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Mit einem Reisekoffer hin und mit einem Oldtimer zurück
Wir haben Heinrich Kerstens, 61, bei seiner Ankunft in Kapstadt vor rund drei Monaten zum ersten Mal getroffen. Seitdem war der Deutsche, der in Niedersachsen mit einem eigenen Kachelofen- und Kaminbauunternehmen selbstständig ist, ständig auf Achse. Er ist nach Johannesburg geflogen, wo er einen DKW-Audi Roadster von 1935 erstanden hat, hat spontan eine einwöchige Kreuzfahrt auf der Aida Mira unternommen und bei einem der Sommerkonzerte in Kirstenbosch, Craig Hinds, den Sänger von Watershed getroffen.
Hattest Du eine aufregende Zeit hier, Heinrich? „Ja, ich war viel unterwegs und habe das Land in seinen unterschiedlichsten Facetten kennen gelernt und dabei spannende Leute getroffen“, lacht er.
Wie ist dein Eindruck von Kapstadt?
Ich bin Wiederholungstäter. Und ich gebe zu, ich habe mich beim ersten Besuch vor rund zehn Jahren, schon ein bisschen in Kapstadt verliebt. Die Stadt ist schon faszinierend. Deshalb wollte ich jetzt länger bleiben, um mir einen Eindruck von der Lebensweise hier zu verschaffen. Klar, gibt es viele Unter-schiede zu Deutschland, der Straßenverkehr ist chaotisch und man muss tagsüber, aber vor allem abends sehr aufpassen, wohin man geht. Ich vergleiche das manchmal mit einem „Jungle.“ Sowohl dort, als auch hier im „Großtadtjungle“ muss man im Dunkel schauen, wohin man geht und wen man trifft. Wenn man die Wege nicht kennt und nicht gut aufpasst, kann man schnell in eine gefährliche Situation geraten.
Du wolltest ja dein Englisch hier verbessern. Hat das geklappt?
Vor über 40 Jahren habe ich mal Englisch in der Schule gelernt. Und, wie das so ist, wenn man es nicht oft benutzt, verlernt man es schnell wieder. Daher war mein erster Gedanke, mich bei einer Sprachschule anzumelden und Kurse zu belegen. Schließlich ist die Sprache der Schlüssel, um in einem Land anzukommen und mit Menschen in Kontakt zu kommen. Ich wollte mich hier integrieren und dass geht nur, wenn man mit den Leuten sprechen kann.
Du hattest überlegt, hier auch geschäftliche Kontakte zu knüpfen. Wie sieht es damit aus?
Ich betreibe in Deutschland ein Kachelofen- und Kaminbauunternehmen. Ich habe hier mit einige Leuten darüber gesprochen und mir ein paar Showrooms angesehen. Die Idee in Kapstadt in einem Laden, ein paar Modelle auszustellen ist zwar da, aber konkrete Pläne gibt es noch nicht.
Was waren hier besondere Erlebnisse?
Da gab es sicherlich viele. Aber eins, war zum Beispiel eine Minikreuzfahrt auf der Aida Mira, die sich spontan ergeben hat. Wie ich so eines morgens bei mir im Apartment an der Waterfront aus dem Balkon rausschaue, sehe ich, wie dieses gigantische Kreuzfahrtschiff anlegt. Da dachte ich mir, wieso nicht mal fragen, ob ich nicht mitfahren kann. Gesagt, getan. Und tatsächlich hatten die noch Plätze frei.
Also zurück, schnell Sachen zusammengepackt und eingecheckt. Über Weihnachten bin ich auf dem Schiff gewesen und bis nach Port Elisabeth mitgefahren. Die Reise war toll, habe nette Menschen getroffen und nebenbei bei einem schönen Unterhaltungsprogramm Weihnachten verbracht. Und wo hat es Dir am besten gefallen? Port Elisabeth und der Addo-Elefanten-Nationalpark waren toll.
Hattest Du mal Heimweh?
Nein, eigentlich nicht. Wenn ich mal meine Familie zu Hause vermisst habe, habe ich zum Handy gegriffen und angerufen. Und an Weihnachten war ich unter Menschen auf dem Schiff, wobei bei dem warmen Wetter auch kein wirkliches Weihnachtsgefühl aufkommen ist.
Welche Leute hast Du alles hier getroffen und welche haben Dich beeindruckt?
Am meisten beeindruckt, hat mich tatsächlich Shirley Zinn. Sie und ihr Mann Kevin betreiben ein Guest House in Fish Hoek, wo ich einige Wochen verbracht habe, weil mir der Ort, nicht weit von Simons Town, einfach so gut gefällt. Diese Frau ist in den bedrückenden Verhältnissen der Cape Flats aufgewachsen, hat sich rausgekämpft, in Harvard promoviert und ist jetzt Professorin und Unternehmensberaterin. Ihre beeindruckende Geschichte, wie sie das geschafft hat, hat sie in einem Buch zusammengefasst. Hast Du das Buch gelesen? Noch nicht ganz, aber sie hat mir die Geschichte persönlich erzählt.
Was sollte man hier in Kapstadt unbedingt machen?
Was ich empfehlen würde, wäre zumindest einmal auf den Tafelberg hochzuklettern, sich den kleinen, aber sehr schönen Fischerort Fish Hoek anzusehen und einen Spaziergang an der Waterfront zu machen. Wer etwas Zeit hat, sollte mal zu einem Rugbyspiel ins Station gehen. Ich war da und die Stimmung beim Spiel war gigantisch. Alle haben geklatscht und gejubelt.
Wirkliche eine tolle Atmosphäre hat man auch bei den Sommerkonzerten im Botanischen Garten Kirstenbosch. Ich war beim Konzert von „Watershed“, die mit dem Lied "Indigo Girl.“ Ich hatte das Glück den Sänger Craig Hinds nach seinem Auftritt treffen zu können, da ich einen Bekannten habe, der ihn kennt.
Was können die Deutschen von den Südafrikanern und was die Südafrikaner von den Deutschen lernen?
Die Deutschen können von den Südafrikanern lernen, gelassener zu sein, sich weniger stressen zu lassen und das Leben mehr zu genießen statt sich über jede Kleinigkeit aufzuregen. Umgekehrt können die Südafrikaner von den Deutschen lernen, pünktlicher und zuverlässiger zu sein.
Hast Du Souvenirs für zu Hause gekauft?
Wenn Du sowas wie Straußeneier oder Holzfiguren meinst, nein. Ich habe mir ein Hemd mit einem afrikanischen Muster innen, maßanfertigen lassen. Aber das größte Geschenk, dass ich mir selbst gemacht habe, wenn man das so sagen kann, war der Kauf eines Oldtimers – einem DKW-Audi Roadster von 1935. Ich habe ihn zufällig in einem Inserat im Internet gesehen.
Da ich aus der Audi-Stadt Wolfsburg stamme, schlug mein Herz da sofort höher. Er stand in Johannesburg. Also habe ich einen Inlandsflug gebucht, mir den Oldtimer vor Ort angesehen, mit dem Besitzer eine ausgiebige Testfahrt gemacht und ihn gekauft. Er wird in ein paar Tagen von Durban nach Hamburg verschifft. Und was sagt deine Familie dazu? Ach, für die wird das eine Überraschung.
Willst Du wiederkommen und was machst Du als erstes in Deutschland?
Ich will auf jeden Fall wiederkommen, eventuell schon dieses Jahr. Es steht aber noch nicht fest. Es ist auch schön, die kalten Monate hier im Warmen verbringen zu können. Das ist auf jeden Fall reizvoll. Wenn ich zurück bin, werde ich mit Freunden erstmal abends was trinken gehen. Hier ist das ja immer so eine Sache mit im Dunkel rausgehen, wie ich bereits erwähnt hatte.
Von Ida Katnic
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Lesen Sie den Artikel über die Ankunft Heinrichs in Kapstadt.
Die Sommerkonzerte im Botanischen Garten sind sehr schön, genauso wie die Open-Air-Kinoaufführungen von Galileo.
Auch eine Wanderung auf den Tafelberg lohnt sich immer. Einige Dinge sollten Sie dabei beachten.
An der V&A Waterfront gibt es viel zu entdecken. Von hier starten auch einige attraktive Ausflüge.
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