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Eindrücke, Erfahrungen, Hotspots und der Alltag in Kapstadt:
17. Juli 2017
All das werde ich mit euch wöchentlich für die nächsten zwei Monate teilen. Ähnlich wie ein Reiseführer, möchte ich euch meine Lieblingsplätze verraten und die besten Momente meines Kapstadtabenteuers mit euch teilen. Freut euch auf zwei Monate Kapstadt aus meiner Sicht.
Township Langa hautnah erleben
Letzte Woche ist es mir wieder passiert. Ich lernte neue und vor allem wundervolle Menschen kennen, wegen denen ich meine Pläne mal eben so über den Haufen geworfen habe. Eigentlich wollte ich, während meines Aufenthaltes in Kapstadt, eine stinknormale Townshiptour machen. Der Gedanke, zahlreiche Touristen würden von meinem Zuhause Fotos machen, während ich vollkommen hilflos bin, hat mich jedoch warten lassen. Wenn ich in ein Land wie Südafrika komme, wo die Schere zwischen Arm und Reich so groß ist, ist es natürlich wichtig beide Seiten zu sehen. Trotz alle dem sollte sich jeder Tourist, der nach Kapstadt kommt und eine solche Tour macht, fragen, inwiefern das den Menschen dort weiterhilft.
Letzte Woche habe ich also, bei einem Interview, Zoe und Sam kennengelernt. Sie aus Langa, er aus der Schweiz - haben sie sich in Kapstadt während eines Sprachaufenthaltes kennen und lieben gelernt. Jetzt wohnen sie beide zusammen im Township Langa und genießen das Leben dort.
Als sie mir dann anboten, sie könnten mir das Leben im Township zeigen war ich mehr als begeistert. Wie ich schon erwähnte, hatte ich es ohnehin vor. So gebe ich den Menschen dort nicht das Gefühl, sie wären eine Attraktion auf meiner To-Do-Liste, sondern ich kann ganz in die Kultur der Xhosa eintauchen.
Dienstagmittag sammelten sie mich dann in der Stadt ein, um mit mir zusammen nach Langa zu fahren. Ich muss ehrlich zugeben, ich war schon ein wenig aufgeregt. Man hört ja doch so einiges über die Townships und die Zustände dort. Aber dadurch, dass ich mit Zoe und Sam zusammen war, beruhigte ich mich nach und nach wieder.
Unser erster Stop in Langa war das Community Centre Guga S’Thebe: ein von Einheimischen errichtetes Zentrum für Kunst und Kultur. Es zieht gleichermaßen Kinder, Jugendliche, Künstler und Touristen an und bietet Musik-, Tanz- und Theateraktivitäten, sowie kunsthandwerkliche Workshops. In meinen Augen ein tolles Projekt, dass für viele Kinder eine Auszeit von den teils schwierigen Verhältnissen Zuhause bedeutet. Es gibt ein Amphitheater, Kreativräume, eine Töpferei und ein kleines Café, welches sogar traditionell selbstgebrautes Ingwerbier anbietet. Die Architektur erinnerte mich außerdem sehr an meinen Waldorfkindergarten von zuhause.
Nachdem wir vier Freunde von Zoe und Sam abgeholt hatten, ging es dann weiter zum Langa Heritage Museum. Schwarze mussten während der Apartheid, wenn sie sich außerhalb ihrer Reservate aufhielten, einen Pass mit sich tragen. Im einstigen Passbüro für Farbige, wird jetzt die Geschichte Langas erzählt. Für mich war es der perfekte Einstieg, um die Kultur und die Geschichte Langas besser kennenzulernen. Langa wurde 1927 erbaut und ist somit das erste Township in Kapstadt, dass ausschließlich für schwarze Bürger errichtet wurde. Es war schon ein bedrückendes Gefühl die damaligen Zustände, die mich auch ein wenig an die Konzentrationslager zur Zeit der Weimarer Republik erinnerten, zu sehen. Natürlich trägt man keine Schuld, das weiß ich auch. Trotzdem habe ich mich dabei erwischt, wie ich mich für eine Sekunde dafür geschämt habe, wie verkorkst die Mentalität meiner Hautfarbe früher war und teils noch heute ist.
Mit gemischten Gefühlen ging es nun ins wirkliche Township – zu den Shacks. Als erstes besuchten wir ein Shack, dass gedünstete Schafsköpfe, auch Smileys genannt, verkauft. Der Schafskopf wird noch vor Ort zubereitet und mit Gewürzen serviert. Obwohl ich es mir vorher vorgenommen hatte, konnte ich mich dennoch nicht dazu überwinden, etwas vom Schafskopf zu probieren. Als nächsten Anlaufpunkt hatten Zoe und Sam ein Shack ausgesucht, dass das traditionelle Bier Umqombothi braut, auserkoren. Das habe ich dann auch probiert!
In einem großen Behälter wird es von Person zu Person weitergereicht. Um die Ahnen zu ehren, wird es nur in der Hocke getrunken. Nicht das beste Bier was ich je getrunken habe, aber definitiv trinkbar. Auch sehr interessant war das Shack eines traditionellen Heilers. Von der ganzen Decke hingen Knochen, Schädel und Federn und es war komplett dunkel. Er zeigte mir dann seine „Medikamente“, die nicht viel mehr waren als geraspelte Holzrinde. In Verbindung mit Magie jedoch, helfen sie den Menschen – so seine Theorie. Ich glaube, dass Heilmedizin einen ähnlichen Effekt wie Placebo hat. Das habe ich aber natürlich für mich behalten. Zum Abschluss des tollen Tages aßen wir dann alle zusammen in Zoes und Sams kleinem, aber sehr süßen Haus.
Es war eine Achterbahn der Gefühle: ein wirklich schöner und zugleich trauriger Tag ging zu Ende. Klar ist, dass sich etwas ändern muss. In den meisten Townships hat es in den vergangenen Jahren mehrere Proteste gegeben und das nicht ohne Grund. Viele Menschen fühlen sich vernachlässigt. Insbesondere wenn die Regierung einem Dinge verspricht, die sie dann nicht erfüllt.
Gleichwohl scheinen die Menschen dort nicht ihre Lebensfreude zu verlieren. Und das zu sehen macht mich widerum glücklich. Ich denke, Touristen sollten den Einheimischen einfach nicht das Gefühl geben, nur wegen den Fotos zu kommen. Ich habe beispielsweise gar keine Fotos vom eigentlichen Township gemacht sondern es einfach auf mich wirken lassen. Es hilft den Menschen dort schon, wenn man ihnen zeigt, dass man wirklich an ihrer Kultur interessiert ist und vielleicht noch ein paar Süßigkeiten für die Kinder mitbringt.
Von Lena Ernsting
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