Ganz Afrika unter einem Dach
Das Gold Restaurant
18. Dezember 2017
Die kulinarische Vielfalt eines ganzen Kontinents an nur einem Abend erleben, das klingt nach einem gewagten Vorhaben. Während sich die meisten Restaurants einer Region verschreiben, verspricht das Gold Restaurant im Hafenviertel Kapstadts Spezialitäten aus den unterschiedlichsten Ländern Afrikas. Vom nördlichen Marokko bis nach Südafrika – wir begeben uns auf eine Reise der Feinschmecker.
Fast schon unscheinbar liegt das Gold Restaurant in einer der vielen Seitengassen im industriell angehauchten Teil der Waterkant. Von hier ist es nur noch einen Steinwurf bis zur Waterfront und den vielen Touristenattraktionen weit, die sich hier, mutmaßlich aufgrund der kulturellen und gesellschaftlichen Aufgeschlossenheit, ringsherum angesiedelt haben. Durch eine verglaste Tür in einer hohen, roten Ziegelwand geht es in das Foyer und schließlich in das Herz des Gold Restaurants.
Vor meinem Besuch versprach man mir die volle "Gold Restaurant Experience" und hier hält man scheinbar sein Wort. So drückte man mir nach einem herzlichen Empfang eine Bongo in die Hand, denn es war Zeit für eine Trommellektion. Plötzlich fand ich mich zwischen einigen musikbegeisterten Gästen wieder. Alle Augenpaare waren auf die Bühne gerichtet, wo fachkundige Vortrommler den Takt vorgeben.
Ein hypnotischer Rhythmus, hervorgebracht von gut 20 Gästen und Instrumenten, bewegt sich durch den Raum und bereitet auf den Abend vor, der eng mit afrikanischer Kultur verbunden sein soll. Learing-by-doing, da der Abend ganz unter dem Motto steht den schwarzen Kontinent in seiner Gänze kennenzulernen. Das spiegelt sich bereits in der Namensgebung der Räumlichkeiten wieder. So befinden wir uns für die Trommeleinheit in dem größten der insgesamt 8 Speisesäle, welcher passenderweise Nigeria getauft wurde, dem einwohnerreichsten Land Afrikas. Schmückende Gemälde, regionale Instrumente, Teppiche oder andere Deko-Gegenstände setzen den Ton für die restlichen Räume, wurden dementsprechend benannt. So kann man in jedem Setting noch einmal ganz neue Eindrücke gewinnen, was besonders Wiederholungstätern zugutekommt. Langweile im Gold Restaurant? Sicher nicht.
Auf der Bühne trommeln Musiker den Rythmus des Abends vor
Diese Annahme verstärkt sich zumehmend, als ich auf einem der insgesamt 450 Stühle Platz nehmen darf. Sofort eilt man mit einem Krug Rosenwasser zu mir, welches der Handwäsche dient. Die lauwarme herrlich duftende Flüßigkeiten kommt meinen Händen nach der anstrengenden Trommelsession entgegen. Dieses Ritual dient der Reinigung, ist in dörflichen Gegenden Afrikas eigentlich für staubige Füße empfangender Gäste gedacht, welche der Gastgeber vor der Mahlzeit zu säubern hat. Dies gehöre zum guten Ton, versichtert mir das gut geschulte und traditionell gekleidete Personal. Wieder etwas gelernt.
Wer als Gastgeber in weiten Teilen Afrikas Punkten möchte, darf die traditionelle Handwaschung nicht vergessen
Wer mag, kann sich vor dem Essen das Gesicht mit ornamentalen Motiven bemalen lassen
Essen gehen in Deutschland kann eine manchmal eine sehr funktionale Sache sein, mitunter verlässt man das Lokal nach einer Stunde bereits wieder. Mein Besuch soll jedoch mindestens abendfüllend ausfallen. Neben den insgesamt 4 Gängen wird das Menü immer wieder von insgesamt drei Showeinlagen unterbrochen. Gleich mehrmals bitten die vielen Barkeeper, Köche und Servicekräfte zum Tanz, mal unterstützt von riesigen Mali-Puppen, mal von lauter perkussiver Musik und Gesang. Einige der Performances dienen afrikanischen Stämmen ursprünglich als Balzritual. Im Gold Restaurant kann man demnach durchaus auch auf Tuchfühlung mit anderen Gästen gehen. Allzu schüchtern sollte man allerdings wirklich nicht sein, wenn man in die Mitte der Tische gezogen wird, um selbst aktiver Teil der Show zu werden. Aber wenn man alles richtig gemacht hat, ist man ohnehin von einem der vielen Weine auf der Karte bereits aufgelockert worden.
Bloß keine Angst, wenn die Mali-Puppe zum Tanz auffordert
Doch nun zum Eingemachten: Was landet im Gold Restaurant auf dem Teller? Darf man hier wirklich darauf hoffen sich geschmacklich von Nord- bis Südafrika zu testen?
Für die Vorspeise bleiben wir größtenteils im Lande. Es wird ein farbenfroher Pepperdew-Salat an getrocknetem Straußenfleisch (Ostrich Biltong) gereicht, welcher sich großer Beliebtheit bei vielen Südafrika-Reisenden erfreut. Den interkulturellen Kick verschafft jedoch die marrokanische Zeilook-Dip, der Auberginen, Tomaten und Knoblauch vereint.
Die Hauptspeise bildet die umfangreichste kulinarische Zusammenkunft. Neben Fisch-, Fleisch und Gemüsebeilagen, landet hier das Beste aus Ghana, Sansibar, Ägypten Marroko und Tansania in den Mägen der Gäste.
Alle Gerichte werden in kleinen Schüsseln serviert. Teilen ist im Gold Restaurant nicht nur erwünscht, sondern voraussetzend. Denn egal ob im nördlichen Tunesien, oder südlichen Namibia – Essen ist in Afrika ein Akt der Gemeinschaft.
Das Dessert ist nicht nur Höhepunkt, sondern auch das optische Highlight meines Besuches. Plötzlich findet ein ganzes Kiosk Platz auf meinem Tisch - in Minaturform versteht sich. Diese Buden zieren das Bild der Townships vor den Toren Kapstadts. Nun werden äqyptische "Phylo-Zigarren" mit Mandeln und Pistazien in ebenjenes vor mich gestellt. Dazu gibt es Kardamon-Eiscreme, eine zugegeben recht exotisch anmutende Geschmackskombination.
Zur Verabschiedung macht das Lokal seinem Namen nochmal alle Ehre. Jeder Gast darf unter Trommelrythmen und chorartigen Gesängen eine Goldsegnung empfangen. Für jeden Besucher, der bis dahin vom guten Essen noch nicht in komatöse Zustände verfallen ist - das Gold ist essbar.
Als ich die Türschwelle des loftartigen Gebäude verlasse, sind insgesamt vier Stunden vergangen. Obwohl eine kulinarische Rundreise Afrikas hinter mir liegt, komme ich mir von den Eindrücken nicht übersättigt vor. Es war jede Sekunde wert. Besonders wer den schwarzen Kontinent zum erste Mal besucht, ist das Gold Restaurant ans Herz zu legen. Aber Vorsicht: Nach diesen eindrücklichen Erlebnissen für Gaumen, Augen und Ohren, kann man selbiges an diesem magischen Ort ganz schnell verlieren.
Adresse:15 Bennett Street, Green Point, 8005
von Lisa Levkic
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Immernoch hungrig nach Afrika? In diesen Kapstädter Lokalen landet das Beste des Kontinents auf deinem Teller.
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