10 Fragen an Jasmin Johnson
Die Deutsche Jasmin lebt seit über 10 Jahren in Kapstadt und führt deutsche und internationale Gäste zu ihren Freunden ins Township.
1) Wer bist du?
Ich bin Jasmin Johnson, 40, gelernte Bankkauffrau und Diplompädagogin, und arbeite als freiberufliche Reisleiterin und Unternehmerin mit dem Reiseunternehmen Ukubona Africa Tours in Kapstadt.
2) Wann und warum bist du nach Kapstadt bzw. Südafrika gekommen?
Ich bin 1996 das erste Mal nach Kapstadt gekommen, um meine Freundin Nicole zu besuchen, die aus demselben kleinen Marklendorf in Niedersachsen kommt wie ich. Sie ist gleich nach der Schule 1989 hergekommen, um eine Austauschschülerin zu besuchen. Nach einem Treffen zu Hause in Deutschland hat sie mich eingeladen, nach Kapstadt zu kommen und das habe ich dann im Februar 1996 für sechs Wochen getan. Ich war also zuerst auch einmal Touristin.
Ende 1996 bin ich erneut, diesmal für fünf Monate nach Südafrika gekommen, da mir Land, Leute und die Stadt so gut gefallen haben. Bei diesem zweiten Besuch habe ich meinen südafrikanischen Mann Neil kennen gelernt. Wir hatten eine Fernbeziehung mit gelegentlichen kurzen gegenseitigen Besuchen und im Juli 1999 bin ich dann permanent nach Cape Town gezogen. Im Dezember 2000 haben wir hier in Kapstadt geheiratet, dieses Jahr wird noch mächtig gefeiert.
3) Du machst Township Touren auf Deutsch. Wie bist du auf die Idee gekommen, was ist deine Motivation?
Zum einen habe ich durch mein Sozialpädagogik-Studium ein großes Interesse an sozialen Projekten, so dass ich schon seit 1999 Kontakte in die Townships habe. 2002 habe ich angefangen als Reiseleiterin zu arbeiten und habe häufig Fragen von Gästen bekommen bezüglich der Townships, die man von der Autobahn aus sieht. Als Volunteer habe ich an verschiedenen Projekten in einigen Townships teilgenommen und so seit Jahren Kontakte dort aufgebaut. Ich habe die Freunde und Bekannten vor Ort nach den Antworten gefragt, bis ich dann auf die Idee kam, die Gäste direkt mit den Bewohnern zusammen zu bringen.
4) Was ist das Besondere an deinen Touren, was unterscheidet sie von anderen? Was können deine Kunden erwarten und lernen?
Das Besondere ist, dass die Gäste als Fremde zu meinen Bekannten fahren und sie als Freunde das Township verlassen. Wir besuchen ein Township und begeben uns auf einen langen Spaziergang durch die Community mit Leuten, die dort seit Jahren wohnen und in dem Township sehr engagiert und auch bekannt sind. Jeder hat die Möglichkeit mit uns in Kontakt zu kommen, und wir mit ihnen. Wir bleiben sehr viel stehen und fragen die Frauen, Männer, Jugendlichen und Kinder die Fragen, die uns unter den Nägeln brennen.
Da wir uns mit einem Township und seinen Ins und Outs beschäftigen, haben wir viel Zeit und müssen nicht gleich wieder ins Fahrzeug, um zum nächsten Ziel, Township oder Projekt zu fahren. Wir bleiben vor Ort und lassen uns von den Einwohnern erklären, wie es sich im Township lebt, wo die Kinder zur Schule gehen, welche Hoffnungen und Träume sie haben, was noch fehlt, was sich geändert hat...
5) Wer sind deine Kunden? Hauptsächlich deutsche oder auch internationale Touristen und Deutsche, die in Kapstadt leben?
Wenn ich durch meine Gästebücher gehe, dann sind das über 50% Deutsche und die anderen meistens internationale Gäste aus UK, USA, Niederlande, Belgien, Frankreich, Island, China, Brasilien und noch viele weitere Länder. Mittlerweile habe ich aber auch schon einige in Kapstadt lebende, hauptsächlich deutsche Gäste, aber auch andere auf einen Besuch ins Township mitgenommen.
6) Wie reagieren die Menschen in den Townships auf dich? Und in wieweit sind sie mit in die Tour einbezogen?
Wir gehen mit den Gästen nicht alleine durch das Township, sondern in Begleitung von unseren Gastgebern, die im Township leben. Dort parken wir das Fahrzeug und beginnen mit unserem Besuch. Mittlerweile sind wir schon bekannt und besonders die Kinder möchten sich gerne mit und von uns fotografieren lassen und dann die Bilder sehen. Gelegentlich bekomme ich einige ausgedruckte Fotos, die wir dann auf dem Rundgang verteilen.
Ansonsten werden Spenden wie Geld, Kleidung, Schuhe oder Schreibmaterialien direkt ausgeteilt. Diese Spenden werden - wenn vorhanden - an ein Selbsthilfeprojekt gegeben, das die Leute, die uns während der Tour begleiten, leiten. Die verteilen die Sachen dann im Township. So entsteht nicht Erwartungshaltung, dass es etwas umsonst gibt. Dieses Vorgehen wird vor allem von den Leuten im Projekt und im Township sehr befürwortet und geschätzt. Einige Leute im Township profitieren direkt von unseren Besuchen, da sie etwas backen und dieses entgeltet wird, ebenso ihr Engagement während des Spazierganges.
7) Was hast du während deiner Touren schon alles erlebt, was war der schönste Moment? Ist schon einmal etwas passiert während einer Tour?
Ganz besonders während der WM sind viele Townshipbewohner auf uns zugekommen und haben von ihren Lieblingsteams und -spielern erzählt und nach unseren gefragt. Man nimmt im ersten Moment an, dass sich die Bewohner beobachtet fühlen, aber wer erst einmal an einem busy day durchs Township geht und eine Horde von Kindern an jeder Ecke ’Mlungu’ (Weiße) rufen gehört hat, kommt sich am Ende sicherlich mehr beobachtet vor. Schön ist es, am Ende eines Besuches zu hören: Dies war auf jeden Fall ein Highlight und wir sind froh, dass wir ins Township gekommen sind.
Wenn mit „etwas passiert“, etwas Kriminelles oder Schlimmes gemeint ist: NEIN. Garantieren kann man das nicht, aber ich persönlich fühle mich häufig auf unseren Spaziergängen im Township, als wäre ich wieder in meinem Dorf in Deutschland. Jeder kennt jeden, die Nachbarn helfen sich untereinander und passen gegenseitig auf sich und die Kinder auf, jeder hat Zeit auf einen Schnack und man fühlt sich willkommen.
8) Was vermisst du an Deutschland?
Meine Familie und meine Freundinnen und Freunde mit ihren Familien. Und manchmal denke ich an einen schönen klaren Schneetag auf dem Schlitten oder im Wald.
9) Was schätzt du an Südafrika?
Die Wärme der Leute. Ich habe mich ja zuerst in Land, Stadt und Leute verliebt und dann in meinen Mann. Ich weiß es zu schätzen, in einem Land zu leben, in dem SO VIEL möglich ist und noch VIEL MEHR möglich sein wird. So viele unterschiedliche Sprachen, Kulturen, Religionen leben hier jeden Tag friedlich zusammen.
10) Was ist dein Geheimtipp für Kapstadt?
Selbst gemachte frische Amagwinya im Township essen! YUMM!
Den Sonnenuntergang an einem der vielen Strände Kapstadts bewundern.
Mit meinem Mann in der Saison Crayfish fangen und dann ESSEN!
Lerne Jasmin kennen und mach mit ihr eine ganz besondere Township Tour mit europäischer Verbindung.
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