10 Fragen an Künstlermanager Francois Scholl

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10 Fragen an den Künstlermanager Francois Scholl

Francois ist Manager des Musikers Caz Dricks. Er lebt in Deutschland und Südafrika.

1. Wer bist du?
Ich bin Francois Scholl, Abenteurer und Antikonformist – man könnte sagen „I’m serious but I don’t take myself serious“. Ich betreibe mein eigenes Übersetzungsbüro, Scholl Language Solutions, und arbeite vor allem im Bereich Medizin. Gleichzeitig manage und produziere ich den Musiker Caz Dricks aus Kapstadt. Für seine Musik habe ich unsere Musikproduktionsfirma gegründet. Der eine Job füllt meinen Kühlschrank und der andere macht ihn wieder leer. Vorerst. Denn ich sehe ein Riesenpotential in ihm.

2. Wie und wann bist du nach Kapstadt gekommen?
Ich bin seit 2001 in Kapstadt. Großgeworden bin ich im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Belgien. Zur Schule musste ich jedes Mal die Grenze überqueren, habe die Unterschiede zwischen den Ländern gesehen und interessiere mich seitdem fürs Grenzen überqueren. Deshalb bin ich immer viel gereist, habe 10 Jahre in Paris gelebt, Amsterdam, London und New York kennengelernt.  Nach Südafrika bin ich gekommen, weil ich meinen Cousin in Johannesburg besuchen wollte. Als typischer Tourist bin ich bei meiner Rundreise in Südafrika über die Garden Route nach Kapstadt gekommen und habe mich in die Stadt verliebt – mit seinen guten und schlechten Seiten. Ich wollte ein Teil von Mandelas Regenbogennation sein und bin so zum richtigen Kapstädter geworden.

Deutsche in Kapstadt

Francois Scholl und Caz Dricks produzieren Musik, die Spaß macht. 

3. Du arbeitest als Übersetzer und Redakteur, vor allem für deutsche, französische und schweizer Kunden. Was vermisst du in Kapstadt aus deiner Heimat Europa?
Eigentlich gar nichts. Wir haben in Gardens einen deutschen Metzger, eine deutsche Bäckerei und in Greenpoint mit dem Café Extrablatt ein deutsches Restaurant, wo ich die besten französischen Croissants bekomme. Kapstadt ist kosmopolitisch und ich glaube auch die afrikanische Stadt mit dem größten europäischen Einfluss. 

4. Trotzdem bist du im südafrikanischen Winter häufiger in Deutschland. Was zieht dich immer wieder hier her?
Ich komme vor allem geschäftlich und privat wieder nach Deutschland, auch um meine Eltern zu treffen natürlich. Aber ich bin ein Sommermensch und halte es im Winter eben nicht lange aus – ich reise dem Sommer hinterher. Aber im Ernst: Ich habe manchmal Heimweh nach Deutschland, aber mein Zuhause ist hier in Kapstadt. Ich bin eben immer neugierig und will etwas erleben – meine Arbeit als Manager von Caz erfüllt diese Aufgabe im Moment eben voll. 

5. Wie habt ihr zwei euch eigentlich kennengelernt?
Caz kommt aus schwierigen sozialen Verhältnissen, ist in den Cape Flats, in Bo-Kaap und Woodstock aufgewachsen. Er hat als Barmann in der Stadt gearbeitet und war auf der Suche nach einer Unterkunft. Über Bekannte ist er bei mir gelandet. Ich habe dann irgendwann Musik von ihm gehört und sie hat mich sofort begeistert. Ich konnte nicht glauben, dass er noch nichts davon veröffentlicht hatte. Ich musste ihn und seine Musik unterstützen und so haben wir eben unser eigenes Label gegründet.

Deutsche in Kapstadt

Nach "Light up!" kommt bald das zweite Album von Caz Dricks auf den Markt. 

6. Was gefällt dir an seiner Musik?
Caz passt mit seiner Musik in keine Schublade, er macht von A bis Z alles selbst. Die Instrumente, der Sound, die Mischung kommen alle von ihm. Die meisten Musiker können einfach kopiert werden, sie sind festgelegt, weil aus ihrer Musik keine Vielfalt spricht. Caz nimmt seine Rolle als Musiker sehr ernst. Er erzählt in seinen Texten von seiner eigenen Geschichte, spricht aber auch politische und gesellschaftliche Themen an.  Zusammen mit der Musik gibt das so viel Gefühl wieder und ist gleichzeitig etwas, dass man gerne hört. Neu und einzigartig eben. 

7. Die meisten Musiker versuchen, bei einem der bekannten Musikproduzenten anzukommen. Warum hast du trotzdem gleich dein eigenes Label gegründet?
Am Anfang konnte ich gar nicht absehen, was so alles passieren würde. Aber ich wusste, dass die Leute diese Musik hören müssen – und zwar so authentisch wie möglich. Caz kann in unserem Studio so arbeiten, wie er es braucht ohne Wenn und Aber. Bei großen Labels werden die Künstler eben auch beeinflusst. Das ist bei unserer Arbeit nicht so. Wir sind das, was man ein „Powerhouse of creativity“ nennt.

8.  Was müsste passieren, damit ihr jetzt sofort berühmt werdet?
Wir müssen noch mehr in PR investieren. Aber ich glaube, dass Caz’ Musik vor allem in Europa gut ankommen würde. Black Music ist schon sehr bekannt, aber Caz ist eben weder schwarz noch weiß. Er kommt aus der Farbigen-Kultur und bringt das mit seiner Musik auch rüber. Das ist für Europa etwas ganz Neues. Ich betrachte es als meine Mission, eine andere Stimme nach Deutschland und Europa zu exportieren, als das was man üblicherweise in Reiseführern vorgesetzt bekommt oder in den Massenmedien findet. Authentisch, anklagend, aber gleichzeitig immer unterhaltsam. 

9. Was ist dein absoluter Hot-Spot Tipp für Kapstadt?
Ich brauche für gute Musik gar nicht aus dem Haus zu gehen, die habe ich unter meinem Dach. Deshalb finde ich die meisten Clubs zu langweilig oder zu trashig. Caz ist aber auch wieder häufiger mit Live-Auftritten unterwegs, und die lohnen sich wirklich. In Planung ist zum Beispiel ein Auftritt im Café Extrablatt.

10. Du sprichst von Planungen. Was bringt die Zukunft für dich?
Caz und ich arbeiten gerade am zweiten Album nach seinem Debüt „Light up“. Wir werden zuerst einige Singles online veröffentlichen, bevor das ganze Album auf den Markt kommt. Musik und Texte sind diesmal fokussierter und klarer, man hört die Entwicklung, die Caz Musik in dieser Zeit gemacht hat. Besonderer Dank gilt auch unserem neuen Sound Engineer Sean Butler. Den holt Caz nämlich manchmal mitten in der Nacht aus dem Bett, um mit ihm neue Songs zu mastern.

 

Tipp: Caz Dricks ist auf Amazon, iTunes, etc. zu finden. Kurzversionen seiner Songs können auf soundcloud und youtube gehört werden. Seine Webseite: www.caz-dricks.com. Francois Scholl ist auf Linkedin und www.medicalscholl.com

Von Elisabeth Thobe

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