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Jedes Jahr am 2. Januar wird gefeiert
In Bo Kaap und den Townships vor Kapstadt bereiten sich Dutzende von Faschingsvereinen darauf vor, mit dem Cape Town Minstrel Carnival, einem zweiten Neujahrsfest ihre Stadt zurückzuerobern. Gefeiert wird jedes Jahr am 2. Januar.
Sie kommen mit zerbeulten Trompeten, Trillerpfeifen und Regenschirmen in Puderrosa. Und wenn sie lärmend durch die Straßen ziehen, dann weiß man: Jetzt geht das Rambazamba wieder los, die Straßen sind gesperrt und die Kaapse Klopse erobern die Stadt. Die Faschingsvereine der Cape Town Minstrels (Kaapse Klopse) schreiten durch Kapstadt.
Am Abend des 1. Januars versammeln sich die Klopse in Boo Kaap und singen malayische Lieder, um das das neue Jahr ein zweites Mal zu begrüßen. Dann geht die Party los: Jedes Jahr vom 2. Januar an versammeln sich die Karnevalisten und erobern sich die Stadt mit Musik und schrillen Farben zurück, die einst von der Apartheidsregierung vertrieben wurden, weil sie Coloureds waren udn weil sie in multiethnischen Vierteln wie dem berühmten District Six lebten. Heute startet die bunte Party genau dort, wo ihre Häuser einmal waren und ziehen durch die Stadt.
Ganz vorne, der Teamleader der bunten Minstrels läuft der "Voorloper", der Tambourmajor mit prächtigen Straußenfedern, dahinter der stolze Captain, der Gründer, Cheforganisator und Spendensammler des jeweiligen Vereins, dann der »nagtroep«, Hunderte von Kaapse Klospe mit Sonnenschirmchen, die Kostüme bonbonbunt und neonschrill, die Münder und Augen mit kalkweißen Ringen geschminkt, auf den Köpfen Kreissägen oder Panamahüte. Dazu die Blasmusik mit Banjols, Posaunen und den klassischen Ghoema-Trommeln.
Im geordneten Chaos ziehen die bunten Narren durch die ganze Mother City, werfen ihre Hüte in die Luft, kreiseln ihre Schirme, tanzen uns singen "Moppies", sogenannte Spottlieder. Sie parodieren eine Militärparade und bringen selbst den humorlosesten Menschen am Ende des Tages zum lachen.
Der Karneval am Kap hat seine Ursprünge in den Volksumzügen nach der Abschaffung der Sklaverei 1834. Weil aber die Farbigen Lohnsklaven blieben, wurde das »tweede nuwe jaar«, der 2. Januar, an dem sie den Weißen nicht dienen mussten, als Datum der zeitweiligen Befreiung gefeiert. Die geistige Elite der Coloureds hielt wenig von der Gaudi; sie meinte, die Unterdrückten bestätigten dabei nur die Klischees ihrer Unterdrücker. So wurden sie zum Coon, abgeleitet von »racoon«, Waschbär, in Amerika nicht als Synonym für »Nigger« gebraucht? In der farbigen Arbeiterklasse aber hatte das Wort nie einen rassistischen Beiklang. Im Gegenteil: Der Coon verkörpert kulturelle Identität, er ist ein Verwandter der Minstrels, der schwarzen Spielmänner aus den Südstaaten der USA.
Der Coon Carnival feiert eine Mischkultur, in der Holland, Louisiana, Arabien, Malaysia und Afrika verschmelzen. Natürlich ist der Coon auch ein Davonläufer, der die Armut und Ausbeutung vergessen will; manchmal sinkt er bei den Umzügen, die den ganzen Monat andauern, in eine »tariek« genannte Trance. Aber er steht zugleich für die unbezwingbare Heiterkeit, die List, den Lebenswitz der Coloureds.
Als Nelson Mandela im Karneval 1998 als Coon auftrat, war es amtlich: Dieses närrische Volksfest gehört zum Erbe des neuen Südafrika. Es ist Regenbogenkultur pur.
Lokale Behörden haben das Festival von Coon Carnival in Cape Town Minstrel Karneval umbenannt, da der Begriff "Coon" an Apartheidszeiten erinnert.
Quelle: Zeit online
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