Wir reden mit dem Fotografen aus Kapstadt über seine Arbeiten und Reisen
EducoAfrica – eine gemeinnützige Organisation für Jugendliche in Südafrika
EducoAfrica hilft armen Kindern in Südafrika, sich selbst zu helfen.
Die Mitarbeiter von Educo helfen südafrikanischen Jugendlichen aus armen Verhältnissen, ihre Talente zu entdecken, an sich selbst zu glauben und ihr Leben zu verändern. Wie sie das tun, erzählt uns die gebürtige Nürnbergerin und Vorstandsvorsitzende von EducoAfrica, Julia Willand, im Interview.
Julia, du stammst ursprünglich aus Deutschland. Wieso lebst und arbeitest Du heute in Südafrika?
Ich bin bereits mit sechs Jahren mit meinen Eltern nach Johannesburg, Südafrika, ausgewandert. Allerdings bin ich zum Abitur zurück nach Deutschland und habe später in Freiburg Jura studiert. Meine Jugendjahre in Südafrika müssen aber wohl den starken Drang nach sozialer Gerechtigkeit und damit mein Interesse an Entwicklungsarbeit geweckt haben. Schon während dem Studium habe ich mich deshalb eine Zeit lang in Südamerika bei einem Hilfsprojekt engagiert. Nach Abschluss meines Referendariats bin ich mit meinem heutigen Mann zurück nach Südafrika gezogen – natürlich mit dem Hintergedanken, dort etwas bewegen zu können. Von den Programmen, die Educo für perspektivenlose Jugendliche in Südafrika anbietet, war ich von Anfang an begeistert. Jetzt bin ich bereits 4,5 Jahre dabei.
Was ist EducoAfrica denn genau?
EducoAfrica ist eine NGO (non-governmental organization), die versucht, Jugendliche aus den südafrikanischen Townships, die meist ohne Perspektiven leben, auf den richtigen Weg zu bringen, ihre Talente zu entdecken und so ihr Selbstvertrauen zu stärken. Um das zu schaffen, haben wir verschiedene Programme entwickelt, welche auf die unterschiedlichen Lebenslagen und Probleme der Kinder zugeschnitten sind.
Wie sieht so ein Programm aus?
Unsere Programme sind in zwei Stufen unterteilt: Anfangs fahren wir mit den Jugendlichen raus in die Natur und arbeiten dort - fern von ihren Familien und Freunden - im psychologischen Sinne an ihren individuellen Traumata. Denn jedes dieser Kinder hat, abgesehen von der Armut, in der es lebt, sein ganz eigenes Schicksal - sei es eine schwierige Familiengeschichte, eine Vergewaltigung oder eine HIV-Erkrankung. Mindestens eine Nacht bleiben die Kinder dabei auch alleine in der Natur - oft das erste Mal in ihrem Leben - um in sich gehen und überlegen zu können, was sie eigentlich wollen. Die meisten kommen komplett ausgelaugt und verändert zurück. Wir haben viele, die im Zwiegespräch mit sich selbst ihren Frieden finden. Wenn sie zurück ins Township kommen, hat sich ihre Einstellung zu vielem geändert und sie wollen ihr Leben endlich in die Hand nehmen.
Und ihr helft ihnen dabei, ihr Leben in die Hand zu nehmen?
Richtig. Das ist dann die zweite Stufe: Alle Jugendlichen, die einmal an so einem Programm teilgenommen haben, sind automatisch Teil von einem Netzwerk. Zum einen steht ihnen ein soziales Netzwerk im Internet zur Verfügung, in dem sie sich austauschen können, zum anderen werden sie Teil eines physischen Netzwerks. In diesem organisieren sie gemeinsam Events, besuchen Workshops und realisieren eigene Projekte.
Was sind das für Projekte?
Unsere Workshops drehen sich rund um soziales Unternehmertum (social enterprise) und integrieren immer auch das Thema Naturschutz. Dort können sie selbst Projekte vorschlagen, die in dieses Bild passen und für das sie sich gerne engagieren würden. Im Folgenden müssen sie eine Art Businessplan erstellen, um darzulegen, wie sie ihre Idee realisieren wollen. Wir begleiten sie dann bei der Umsetzung und vernetzen sie mit den richtigen Ansprechpartnern, die ihnen dabei helfen können. Auf diese Weise werden sie aktiv, bauen sich ein persönliches Netzwerk auf und erlernen Fähigkeiten, die ihre Stellung auf dem Arbeitsmarkt oder die Chance auf eine zukünftige Selbstständigkeit verbessern.
Kannst Du uns ein Beispiel geben, das Dich besonders beeindruckt hat?
Alle unsere Jugendlichen setzen beeindruckende Dinge um, aber einer unserer Teilnehmer, sein Name ist Lulama, ist wirklich ein Vorzeigebeispiel. Er wurde nach einem schweren Schicksalsschlag von einem seiner Freunde zu einem unserer Naturlager angemeldet. Sein Freund wollte ihn davor bewahren, aus Rache etwas Dummes zu tun. Als er ankam, war er voller Hass. Als er zurückkam, hatte er begriffen, dass er sein Leben ändern kann. Er hat heute ein kleines Tourismusunternehmen, dass Touren zu Fuß durch das Township Imizamo Yethu in Hout Bay anbietet. Ich würde jedem Besucher in Kapstadt empfehlen, einmal bei so einer Tour mitzulaufen. Außerdem hat er ein Recycling- und ein Biolandwirtschaftsprojekt in diesem Township gestartet. Er hat damit nicht nur sein eigenes Leben zum Besseren verändert, er hat auch seine Umgebung, seine Freunde und Familie, damit inspiriert.
Und wie kann man EducoAfrica unterstützen?
Das ist eine sehr gute Frage, da wir dringend Unterstützung brauchen. Auch an den NGOs ist die Wirtschaftskrise leider nicht spurlos vorbei gegangen, da gerade große Firmen ihre Unterstützung gestrichen und sich komplett zurückgezogen haben. Um nicht auch dem großen NGO-Sterben zum Opfer zu fallen, hat EducoAfrica ein neues Unterstützungsprogramm namens „Footsteps“ lanciert. Dabei handelt es sich um ein Spendenprogramm, bei dem jeder – seien es Privatpersonen oder Firmen – monatlich einen eigens gewählten Betrag (ab R50 im Monat) beisteuern kann. Auf diese Weise kann Educo langfristig planen und die zukünftigen Projekte ausbauen.
Mehr Informationen zu den Projekten sowie Details zu Unterstützungsmöglichkeiten findest Du auf der EducoAfrica Homepage.
Von Julia Panknin
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