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Dieses Jahr fand zum zweiten mal das „Cape Town International Film Market and Festival“ in Kapstadt statt.
Über 120 Filme traten in den verschiedensten Kategorien gegeneinander um die begehrten Auszeichnungen an. Einer von ihnen war besonders bewegend. Die Filmemacherin Weaam Williams rückte eine immer noch andauernde Aktualität der Geschehnisse im District Six in den Fokus.
Die Geschichte vom District Six
Früher war der District Six ein multikulturell geprägter Stadtteil Kapstadts. Hier lebten rund 60.000 Menschen in einer bunten Gemeinschaft. Im Zuge der Apartheid wurde das Gebiet 1966 jedoch zum „Whites Only“- Bezirk ernannt. Angeblich zum Schutz der weißen Wohngebiete gegen die Kriminalität, welche vom District Six ausging.
Im Zuge dessen wurden die Wohngebäude und Geschäfte der Bewohner dem Erdboden gleichgemacht. Die Menschen wurden in Cape Flats zwangsumgesiedelt. Nicht nur die Nachbarschaft, sondern auch Familien wurden getrennt. Die Deportationen dauerten über 15 Jahre an. Große Teile des ehemaligen District Six liegen auch heute noch brach.
Ein Bericht aus dem Inneren des heutigen District Six
Für Weaam Williams und ihren Mann Nafia Kocks ist die Aufarbeitung der Geschehnisse besonders emotional. Die Eltern und Großeltern beider wurden als sogenannte „Coloureds“ aus dem District verbannt. Obwohl Williams und Kocks zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf der Welt waren, sollten die Geschehnisse doch ihre Arbeit beeinflussen.
Insgesamt arbeiteten Williams und ihr Mann viereinhalb Jahre an der 87-minütigen Dokumentation.
Um einen besseren Einblick zu bekommen, zogen die beiden 2013 mit ihren Kinder selbst in den heutigen District Six.
Eine Entscheidung an der Weeam in der Dokumentation mehrfach zweifelt. Als sie und ihre Familie Opfer eines Einbruchs werden, ist sie kurz davor ihre Arbeit vor Ort abzubrechen. Doch ihr Mann überredet sie weiterzumachen.
Sie interviewen ehemalige Bewohner und hören sich Einzelschicksale an. Auch die eigenen Familien der beiden beginnen über ihre Vergangenheit zu sprechen. Darüber wie der eigene Laden zerstört wurde und wie Menschen und Möbel auf Lastwagen aus der Stadt geschafft wurden. Zuvor hatte die Mutter von Weaam lieber geschwiegen. Es fiel ihr zu schwer über die Vergangenheit zu sprechen.
Doch Weaam rollt nicht nur die Geschichte neu auf, sondern zeigt auch was sich seitdem im District Six getan hat. Sie berichtet davon, dass es immer noch problematisch und kaum finanzierbar ist altes Land zurückzuerhalten und das obwohl es Reformen zur Landrückgabe gab.
Außerdem hat sie probiert herauszufinden, wem das brachliegende Land offiziell gehört. Ihre Nachforschungen blieben größtenteils ohne Ergebnis. Ein Teil des Gebiets wird heute von der CPUT eingenommen, der Cape Peninsula University of Technology. Die meisten Studenten hier wissen nicht, was genau sich damals auf dem Land ereignete.
Ihre eigenen Erfahrungen haben Weaam gezeigt, dass durch die Zerstörung des Distrikts ein großer Faktor des Zusammenhalts verloren gegangen ist. Sie empfindet die heutige geförderte Wohngegend als sehr trostlos und gefährlich. Oft überlegt sie mit ihren Kindern wegzuziehen. Der Tod ihres Bruders während der Dreharbeiten ermutigt sie allerdings weiterzumachen.
Auf den freien Flächen rund um die heutige Wohnsiedlung haben sich Drogendealer und Sexarbeiter angesiedelt. Bereitwillig zeigen sie ihr wie sie leben. Die meiste Zeit verbringen sie auf dem freien Feld oder unter den Brücken. Doch zum Schlafen ziehen sie sich in unterirdische Tunnelsysteme zurück. Diese erstrecken sich inzwischen unter nahezu dem ganzen ehemaligen District Six. Eine Nachbarschaft, die das Ansehen des heutigen Distrikts nicht unbedingt verbessert.
Die Hoffnungen der Betroffenen
Nach der Premiere von „District Six – Rising from the Dust“ geht Applaus durch die Reihen des Kinos. Für den größten Teil der Besucher waren es keine neuen Bilder, sie haben alles selbst erlebt.
Die wenigsten von ihnen glauben irgendwann materiell entschädigt zu werden. Doch irgendwo bleibt ein kleiner Funken Hoffnung zurück, dass sie vielleicht doch irgendwann in ihre Heimat zurückkehren können. Einen Wunsch haben aber alle Anwesenden: Sie möchten nicht, dass die Geschichte vom District Six vergessen wird. Sie möchten internationale Aufmerksamkeit für ein noch immer bestehendes Problem schaffen.
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Von Julia-Janine Schwark
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Wenn du mehr über die Geschichte des District Six erfahren möchtest, legen wir es dir ans Herz einmal das District Six Museum zu besuchen. Außerdem haben sich in einem ehemaligen Teil des Viertels inzwischen einige abwechslungsreiche Geschäfte und Lokale angesiedelt.
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