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Im Township übernachten
02. Mai 2018
In Langa leben geschätzt 52.000 Menschen. Der geschichtsträchtige Ort ist das älteste Township Kapstadts. Langa bedeutet Sonne in der dort vorrangig gesprochenen Sprache Xhosa. Nach Ankunft in unserer Gaststätte erhielten wir eine Einführungsbroschüre zur Klicksprache Xhosa und versuchten uns umgehend mit eher mäßigem Erfolg.
Ein kleiner Junge kommt uns entgegengerannt und starrt uns während seinem Sprint tief in die Augen. Ihm folgt ein Polizeiauto, welches ihm mit schneller Geschwindigkeit hinterherrast. Unser Guide gibt der Polizei einen Hinweis, grinst uns an und betitelt den jungen Kerl als Nachwuchs-Gangster.
Nachdem wir uns durch den Nachmittagsverkehr in das vom Stadtzentrum 13 Kilometer entfernte Township gekämpft hatten, erreichten wir unser Ziel Langa. Am Kulturzentrum Guga S’thebe begann unser kurzer aber äußerst intensiver Aufenthalt. Im besagten Kulturzentrum erhielten wir einen Rundgang durch die Räumlichkeiten. In dem Gebäude treffen kreative Köpfe aufeinander und kreieren Kunst in verschiedensten Formen. Aus Abfallstoffen werden Kunstwerke erstellt, aus Altstoffen werden individuelle Kleidungsstücke angefertigt. Das Gebäude bietet Kindern die Möglichkeit, deren kreative Ader zu fördern und künstlerische Elemente zu erlernen. Außerdem ist ein Theater integriert, in dem regelmäßig Aufführungen stattfinden. Direkt daneben befindet sich das „Old Post Office Museum“, in dem Langas Geschichte aufbereitet wird. Im Museum befindet sich ein noch erhaltener Gerichtssaal von einst.
Unsere Vermieterin Nomsa holte uns dort ab und fuhr uns zu ihrem Haus, in dem wir die Folgenacht verbringen sollten. Dort angekommen wurden wir mit Menschen und Umgebung vertraut gemacht. Nomsa wohnt in einem großen Haus, mit einer noch größeren Familie. Das herzliche Miteinander fiel direkt auf und wir fühlten uns von Anfang an pudelwohl. Die komplette Familie gab uns das Gefühl dazuzugehören.
Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten und uns von den süßen Kindern trennen konnten, stelle uns Nomsa eine eindrucksvolle Dame namens Nomalady Bavuma vor, welche als Pionier für Vermietung im Township gilt. Die silbernen Dreadlocks fallen ihr ins Gesicht, während die warme und sehr liebenswürdige Lady uns gar hypnotisierend mit ihren Geschichten fesselt. Sie war die Erste, die gezielt Touristen nach Langa brachte und ihnen ein Bett plus Verpflegung bot.
Zimmervermietung in Langa per AirBnB
Bereits im Jahre 1999 begann sie damit und ist nach wie vor als Vermieterin aktiv. Sie begrüßte uns freundlich, plauderte aus dem Langa’schen Nähkästchen und machte uns klar verständlich, dass eine Nacht bedeutend zu wenig sei, um die wahre Atmosphäre vor Ort zu verspüren. Die charismatische Frau, die eine abgöttische Köchin sein soll, verabschiedete uns und wünschte für unseren Kurzaufenthalt das Beste. Nomsas Sohn Paul übernahm nun und führte uns mit drei seinen Freunden durch die Straßen Langas. Die Jungs wussten bestens Bescheid und konnten uns zu gefühlt jedem Gebäude eine kleine Anekdote erzählen. Wir schlenderten durch „White City“ und „Black City“, wie es vor Ort genannt wird. Die Lokals separieren die Gegend. Der „weiße Bereich“ war damals als erstes mit Wasser und anschließend mit Strom versorgt. Der „schwarze Bereich“ zog nach und ist diesbezüglich mittlerweile auf dem gleichen Stand angekommen. Trotzdem sind die Unterschiede an den Blechhütten deutlich zu erkennen.
Kurz nach Sonnenuntergang trafen wir wieder zuhause ein. Wir nahmen auf dem Sofa platz und spielten mit den Kindern des Hauses, welche entweder auf der Jagd nach einer unserer Brillen waren oder uns Fragen zur Heimat stellten: „Ist Brasilien und Deutschland eigentlich das selbe?“
Essen in feinster afrikanischer Manier
Das Abendessen wurde auf die braune Stoffcouch geliefert und entzückte uns binnen Sekunden. Für uns beide handelte es sich dabei um die bislang beste Mahlzeit in Südafrika. Zu Reis und Chicken gab es verschiedenstes Gemüse alá Kürbis, Zucchini, Kartoffeln, Karotten und vielem mehr. "So schmeckt also Afrika", sagten wir. Das Gefühl, endlich auf dem bunten Kontinent angekommen zu sein, überkam uns. Als Dessert wurde jeweils ein Stück Schokoladenkuchen aufgetischt. Mit gefülltem Magen stand dann unser nächtlicher Rundgang an. Die Jungs rund um Sohnemann Paul erwarteten uns bereits vor der Tür und machten uns mit der Nachbarschaft vertraut. Auffallend war die große Anzahl an Kindern, die nach wie vor auf den Straßen verweilten. Einige spielten Fußball oder rannten um die Blocks. Andere lehnten sich an Hauswände und teilten sich Kopfhörer, um gemeinsam Musik zu hören. Gelächter und Jubelschreie ertönten über den Straßen. Das harmonische Miteinander faszinierte uns. Somit ließen wir den Abend mit unseren neuen Freunden, selbst gebrautem Ginger Bier und guter Musik ausklingen. Von Erlebnissen betäubt schliefen wir bestens bis uns das von Nomsas Tochter zubereitete Frühstück neue Kraft gab.
Als wir von brutzelnden Eiern und Speck erwachten, stand der zweite Tag im Township an. Das ausgewogene und reichhaltige Frühstück beinhaltete alles was das morgendliche Herz begehrte. Neben Eiern und Speck gab es mit Toast, Müsli, Obst und frisch gespresstem Saft eine gute Basis. Gestärkt genossen wir die Sonne auf der Terrasse und interagierten mit Schulkindern, die sich auf dem Weg nach Hause befanden. Zur Mittagszeit stand eine weitere Entdeckungstour durch Langa mit einem Freund der Familie an. Er zeigte uns eine Gegend, in der es etliche Barbershops (Friseursalons), Autowaschanlagen und Street-Food-Stände gab. Die meisten der Läden waren in alten Frachtcontainer untergebracht. Außerdem besuchten wir Stände, an denen die im Kulturzentrum Guga S’thebe angefertigten Kunstwerke verkauft wurden. Nachdem wir alle relevanten Straßen gesehen hatten, ging es ein letztes Mal zurück zu unserer Gaststätte. Wir verabschiedeten uns von der herzigen Familie, überreichten einen guten Tropfen Wein und tauschten Nummern aus. Wie Nomalady Bavuma erahnen ließ, reichte uns die eine Nacht in Langa nämlich nicht, weshalb wir gewiss zurückkehren werden. Paul brachte uns zur MiniBus Station. Von dort fuhren wir für 12 Rand pro Person zurück in den Kern Kapstadts.
Empfehlen wir eine Nacht im Township?
Klares ja! Die Art und Weise wie wir das Township kennenlernen konnten ist definitiv die bessere im Vergleich zu geführten Touri-Touren. So hat jeder die Möglichkeit den Menschen vor Ort zu helfen und unterstützend zu wirken. Wir tauchten in den Alltag ein und waren Part vom großen Ganzen. Langa war für uns beide eine einmalige, spannende und gar unbeschreibliche Erfahrung. Wir hatten das Gefühl das wahre Afrika kennengelernt zu haben, ein Gefühl welches in Kapstadt durch externe kulturelle Einflüsse nicht immer klar erkenntlich ist. Außerdem hört man die Begrifflichkeiten Township und Sicherheit meistens im selben Satz. Vor Ort hatten wir keinerlei Bedenken, weder Sorgen. Natürlich sollte man mit einem gewissen Bewusstsein anreisen. Die Menschen mit denen wir agierten waren alle positiv und waren darauf aus, eine gute gemeinsame Zeit zu haben.
Miete dich in Nomsas Haus AirBnB ein und buche deinen unvergesslichen Aufenthalt in Langa. Du willst andere Townships kennen lernen? Die Organisation Impilo Yethu Homestays arbeitet mit Vermietern in Townships zusammen und unterstützt sie ebenfalls, auch andere Familien zu ermutigen AirBnB anzubieten. In Imizamo Yethu etwa hat sich Impilo Yethu Homestays ebenfalls erfoglreich durchgesetzt.
Hier ist ein kurzer Zusammenschnitt unserer Erfahrung einzusehen:
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Falls du mehr über Townships erfahren willst, findest du hier einen Überblick über jene.
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von Raphel Strauß und Demian Trautmann
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