10 Fragen an Beerhouse-Besitzer Randolf Jorberg
Ein Pottler, 200 Biere und 10 Fragen
Wer in Kapstadt ist, der kommt am Beerhouse nicht vorbei: Das leuchtend gelbe Gebäude mitten auf der Long Street hat nicht nur die meisten Biere im Angebot, sondern funktioniert auch als „melting pot“. Ob Ur-Kapstädter, Touri oder Zugezogener: Hier treffen sich alle auf ein kühles Blondes. Der Mann, der hinter dem Beerhouse steht, Randolf Jorberg, stammt ursprünglich aus dem Ruhrpott. Wir haben ihn getroffen...
1. Wer ist Randolf?
2. Wieso wolltest du unbedingt nach Kapstadt?
3. Warum hast du beschlossen, dauerhaft in Kapstadt zu bleiben?
Es hat mir hier einfach grundsätzlich besser gefallen, ausschlaggebend war dann allerdings die Schwangerschaft meiner damaligen Freundin und die Geburt meiner heute 3-jährigen Tochter Eliza im Jahr 2012. Natürlich haben wir uns damals auch überlegt gemeinsam nach Deutschland zu ziehen, dann aber gemerkt, dass wir hier einfach das bessere Gesamtpaket bekommen. Ich kann mir auch immer noch gut vorstellen, für immer hier zu leben.
4. Was ist dein Lieblingsort in Kapstadt?
Ich habe zwei Lieblingsorte in Kapstadt. Die Long Street ist der beste Ort, um feiern zu gehen und den Vibe dieser vielseitigen Stadt zu spüren. Die Sea Point Promenade hingegen ist fantastisch zum Entspannen: Egal ob ich zum Joggen oder Chillen herkomme- die Promenade ist mein „Happy Place.“
5. Was sollte jeder, der in Kapstadt ist, tun?
Jeder, der Südafrika besucht, sollte auf jeden Fall mehr als drei Tage für Kapstadt einplanen. In dieser Stadt gibt es unendlich viel zu erleben und zu entdecken. Man sollte sich ganz einfach auf die Stadt einlassen, um all die unterschiedlichen Stadtteile und Kulturen aufnehmen zu können.
Eines der Dinge, die man hier unbedingt machen muss, ist die Wanderung auf den Lions Head beim Sonnenuntergang.
6. Was ist dein Lieblingsbier im Beerhouse?
Das wechselt ehrlich gesagt regelmäßig- momentan ist mein Lieblingsbier das „Woodstock Californicator“, ein sehr gut gebrautes India Pale Ale (IPA) und eines der Aushängeschilder der Craft Beer Bewegung. Die meisten Biertrinker mögen ihr erstes IPA nicht, weil es ziemlich bitter ist. Man muss sozusagen erst lernen, das Bier zu mögen- genau wie den Meisten das erste getrunkene Pils am Anfang ja nicht wirklich geschmeckt hat. Nach einiger Zeit nimmt man den bitteren Geschmack allerdings kaum noch wahr und schmeckt dann vor allem wie aromatisch und gut gebraut das Bier ist.
7. Würdest du sagen, dass südafrikanisches Bier schlechter als deutsches Bier ist?
Definitiv nicht. In Südafrika haben wir nicht nur eine enorme Biervielfalt- das Bier wird auch auf einem sehr hohen Niveau gebraut. Wegen der enormen Vielfalt brauche ich hier eigentlich kein Bier aus anderen Ländern. Was die Bierbrauerei angeht, ist man in Südafrika auch eindeutig experimentierfreudiger als in Deutschland. Die Braukunst und ihre Ergebnisse werden hier definitiv nie langweilig. Mehr als gewöhnungsbedürftig ist jedoch das Bier, das in den Townships gebraut wird: Umqombothi. Das ist für den normalen Biertrinker ziemlich ungenießbar und schmeckt für mich auch nach mehrmaligem Trinken immer noch eher nach saurer Milch als wie ein Bier.
8. Was vermisst du aus Deutschland?
Den Klassiker: Gutes Brot. Ich kenne hier allerdings einige Bäckereien, die gute Brote und Brötchen anbieten und freue mich über den Trend zu gutem Brot, der sich auch hier langsam entwickelt. Ansonsten habe ich hier eigentlich alles, was ich brauche. Nur Elektrogeräte kaufe ich in Deutschland teilweise günstiger ein und das Duschgel von dm lasse ich mir auch immer wieder gerne aus Deutschland mitbringen.
9. Unterscheidet sich die Arbeit in Kapstadt deutlich von der in Deutschland?
In Kapstadt stehe ich definitiv vor ganz anderen und mehr Herausforderungen. Die größte Herausforderung ist wahrscheinlich, dass ich mich auf die vielen verschiedenen Kulturen meiner Angestellten einlassen und versuchen muss, sie zu verstehen. Diese Komplexität der kulturellen Unterschiede und Arbeitsweisen gibt es so in Deutschland gar nicht, deshalb war das völlig neu für mich.
Bevor ich hier ins Arbeitsleben eingestiegen bin, dachte ich, dass Deutschland und Kapstadt ungefähr gleich sind- beide waren bis in die 90er Jahre von einer Trennung geprägt. Ich merkte aber schnell, dass das nicht der Fall ist. Während der Fall der Mauer die Trennung zwischen Ost und West schnell nur noch in Geschichtsbüchern nachempfinden ließ, sind die Auswirkungen der Rassentrennung in Kapstadt nach wie vor extrem präsent.
Eine weitere Herausforderung für mich ist also, Teil einer Lösung zu sein und die bestehende Ungerechtigkeit zwischen den verschiedenen Kulturen nicht einfach als gegeben zu nehmen.
Ich muss hier allerdings auch verstärkt kontrollieren und beaufsichtigen- ein Arbeitnehmerverhältnis, das schlicht auf Vertrauen basiert, ist nicht wirklich möglich.
10. Wie oft bist du in Deutschland?
Im Schnitt versuche ich, zwei Mal pro Jahr nach Deutschland zu fliegen. Ich freue mich dann auch jedes Mal, wieder in Deutschland zu sein. So wirklich Heimweh habe ich aber nie- dafür geht es mir hier einfach zu gut.
Wenn ich in Deutschland bin, verbringe ich sehr wenig Zeit in Bochum, sondern reise viel durch die Gegend, weil mein Freundeskreis mittlerweile über die ganze Welt verteilt lebt. Ich vermisse meine Freunde aus alten Zeiten schon, aber durch Facebook wissen wir immer genau, was gerade im Leben des Anderen passiert. Ich verpasse also kaum etwas, obwohl wir uns so selten sehen.
Wer in der nächsten Zeit nicht nach Kapstadt oder Johannesburg kommt, kann sich trotzdem auf die Beer Revolution freuen: Randolf plant nicht nur weitere Filialen in Südafrika, sondern sucht jetzt auch Partner für ein Beerhouse in Berlin. Die Idee für das Beerhouse hat er übrigens in einer Bar bekommen: Also- auf ins Beerhouse- vielleicht wartet deine zündende Idee ja im nächsten frischgezapften Glas Bier.
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von Hanna Eschenhagen
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