10 Fragen an Elena Beis
Elena Beis, 31, kommt aus München und arbeitet freiberuflich als Journalistin und Texterin in Kapstadt
1) Wer bist du?
Eine sehr neugierige, rastlose und abenteuerlustige Person, die das Glück hatte, zur richtigen Zeit am richtigen Platz zu sein und das Glück, dabei ein spannendes Land mitzuerleben, das sich von Jahr zu Jahr verändert.
2) Wie und wann bist du nach Kapstadt gekommen?
In Südafrika war ich das erste Mal 1997 mit meiner damaligen halbsüdafrikanischen Mitbewohnerin. Afrika hat mich schon immer sehr fasziniert als Kontinent. Als ich 2004 ein freies Semester Zeit hatte, packte ich kurzerhand die Tasche, um Südafrika auf eigene Faust zu entdecken. Ich hatte damals keinen Plan und wollte einfach schauen, wo das Leben und die Reise mich hinführen. Jetzt, sechs Jahre später stecke ich immer noch hier und finde es hier genauso aufregend wie 1997.
3) Erzähle von deiner Arbeit als Journalistin und Texterin in Kapstadt. Was machst du genau? Für wen schreibst du?
Ich schreibe freiberuflich sehr unterschiedlichste Sachen – Zeitungsartikel, Blogs, Bücher, Website-Texte, PR-Geschichten – alles, was mir interessant erscheint, oder sich anderweitig ergibt. Ich schreibe für unterschiedliche südafrikanische und deutsche Print- und Onlinemedien, aber auch für Agenturen, Website-Kunden etc. Am liebsten schreibe ich über Südafrika und die Menschen, auf die ich hier treffe.
4) Was war das Highlight deiner Arbeit hier?
Mein Highlight ist definitiv, mich mit den Menschen zu unterhalten und Zeit zu verbringen, über die ich dann oftmals schreibe. Und mein Arbeitsalltag ist ein Highlight. Jeder Tag ist anders. Und jedes Schreibprojekt ist anders.
5) Wie empfindest du südafrikanischen Journalismus? Was ist anders?
Die südafrikanische Berichterstattung ist zum größten Teil praktischer, einfacher und direkter. Es gibt hier noch viele Fragen, die in den Medien ausdiskutiert werden, zu denen man in Deutschland bereits schon einen „allgemein akzeptierten“ Standpunkt hat. Hier besteht zudem mehr Aufklärungsbedarf. Ich erinnere mich, als ich 2004 im Fernsehen eine Talkshow sah, deren Thema war „Warum es falsch ist, jemanden zum Sex zum Zwingen“ oder auf Frauenwebsites werden Fragen wie die Jungfräulichkeit vor der Ehe diskutiert. Solche Fragen stellt man sich in Deutschland in der Regel nicht mehr. Südafrika ist eine sehr junge Demokratie mit der vielen unterschiedlichen – und zum Teil widersprüchlichen - Traditionen. Das spiegelt sich natürlich im Journalismus hier wider.
Da aber Südafrika ein extrem multikulturelles Land ist, gibt es zu den meisten Themen viel unterschiedliche Meinungen – und oftmals unglaublich differenzierte und tolle Kolumnen. Der Journalismus hier ist wirklich sehr bunt und spannend, weil es zu vielem keine „Mainstream-Meinung“ gibt.
Außerdem spielen Medien hier in Südafrika eine überlebenswichtige Rolle. Es ist so eine junge Demokratie mit einer Regierungspartei, die völlig dominiert. Die Presse in Südafrika berichtet kritisch und deckt vieles auf – sie erfüllt also eine wichtige Rolle macht dabei einen ausgesprochen guten Job, wie ich finde. Wäre die südafrikanischen Medien nicht so investigativ, mutig, und kritisch, hätten wir hier in Südafrika ein großes Problem.
6) Vor Kurzem wurde ein Buch von dir veröffentlich. "Fettnäpfchen Südafrika" ist ein neuer Reiseführer. Um was geht's genau?
Mein Buch ist eine Art fiktives Reisetagebuch über ein junges deutsches Pärchen, Silvie und Simon, das zum ersten Mal nach Südafrika kommt und dabei in zwei Wochen einmal quer durch das Land reist. Die zwei Protagonisten haben die klassischen vagen Vorstellungen, die man von Südafrika als Europäer hat. Während ihrer Reise treten sie von dem einen südafrikanischen „Fettnapf“ oder Fauxpas in den nächsten und lernen dabei das Land kennen – seine Kulturen, Sitten, Dos & Donts, aber auch allerhand praktischer Informationen zu Fragen wie Sicherheit, Abheben am Bankautomaten, Essen-Bestellen, Autofahren, Bergbesteigen, ins Township-Verfahren etc. Es gibt einen guten Überblick über das Land und über alles Wichtige, was man so wissen muss, wenn man hierher kommt, oder auch einfach, wenn man an Südafrika interessiert ist.
7) Was ist dein bester Tipp für eine Südafrika-Reise?
Ich find es schade, wenn Besucher nach Südafrika kommen und nur eine kleine Facette davon kennenlernen. Ich rate jedem eher einen Spaziergang durch Downtown Kapstadt oder einer Fahrt im Minitaxi, um den wirklichen „Vibe“ hier kennenzulernen. Und man sollte sich Zeit nehmen, um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Die Menschen hier sind sehr charmant und sehr redefreudig.
8) Als Deutscher vermisst man gelegentlich deutsche Genüsse - wo holst du dir ein bisschen Nostalgie?
Wenn ich Heimweh habe, dann setzte ich mich in den Biergarten des Kapstädter „Paulaner Brauhaus“ und trinke dort ein Radler, auch wenn es ein bisschen anders als in München schmeckt. In der Nähe meines Büros gibt es neuerdings eine deutsche Bäckerei – dort hole ich mir ab und zu mittags ein Butterbrötchen.
9) Welche Dinge hast du hier in Kapstadt erlebt, die vielleicht nicht in Deutschland passiert wären (Anekdoten)?
Oh mein Gott – unendlich viele. Oftmals denke ich, dass mir das Daheim kein Mensch glauben würde, wenn ich erzählen würde, was gerade passiert. Ob das nun Anekdoten von der Polizeiangestellten sind, die nach einer 35-minütigen Erklärung immer noch nicht kapiert haben, was ich sagen will, oder die Geschichte von den Pavianen, die während einer Party ins Haus eingebrochen und den Kühlschrank leer geräumt haben, oder die aufgeregte Diskussion in dem vollgepackten Zug letzte Woche darüber „ob Gott Schwule liebt“, oder die ganzen wilden Zeitungsgeschichten, die ich jeden Morgen lese. Jeder Tag bringt eine andere Überraschung.
10) Was (&wo) ist dein Hotspot in Kapstadt?
Ich gehe viel aus und ich schaue mir unheimlich gerne südafrikanische Bands live an – von daher würde ich sagen sind Mercury & The Assembly meine Hotspots.
Mehr über Elena's Buch Fettnäpfchenführer Südafrika.
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