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Was macht eigentlich eine digitale Nomadin in Kapstadt?
23. Mai 2018
Was muss man mitbringen, um ortsunabhängig zu arbeiten? Was können wir von der südafrikanischen Mentalität lernen? In Mother City wimmelt es an digitalen Nomaden. Wir haben uns mit einer von ihnen getroffen und ein paar Fragen geklärt.
Mein Büro ist überall
Ellen Horlebein reist und arbeitet in unterschiedlichen afrikanischen Ländern. Die 41-Jährige strahlte uns gut gelaunt auf dem Bildschirm entgegen, denn das Interview fand passend zu ihrem Lebensstil via Facebook-Call statt.
1. Eine Frage um dich vorzustellen: Wer bist du?
Ich bin Ellen Horlebein. Ich bin eine digitale Nomadin. Eigentlich habe ich mal Jura in Deutschland studiert und auch bis 2016 im Bereich Insolvenzrecht als Schattenverwalterin gearbeitet. Ich entschied mich aber, diese Sache sein zu lassen. Meinen Beschluss, den alten Job an den Nagel zu hängen, habe ich 2016 auf dem Jakobsweg gefasst. Nach meiner Pilgererfahrung bin ich weiter gereist, unter anderem nach Jerusalem. Das Reisen, unterwegs sein hat mir jede Menge Freude bereitet, sodass ich mich entschlossen habe, mein Leben umzukrempeln.
2. Einige unserer Leser fragen sich vielleicht, was eine digitale Nomadin ist. Wie würdest du diese Lebensform erklären?
Jemand der nicht von neun Uhr morgens bis fünf Uhr abends im Büro sitzt, sondern ortsunabhängig arbeitet. Das kann überall sein: im Hotel, im Café oder von Zuhause aus. Wichtig ist nur, dass man Internet hat! Es gibt die klassischen digitalen Nomaden Jobs, etwa Blogger, Autor, Übersetzer, Texter oder Influencer. Viele erfinden aber auch einfach eine neue Berufsbezeichnung für das was sie tun.
3. Wie bist du dazu gekommen, ortsunabhängig zu arbeiten?
Der Groschen ist bei mir auf dem Jakobsweg gefallen. Das klingt vielleicht jetzt etwas spirituell, aber ich würde wirklich jedem empfehlen, einmal im Leben diese Wanderung durch Spanien anzutreten. Man lernt viel über sich und kann sich gut auf wesentliche Dinge im Leben besinnen. Danach entwickelte sich mein neues Lebenskonzept Schritt für Schritt. Heute habe ich eigentlich zwei Tätigkeitsfelder: Ich arbeitete als Coach im juristischen Bereich und im Online-Marketing. Beides geht hervorragend von überall auf der Welt.
4. Gibt es spezielle Fähigkeiten, die man haben muss, um ortsunabhängig zu arbeiten?
Ganz wichtig: Lasst eure typisch deutschen Tugenden zu Hause! Damit meine ich den Perfektionismus, der uns in Deutschland bereits im Kindesalter antrainiert wird. Du kannst auch gut arbeiten, wenn du weniger als acht Stunden tätig bist. Es müssen nicht immer 120 Prozent sein. Eine weitere Eigenschaft, die ich vor allem in afrikanischen Ländern gelernt habe, ist Geduld. Wichtig ist auch, dass man Lust auf das hat, was man macht.
5. Was war deine bisher größte Herausforderung?
Das Internet in Namibia! (lacht)
6. Wie organisierst du deine work-life-balance?
Ich entscheide jeden Tag spontan, wann ich arbeite. Oft lese ich am Morgen Mails und verbringe dann den Tag mit etwas anderem. Am Abend setze ich mich meist noch mal an den Laptop. Das kann dann mal länger dauern, auch bis Mitternacht. Aber wenn wir so schönes Wetter wie heute haben, gehe ich einfach gerne mal tagsüber Tennis spielen.
7. Natürlich bist du viel am Reisen: Welcher Ort hat dich bisher am meisten beeindruckt?
Eine schwierige Frage! Ich kann keine Liste meiner liebsten Orte erstellen. Seit 2017 bin ich in Afrika unterwegs. Ich reise mit einem Toyota Hilux und Dachzelt. Mein Markenzeichen: Ich habe eine in Pink lackierte Stoßstange! Auf meiner Tour konnte ich viele interessante Orte und Menschen kennenlernen, etwa die Himba als Hirtenvolk in Namibia. Ihre Lebensweise, Kultur und Naturverbundenheit haben mich stark beeindruckt. Auch die Zederberge in Südafrika haben es mir angetan. Ein Tipp für diese Gegend Wupperthal (eine südafrikanische Kleinstadt) und speziell die Schuhfabrik dort! Der Jakobsweg darf an dieser Stelle aber auch nicht fehlen.
8. An welchen Projekten bist du derzeit beteiligt?
Mein neuestes privates Vorhaben ist eine Esel-Tour durch Namibia! Dieses Land hat mich mit seiner unglaublichen Weite in den Bann gezogen. Die Landschaft ist einmalig. Ursprünglich wollte ich gern zu Fuß starten, aber allein die Wasserration für mehrere Tage zu tragen ist unmöglich. Irgendwann kam mir diese Esel-Idee. Warum nicht mit treuen grauen Gefährten die Reise antreten? Da diese Tiere gern zu zweit sind, habe ich kurzer Hand zwei Stück gekauft. Die beiden warten jetzt in Namibia auf ihr großes Abenteuer! Bis dahin muss ich aber noch viel organisieren. Gerade lasse ich mir einen Esel-Karren bauen. Passend zu meinem Toyota sind beim Esel-Mobil die Felgen pink. Das wird mein Wiedererkennungszeichen. Die Reise wird über vier Monate dauern und bald geht’s los.
9. Wie oft bist du in Kapstadt und von wo arbeitest du dort?
Ich bin vor allem zum Dinge erledigen und Einkaufen in der Mother City. Dann bin ich meist in der Innenstadt unterwegs.
10. Welcher Ort gefällt dir am besten in der Mother City?
Ich bin gerne an der Waterfront. Dort kann man sich gut mit Freunden treffen. Meist verabrede ich mich dort mit Bekannten aus der Heimat, die in Südafrika Urlaub machen. Sie lieben diesen Ort!
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