Frauen bewegen die Welt
Sechs Frauen in Kapstadt, die sich in Männerdomänen behaupten
Am Donnerstag, den 9. August 1956, kamen 20.000 Frauen aller Hautfarben und aus allen sozialen Schichten zusammen und forderten gemeinsam die Regierung der Apartheid dazu auf, die Gesetze, dass “Nicht-Weiße” Pässe bei sich tragen mussten, aufzuheben. Diese Pässe dienten dazu, die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Seit dem Fall des unterdrückenden Regimes 1994 wird dieser Tag als Women’s Day gefeiert und hebt die Stärke und Widerstandskraft der Frauen in den Jahren des Widerstands hervor.
Heute wird dieser südafrikanische Feiertag nicht nur in Gedenken an diesen einen Akt weiblicher Solidarität gefeiert, sondern dient generell zur Anerkennung der Tatenkraft und Errungenschaften von Frauen. Zudem wurde dieser Tag in den letzten Jahren auch vermehrt dafür genutzt, um besser auf den Kampf um Gleichberechtigung der Geschlechter aufmerksam zu machen.
Vergewaltigung, häusliche Gewalt und andere Probleme der Geschlechterungleichheit sind nach wie vor viel zu dominant in einem Land, das so viel im Kampf gegen Diskrimination erreicht hat. Daher ist es von großer Bedeutung, dass der Feiertag als Instrument der Interessenvertretung verwendet wird und um Frauen ins Rampenlicht zu rücken, die die Ansicht, dass zwei X Chromosome zu haben einen schwächer und weniger wertvoll macht, widerlegen.
Es gibt Tausende von mutigen Frauen, die der Welt tagtäglich beweisen, wie wunderbar Frauen sein können. Dennoch haben wir uns in unserer Liste auf sechs Vertreterinnen in den folgenden Gebieten beschränkt: Kunst und Kultur, Weinanbau, Altruismus, Bau, Kochen und Managementberatung. Diese Frauen haben Erstaunliches auf ihrem Gebiet erreicht und dienen vielen anderen als eine Quelle der Inspiration.
ZOLISWA GILA – BAU
Als Kind wollte diese außergewöhnliche Dame immer Pilotin werden. Als Erwachsene dann wusste sie, dass die hoch hinauf wollte, aber sie erreichte dies nicht als Pilotin, sondern als erste weibliche Kranführerin des Landes.
2007 hörte die damals arbeitslose Zoliswa Gila, die zurzeit im Philippi Township lebt, dass ein Bauunternehmen Menschen für den Bau des modernen Cape Town Stadiums für die Fußball-WM 2010 einstellte. Sie gehört nicht zu den Menschen, die sich solch eine Gelegenheit entgehen oder sich von ihrem Geschlecht zurückhalten hätte lassen, und so bewarb sie sich um den Job, nahm am harten Training zusammen mit unzähligen Männern teil und war am Ende eine der Wenigen, die das Anschlussexamen bestanden.
Und so wurde Zoliswa die erste Frau in ihrem Gebiet und schlüpfte stolz und mutig in eine Rolle, die typischerweise immer als Männerdomäne galt. Ihr Weg war nicht immer ganz einfach - sie musste gegen Diskriminierung kämpfen und wurde oft nicht für ernst genommen. Aber die wild entschlossene, junge Frau und Mutter glaubt fest an ihre Überzeugung, dass Frauen alles, was Männer können, auch können, und sei es schwere Maschinen bedienen, gewaltige Massen hochheben und Beton mischen.
Heute arbeitet Zoliswa für die Baufirma WBHO und hat sich durch harte Arbeit und Hingabe den tiefen Respekt ihrer Arbeitgeber und Kollegen verdient. Aber sie ist noch lange nicht am Ende; denn sie ist fest entschlossen, zu lernen, wie man alle möglichen Fahrzeuge fährt (und fliegt). So wie es aussieht, ist in der Tat nur der Himmel die Grenze für diese außergewöhnliche Kapstädterin.
GENNA GARDINI – KUNST UND KULTUR
Die junge Schriftstellerin für Gedichte und Theaterstücke, Genna Gardini, aus Kapstadt hat die bemerkenswerte Fähigkeit, die Quintessenz, was es bedeutet, eine Frau in unserer modernen Gesellschaft zu sein, geistreich und ergreifend auf Seiten und Bühnen zu bringen.
Die talentierte Schriftstellerin schrieb ihre ersten Gedichte und Theaterstücke im zarten Alter von fünf Jahren und hat seitdem ein ständig wachsendes Publikum mit ihren außergewöhnlichen Stücken begeistert. Sie ist gerade mal 28 Jahren jung und ihre Werke wurden bereits in zahlreichen Magazinen (wie Carapace und Prufrock) veröffentlicht, die britische Zeitung Mail & Guardian hat sie als eine der 200 jungen Südafrikaner mit großem Talent anerkannt und sie hat bereits mehrere Auszeichnungen wie den 2013 DALRO New Coin Poetry Preis und den Standard Bank Ovation Award für ihr Stück Scrape, das beim National Arts Festival 2013 aufgeführt wurde, eingesammelt.
Ihr Talent ist ohne Frage außergewöhnlich, aber was diese Lady so besonders macht, ist ihre Gabe Geschichten zu erzählen, die mit ihren Lesern (vor allem Frauen) harmonieren - Geschichten, die bewegen, inspirieren und provozieren. Genna bezeichnet sich selbst lachend als „eine verärgerte Feministin“ und deshalb liegt der Schwerpunkt ihrer Gedichte und Theaterstücke auch auf der Hinterfragung von Normen und Grenzen zwischen den Geschlechtern. So wirft sie oftmals Licht auf weibliche Bedenken und Probleme, die in einem normalen, sozial akzeptablen Gespräch nicht aufkommen würden.
2014 möchte sie zwei weitere Stücke vervollständigen (eines davon schreibt sie für ihren Master), an ihrem ersten Gedichtband arbeiten und weiterhin ihrer Stimme treu bleiben. Und trotz alledem behauptet diese inspirierende Frau, dass es bis heute ihre größte Herausforderung ist, ihre Schmutzwäsche zu waschen. Wenn sich der Geist mit komplexen Geschichten und Alliterationen beschäftigt, bleiben diese trivialen Tätigkeiten oftmals auf der Strecke.
Führende Frauen in Gennas Leben: „Schriftstellerinnen wie Virginia Woolf und Sylvia Plath inspirieren mich - allerdings hoffe ich doch sehr, dass ich nicht so ende wie sie. Und dann gibt es noch meine Supervisorin an der Uni, Sara Matchett - sie ist eine starke Feministin und weiß, wie man junge Menschen motiviert.“
NTSIKI BIYELA – WEINANBAU
Nicht ihr Status als Südafrikas erste schwarze Winzerin macht Ntsiki Biyela so besonders, sondern die Tatsache, dass sie den Mut hatte, sich ins Ungewisse zu stürzen. Sie wuchs in einem kleinen Dorf in KwaZulu-Natal auf, und als sie ihr Stipendium für ein Studium der Weinbaukunde an der Stellenbosch Universität antrat, hatte sie noch nie zuvor Wein gesehen. Heute aber arbeitet die respektierte Kellermeisterin auf dem Stellekaya Weingut in den Cape Winelands und kreiert selbstbewusst eine Reihe an Rotweinen, die weltweiten Anklang gefunden haben.
Sie ist nicht nur die Erste auf ihrem Gebiet, sie hat sich auch wahrlich ins Zeug gelegt und alle Erwartungen übertroffen. Ihre erste Weinlese - der 2004 Cape Cross Blend - ist nicht der Einzige ihrer “Kinder” (wie sie ihre Weine nennt), der ausgezeichnet wurde. Neben einer Goldmedaille bei den Michelangelo International Wine Awards gewann sie noch viele weitere nationale und internationale Auszeichnungen. 2009 wurde Ntsiki selbst bei den Landbouweekblad Awards als South African Woman Winemaker of the Year ausgezeichnet.
Allerdings war diese Reise ins Unbekannte nicht immer ohne Herausforderung. Ntsiki musste fest an ihrem Glauben an sich selbst festhalten, wenn sie als schwarze Winzerin mit Skepsis gegrüßt wurde, und auch Aufmerksamkeit in einer Welt, die überwiegend von weißen Männern dominiert wird, auf sich zu lenken, kann einschüchtern sein.
Aber nach einem Jahrzehnt an Erfahrung hat sie ihre Talent bewiesen und hat auch dazu beigetragen, den Weg für andere Frauen in dieser Branche zu ebnen. Und das ist genau das, auf was sie hofft: mehr enthusiastische weibliche Gesichter bei zukünftigen Weinveranstaltungen zu sehen.
Führende Frauen in Ntsikis Leben: „Immer wenn es etwas schwierig im Leben ist, denke ich an meine verstorbene Großmutter und frage mich, wie sie mit der Situation umgehen würde. Sie spielte eine große Rolle in meiner Kindheit und ist bis heute meine größte Inspiration.“
BERNADINE THOMAS – ALTRUISMUS UND UMWELTAKTIVISMUS
Diese ewig optimistische Superfrau, die im Township Village Heights in Lavender Hill lebt, ist eine Quelle an Selbstlosigkeit und Stärke in einer Gemeinschaft, die von Armut und sozialen Missständen gezeichnet ist.
Ihre große Leidenschaft sind Kinder und Bildung und so managet die sechsfache Mutter eine kleine Bücherei und eine Kinderkrippe namens Gift of Hope zusammen mit ihrem Ehemann, den sie liebevoll ihre rechte Hand nennt, von ihrem Zuhause aus. Das Zentrum ist eine willkommene Einrichtung für Eltern, die den ganzen Tag arbeiten, und ein Ort für Kinder, die dort Liebe, Fürsorge und Aufmerksamkeit erhalten; Dinge, die ihnen zuhause oftmals abgehen. Zudem gibt die Kinderkrippe den 25 bis 40 Kindern einen Vorsprung im Leben, indem sie dort bereits alles vom Alphabet bis zum Formen und Farben lernen.
Die Kinderkrippe ist aber nur ein Bereich, in dem die unglaubliche Frau einen Unterschied macht. Da die Village Heights Siedlung an das Rondevlei Nature Reserve grenzt, ist das Naturgebiet anfällig für Schäden, die durch Verbrechen und Verschmutzung, allgegenwärtige Zustände im Township, entstehen. Bernadines zweite große Leidenschaft ist die Umwelt und so hat sie dazu beigetragen, dass sich zwischen der Stadtverwaltung und den Anwohnern eine gute Beziehung entwickelt hat, die dazu dient, sowohl das Reservat zu schützen als auch die Gemeinde zu verbessern. Dank Bernadine könnte die Stadt einen Kinderspielplatz bauen, einen Gemüsegarten anlegen, Bäume pflanzen, invasive Pflanzen entfernen, ein Fußballfeld anlegen und vieles mehr.
Letztendlich sind es ihr tiefes Bedürfnis, ihre Gemeinde zu verbessern, und das Wissen, dass nichts tun und sich beschweren, nichts ändern, die die unermüdliche Frau antreiben, und dass, obwohl sie so gut wie nichts für ihre Bemühungen bekommt. Die durch und durch engagiert Frau ist eine große Inspiration und ohne Frage der Champion einer kleinen Gemeinschaft in Kapstadt, die diese Hilfe mit Sicherheit brauchen kann.
Führende Frauen in Bernadines Leben: „Meine Großmutter, die 2002 verstarb, ist die großartigste Frau, die ich je kennengelernt habe. Sie hat mir beigebracht, dass sich das Leben nicht nur um einen selbst dreht, sondern auch um andere. Auch meine Liebe für die Natur habe ich von ihr. Sie ist mit uns nie ins Kino gegangen, stattdessen hat sie uns mit in die Natur genommen.“
MARGOT JANSE – KOCHKUNST
Die gefeierte Köchin hat ihren großen Erfolg zwei Dingen zu verdanken: Sie weigert sich, auf Nummer sicher zu gehen oder sich in irgendeiner Form einschränken zu lassen. Wenn sie für das mehrfach ausgezeichnete Le Quartier Français Hotel in Franschhoek kocht, kennt sie keine Grenzen und das war schon immer so in ihrer gesamten Karriere. Dabei hat sie auch noch bewiesen, dass es möglich ist, eine liebevolle Mutter und ein versierter Player in ihrem Bereich zu sein.
Auch wenn die Holländerin ursprünglich Theater und Fotografie studiert hat, schlug sie mutig den Karriereweg einer Köchin ein, als sie im Alter von 23 ihre Berufung in der Küche fand, und dass ohne vorhergehende offizielle Ausbildung. Margot hatte das Glück unter dem berühmten Gastronom Ciro Molinaro gelernt zu haben, und dass nur wenige Jahre bevor sie Teil des Team von Le Quartier Français wurde. Bereits kurz darauf wurde sie Chefköchin und musste den Ruf eines Restaurant, das als eines der besten im Lande galt, weiterführen.
Unter ihrer bemerkenswerten Führung blüht das Fine-Dining-Restaurant weiter auf und konnte bis jetzt mehrere Eat Out Top 10 Auszeichnungen einheimsen und wird seit acht Jahren in der Liste der 50 weltbesten Restaurants geführt. Margot wurde 2007 auch als erste Relais & Châteaux Grand Chef in Afrika ausgezeichnet und erhielt 2012 den Eat Out Chef of the Year Award. Dennoch bezeichnet die außergewöhnliche Frau ihre größte Errungenschaft die Tatsache, dass sie es geschafft hat, sich nach wie vor auf das zu konzentrieren, was im Leben wirklich wichtig ist, und ihren Bekanntheitsgrad dazu zu nutzen, Gutes für andere zu tun. Zurzeit leitet eine Schulspeisung, die dafür sorgt, dass 150 unterprivilegierte Kinder jeden Tag etwas zum Essen haben.
Trotz ihres stressigen Alltags schafft die scheinbar unaufhaltsame Frau es, die Balance zu finden, sowohl eine gefeierte Köchin als auch fürsorgliche Mutter zu sein. Ein wahres Vorbild für die moderne Frau!
Führende Frauen in Margots Leben: „Ich hatte nie weibliche Mentoren, aber ich umgebe mich mit Menschen, die mich inspirieren und so habe ich viel von anderen Frauen gelernt.“
JERUSHAH RANGASAMI – MANAGEMENTBERATUNG & SOZIALENTWICKLUNG
Während die meisten Menschen im Alter von 25 Jahre gerade erst ihre ersten Schritte in der Arbeitswelt machen, hat Jerushah Rangasami aus Durban bereits ein erfolgreiches Unternehmen gegründet, um einen wirklichen Unterschied in der südafrikanischen Gesellschaft zu machen.
Als sie für ihren zweiten Abschluss in Psychologie an der Universtity of Cape Town studierte, arbeitete die engagierte Unternehmerin an verschiedenen sozialen Projekten und bemerkte, dass diese Initiativen eine Möglichkeit brauchen, die Auswirkungen ihrer Bemühungen zu evaluieren. Und so gründete Jerushah das Unternehmen Impact Consulting in Kapstadt, um genau das zu tun: Die Ziele und Projekte von NGOs und anderen Organisationen im sozialen Bereich zu bewerten und sicherzustellen, dass sie die größtmögliche Wirkung auf die Gemeinden haben.
Seitdem hat Jerushahs Unternehmen dazu beigetragen, dass wichtige Änderungen in Firmenpolitiken durchgeführt wurden, und hat zahlreiche Bewertungsstudien vorgenommen, die das Ergebnis von Projekten in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wohnen, Entwicklung von Kleinkindern, HIV/AIDS und vielen anderen zu verbessern. Zudem hat die mutige Dame ihr Konzept auf vielen internationalen Konferenzen vorgestellt, Auszeichnungen wie den Businesswomen’s Association Business Achiever Start-up Award erhalten und sogar ihre eigene Informationenmanagement-Software entwickelt.
Oftmals hatte sie damit zu kämpfen, als junge Karrierefrau ernst genommen zu werden und fand es manchmal etwas einsam an der Spitze, aber sie nie aufgegeben, dazu beizutragen, unsere Gesellschaft zu verbessern. Und all dies, während sie den Spagat zwischen Arbeit und Familienleben (sie hat zwei kleine Jungs) bewältigt. Das hat auch dazu geführt, dass sie gelernt hat, wie wichtig es ist, Aufgaben zu delegieren und welche Vorteile es hat, von anderen engagierten Frauen, denen man vertrauen kann, umgeben zu sein.
Führende Frauen in Jerushahs Leben: „Ich habe Mamphela Ramphele kennengelernt, als sie an der Universität von Kapstadt gearbeitet hat und sie hat mich stark inspiriert. Sie ist eine Powerfrau, die so fest an ihren Glaubenssätzen festhält. Ich habe auch wichtige Lektionen in der Erziehung und fürs Networking von meiner Schwiegermutter und meiner verstorbenen Mutter gelernt.”
übersetzt von Alexandra Seiler
Fotos: Bild von Genna Gardini stammt von Paris Brummer; Bild von Margot Janse stammt von Anthony Friend.
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