Sommer, Surfen und viele Touristen in der Mutterstadt
Robben Island – Geschichtsstunde im Schnelldurchlauf
9 Wochen habe ich Zeit, Kapstadt zu entdecken - heute: ein Besuch auf der ehemaligen Gefängnisinsel
Denke ich an Robben Island, denke ich an Nelson Mandela. Denn seit Mitte des 17. Jahrhunderts diente Robben Island als Gefängnisinsel, insbesondere für politische Aktivisten. Erst 1996 verließ der letzte Gefangene das Gefängnis. Danach wurde die Insel zum nationalen Denkmal und Museum erklärt und steht Besuchern offen, um einen Einblick in die Geschichte des Landes zu bekommen.
Besuch auf Robben Island
Nach einer etwa 25 minütigen Schifffahrt (Startpunkt: Waterfront) erreichen wir die vom Festland 12 km entfernte Insel. Wir werden auf mehrere Busse aufgeteilt und starten mit der Rundfahrt über die Insel. In meiner Gruppe: Kinder, Familien, Studenten und Rentner aus aller Welt. An verschiedenen Stellen werden Stopps gemacht, um Fotos zu schiessen oder auch um den schönen Blick auf das Meer und Kapstadt zu genießen.
Danach fahren wir durch das Inseldorf, in dem heute die Museumsangestellten mit ihren Familien leben. Hier gibt es eine Grundschule, in der zwei Lehrer tätig sind und die Kinder der Mitarbeiter unterrichten, sowie auch eine Dorfkirche, in der besonders am Valentinstag viele Hochzeiten stattfinden.
Dede und das Gefängnis
Nach etwa 45 Minuten Rundfahrt über die Insel erreichen wir das Gefängnis. Wir werden von einem neuen Touristenführer empfangen, der ein ehemaliger Insasse des Gefängnisses ist. Dede Kaoto Ntsoelengoe verbrachte hier 6 Jahre und 5 Monate seines Lebens. Er führt uns zum ersten Gebäude. Dort nehmen wir in einer großen Zelle Platz und er berichtet uns, dass in diesem Raum 60 Personen gefangen gehalten wurden. Ein beklemmendes Gefühl.
Morgens mussten sie im Steinbruch arbeiten, mittags hatten sie etwas Freizeit, die sie größtenteils mit Fußballspielen im Hof verbracht haben und schon um 15.30h gab es Abendessen, die letzte Mahlzeit für den Tag.
Aufgeteilt in vier Sektionen – Sektion A hatte die meisten Privilegien, Sektion D die wenigsten – hatten die Gefangenen keinen Kontakt zu den anderen Bereichen. Besonders die Schwarzen mussten unter den Erniedrigungen leiden. Ob Sommer oder Winter, sie durften nur kurze Hosen und T-Shirts tragen. Schuhe waren nicht erlaubt. Und das Bett bestand aus einer dünnen Matte auf dem kalten Steinboden mit einer Decke.
In welcher Sektion befand sich Dede? “Ich war in Sektion D.“, erzählt er und fügt noch hinzu: “Nach einer gewissen Zeit bin ich dann in die Sektion C aufgestiegen, aber wenn ich ehrlich bin, dann habe ich zwischen diesen beiden Bereichen keinen Unterschied gesehen.“
Der jüngste Gefangene war 16 Jahre alt und wurde mit 21 Jahren entlassen, der Älteste war bei seiner Einlieferung 75 und verbrachte 10 Jahre seines Lebens auf der Gefängnisinsel. Dede lässt uns ein paar Minuten Zeit, um alle Informationen zu verdauen, bevor wir weitergehen.
Warum macht Dede diesen Job?
Auf dem Weg zum nächsten Gebäude, der durch den Gefängnisbereich führt und nur einen Blick auf helle Betonmauern gewährt, frage ich Dede, warum er nach Robben Island zurückgekehrt ist. Ich entdecke ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht, dann sagt er: “Ich gebe dir eine einfache und kurze Antwort: Ich habe die Arbeit gebraucht. Und diese Geschichte muss erzählt werden, sie darf nicht in Vergessenheit geraten. Wer kann das besser machen, als jemand, der hier einige Jahre eingesperrt war?“ Diese Frage braucht keine Antwort.
Nelson Mandela-Zelle
Wir erreichen das Gebäude, in dem sich Nelson Mandelas Zelle befindet. Alle gehen hintereinander den Gang entlang, werfen einen Blick in die 4 m² kleine Zelle. Eine Matte, eine Decke, ein kleiner Tisch und ein Eimer, der als Toilette diente, befinden sich in diesem Raum - mehr nicht. Hier hat Mandela den größten Teil seines Tages verbracht, hier hat er geschlafen, hier hat er gelernt. Nur ein kleines Fenster gewährt Licht und einen etwas anderen Blick, als auf die kahlen Zellenwände, die fast mit beiden Händen gleichzeitig greifbar sind.
Wie ist so ein Leben auszuhalten? “Die Hoffnung, meine Familie wieder zu sehen, hat mir den meisten Halt während meiner Gefangenschaft gegeben.“ erzählt mir Dede und er kann dieser Zeit noch etwas Gutes abgewinnen: “Diese Zeit hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.“ Dede's Erfahrungen sind schmerzhaft und trotzdem sieht man fast immer ein Lächeln auf seinem Gesicht, während er uns durch das Gefängnis führt.
Unsere letzte Station ist ein anderes Gebäude, in dem wir noch weitere Zellen sehen, die man auch betreten kann, um ein kleines bisschen das Gefühl zu bekommen, was die Gefangenen in diesen kleinen Zellen hatten. Mir reicht schon eine Minute hinter der Zell-Gittertür - ich will raus.
Beim Verlassen des Gefängnisses schüttelt Dede jedem Besucher noch einmal persönlich die Hand und bedankt sich für den Besuch. Es ist sein Job – aber nicht nur das. Es ist ein großer Teil seines Lebens, der ihn geprägt hat und den er weitergeben möchte.
Nach 2,5 Stunden Aufenthalt auf Robben Island verlassen wir die Insel wieder und fahren zurück nach Kapstadt. Eine schnelle Geschichtsstunde mit vielen Eindrücken ist vorbei.
von Alexandra Pisek
Tickets für einen Robben Island – Besuch kannst du online buchen unter www.webtickets.co.za oder direkt am Nelson Mandela Gate an der V&A Waterfront (direkt am Clocktower). Dort startet auch die Überfahrt zu Robben Island. Die Ausstellung im Nelson Mandela Gate bietet schon im Vorfeld einige Informationen, um einen ersten Eindruck zu bekommen.
Von Schnorcheln über Tauchen mit Haien bis zu einem Helikopterflug über Kapstadt – das alles findest du in unserer Rubrik ‘Things to Do‘, um eine unvergessliche Zeit in Kapstadt zu haben.
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