Interview mit Schauspieler Martin Kluge
Der deutsche Schauspieler wurde durch Serien wie "St. Angela" oder den Rosamunde-Pilcher-Film "Wind über der See" in Deutschland bekannt. Jetzt lebt er am Kap und wir haben uns bei einem Kaffee im Sonnenschein mal in Ruhe unterhalten.
Wer bist du?
Mein Name ist Martin Kluge und ich bin Schauspieler und Schriftsteller.
Wie kommts, dass du in Südafrika lebst?
Als ich vor elf Jahren zum ersten Mal eine vierwöchige Rundreise hier machte, habe ich mich einfach in das Land verliebt und es hat mich nicht mehr losgelassen. Ich bin in längeren Drehpausen immer wieder nach Südafrika gereist, habe sogar ein Haus in Hout Bay gekauft und 2008 habe ich mich endgültig hier niedergelassen. Natürlich hatte ich am Anfang auch meine Zweifel, ob ich das überhaupt schaffe, aber irgendwann habe ich einfach beschlossen, dass es klappt – sozusagen wie auf einen Knopf gedrückt – und dann ging es auch. Es ist einfach eine unglaubliche Erweiterung für seinen Horizont, wenn man die Möglichkeit bekommt, in einem anderen Land zu leben und sich dort auch einzuleben. Da öffnen sich auf einmal Türen, von denen man gar nicht wusste, dass sie existieren.
Was macht Südafrika für dich besonders?
Der viele Sonnenschein und die generelle Freundlichkeit der Menschen hier spielen durchaus eine Rolle, aber der Hauptgrund ist die Unberührtheit des Landes. Hier kannst du noch Tiere in freier Wildbahn sehen und ihnen auch nahe sein. Ich habe das Land viel bereist und bin immer von seiner Rohheit und Wildheit angetan. Du kannst stundenlang auf einer Straße fahren, ohne jemand anderem zu begegnen. Die besondere Magie und positive Energie, die hier von der Natur, der Kultur und der Wiege der Menschheit ausgehen, machen Südafrika zu einem einzigartigen Land.
In Südafrika läuft ja auch alles etwas langsamer und ich fand es schön, zu lernen, damit umzugehen. Wer Karriere machen möchte, ist hier in Kapstadt falsch, aber wer das Leben genießen möchte, könnte keinen besseren Ort finden.
Was sind/waren deine Projekte hier in Südafrika?
In Deutschland habe ich fünf Jahre lang in der Serie St. Angela mitgewirkt. Es hat großen Spaß gemacht, und wenn du solange zusammenarbeitest, wächst du wie zu einer großen Familie zusammen. Aber die Schauspielangebote, die ich anschließend erhalten habe, waren alle für Telenovellen und ich wollte einfach mal etwas anderes machen. Als deutscher Schauspieler sind deine Optionen aus sprachlichen Gründen in Südafrika etwas begrenzt und von dem her habe ich beschlossen, meinen Beruf erst einmal auf Eis zu legen und etwas Abstand zu gewinnen. So habe ich mit zwei Anderen einen Südafrika-Reiseführer für die Weltmeisterschaft in 2010 geschieben. Wir haben das Land zwei Jahre lang bereist und unglaublich viele Eindrücke gewonnen, die wir in unserem Buch The International Travel Guide South Africa wiedergegeben haben. Uns war es wichtig einen Reiseführer zu schaffen, der mit vielen, traumhaften Bildern visuell ansprechend wirkt und knapp und präzise das Land in seiner Vielfalt beschreibt. Der Stil ist persönlich und der Leser kann auch seine eigenen Notizen einfügen.
Gelegentlich arbeite ich auch in deutschen Filmproduktionen mit und vor kurzem haben wir die Komödie Alle Macht den Kindern gedreht. Der Film lief auf SAT 1.
Zurzeit arbeite ich auch an einem Drehbuch für eine deutsch-südafrikanisch-türkische Produktion. Der Film Meet in Summer handelt von drei Menschen in verschiedenen Lebensabschnitten, die in Kapstadt einen Kurs besuchen, der ihr Leben umkrempelt. Die New Age Philosophie spielt dabei eine große Rolle und der Film wird voraussichtliche bis Mitte 2014 fertiggestellt werden.
Du bist ja selbst viel für den Reiseführer im Land umhergereist. Was waren deine schönsten Momente dabei?
Schwer zu beschreiben - es gab 100 schönste Momente. Der Sternenhimmel in der Karoo, warten auf die Sonne über Pilansberg, Affen die unseren gesamten Proviant zerlegten... Meine Begegnung mit einem vier Monate alten Löwenbaby im Pilansberg Lion Reserve werde ich nie vergessen - erst wenn man einem Löwen in die Augen gesehen hat, kann man erahnen, warum wir ihn zum "König der Tiere" ernannt haben. Soviel Stärke, Selbstbewusstsein und keinen Schimmer von Angst. Er hat mich zu seinem neuen Spielkameraden ernannt und mein Hemd war nach 10 Minuten komplett auf dem Rücken zerrissen!
Wow! Und was war dein kuriosestes Erlebnis?
Das Kurioseste war für mich die Fahrt in einem löchrigen Jeep, als wir eine riesige Puffader unters Auto kriechen, aber an keiner Seite wieder herauskommen, sahen. Nach zehnfacher Inspektion bin ich mit nur einem Fuß am Pedal weitergefahren und habe für 2 Stunden die Augen alle 10 Sekunden auf den Boden des Wagens fixiert. Wir haben sie am Ende des Tages tatsächlich unter dem Auto um eine Achse gewickelt und immer noch happy gefunden!
Was hast du für dich auf dieser Reise gelernt?
Südafrikas Geschenk an uns ist, dass es immer noch unberechenbar ist. Wir müssen uns anpassen und lernen, während die Sonne unsere Haut anmalt und der Sand unsere Füße weich schmirgelt.
Von wem stammen die vielen, wunderschönen Bilder?
Die meisten habe ich selbst gemacht. Ich bin zwar kein professioneller Fotograf, aber ich habe ein sehr gutes Auge für Motive und habe mir vieles selbst beigebracht.
Wo gibt es den Reiseführer denn zu kaufen?
Das Buch kann man bei Amazon für 26,99 Euro unter The International Travelguide South Africa - Autor Kluge Martin bestellen.
Sehr gern aber auch per E-Mail an martin@orangedog.co.za. Wir verschicken es gern mit Widmung aus Afrika für 20 Euro. Die Bezahlung kann aufs deutsche oder afrikanische Konto getätigt werden.
Nun zurück zum Schauspiel: Woher nimmst du die Inspiration für deine Rollen?
Ich nehme die Inspiration aus dem Drehbuch. Wenn ich es zum ersten Mal lese, nehme ich mir ausreichend Zeit dafür und mache Notizen zu den Bildern, die bei mir im Kopf zu meiner Rolle entstehen. Zusammen mit meiner Imagination formt sich dann so der Charakter meiner Rolle.
Welche Rolle würde du gerne einmal spielen?
Rollen, die mir immer große Freude bereitet haben, sind gebrochene Rollen. Damit habe ich auch angefangen. Da ich jung aussehe, habe ich oft Jugendliche aus einem kaputten Elternhaus oder mit Drogenproblemen gespielt, die bereits in dem Alter gebrochen waren und ihren Kampf anders ausgetragen haben. Ich würde auch gerne mal wieder in einem Krimi mitspielen. Eine gut geschriebene Komödie hat auch ihre Reize und mir hat die Arbeit am Set von Alle Macht den Kindern viel Spaß gemacht.
Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Bei mir steht noch alles offen. Keine Ahnung, ob ich für immer hier bleiben werde. Aber ich habe einen Wunsch ganz tief in mir, und zwar möchte ich für ein bis zwei Jahre in einem Naturreservat oder einer Safari-Lodge mit Tieren arbeiten. Neulich habe ich eine Safari zu Pferde bei Plettenberg Bay gemacht und dabei kommst du den wilden Tieren ganz nach. Und du spürst diese unbändige Kraft, mit der so ein Nashorn zwei Schritte auf dich zu macht. Es ist einfach magisch. Ich habe zwar schon viel vom Land gesehen, aber ich möchte noch viel mehr über Südafrika erfahren. Kapstadt ist ein super Ausgangspunkt, aber eben nicht Afrika.
Und zu guter Letzt: Was sind deine Lieblingsorte hier?
Ich liebe den Harbour Market in Hout Bay. Ein absolutes Muss für jeden! Auch der Llandudno Beach gehört zu meinen Lieblingsplätzen. Der Strand ist für mich einfach perfekt – weißer Sand, abgegrenzt und die passende Mischung an Leuten von Surfern bis zu Familien. Ich bin kein Stadtmensch und so versuche ich, an meinen freien Wochenenden nach Stellenbosch oder an die Westküste zu entwischen. Paternoster und Ysterfontein haben ihre ganz eigene ländliche und auch etwas harsche Atmosphäre. An der Westküste gibt es so viele ungeschliffene Diamanten zu entdecken und dort kann man einfach die Seele baumeln lassen.
Von Alexandra Seiler