

Die Exklusivität schlägt sich selbstverständlich auch auf die Nachfrage nieder. 
Unser Tipp: In der Hochsaison von Dezember bis März lieber 2 Wochen im Voraus buchen. 

Wer wissen will, welches Südafrikas beste Weine im Jahr 2019 sind, kauft sich am besten die absolute Weinbibel Platter's Wine Guide. Darin erfährst du, welcher Sauvignon. Pinotage oder Cabernet königlich sind.

von Lisa Levkic 

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Ein historischer Exkurs in Sachen Wein - Die Geschichte des südafrikanischen Pinotage

Die willst den Überblick behalten? Hier eine Auflistung der schönsten Weingüter in Stellenbosch.
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