10 Fragen an Andreas Späth
Ein Gespräch mit Andreas Späth, dem Head of Programming bei Encounters, über das Deutsch- bzw. Nicht-Deutschsein in Kapstadt
Wer bist du?
Ich bin der Andreas, ich arbeite derzeit beim Encounters Festival, das ist ein Dokumentarfilm Festival. Ich habe Geochemie studiert. War ewig in der Uni (er lacht) nach meinem Studium habe ich für 7 oder 9 Jahre im Labor an der Uni gearbeitet. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder und wollte ein bisschen mehr Zeit mit meinen Jungs verbringen und habe deshalb meinen Job an der Uni gekündigt. Danach habe ich angefangen als freier Journalist zu arbeiten, hauptsächlich für verschiedene Online-Magazine und auch heute schreibe ich noch ab und zu. Danach habe ich zwei Jahre lang als Manager in einem Buchladen, der Non-Profit Organisation Indasa, gearbeitet. Dies ist kein reiner Buchladen, dort finden auch viele Events statt, es gibt einige Buchvorlesungen und Filmvorstellungen. Außerdem ist auch ein Restaurant im Buchladen integriert. Ich habe letztes Jahr dort aufgehört und seit Anfang dieses Jahres bin ich jetzt hier bei Encounters.
Wenn du mehr über Encounters erfahren willst, lies unser Interview Encounters Film Festival: The inside scoop
Wie bist du Head of Programming bei Encounters geworden?
Ich bin schon länger Teil einer Public Screening Gruppe. Wir treffen uns in unregelmäßigen Abständen, aber circa einmal im Monat, im Labia Kino und zeigen Dokumentarfilme. Wir haben es jahrelang gemacht, weil es uns Spaß macht, außerdem war es auch recht erfolgreich. Diese Erfahrung hat mich dazu verleitet, mich für diesen Job zu bewerben.
Wann bist du nach Südafrika bzw. nach Kapstadt gekommen?
Ich bin schon ewig hier. Als ich 14 war, bin zusammen mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester nach Südafrika eingewandert. Jetzt bin ich 43 Jahre alt und schon viel länger in Südafrika, als ich es in Deutschlandje gewesen bin. Ich bin also auch vielmehr Südafrikaner als Deutscher. Wir sind nach Pretoria gezogen und ich bin dort auf die deutsche Schule gegangen und habe dort meinen Schulabschluss gemacht und aufgrund meines Studiums bin ich nach Kapstadt gezogen. Seitdem bin ich hier.
Wie deutsch ist Kapstadt für dich?
Gar nicht. Kapstadt ist für mich ist südafrikanisch, afrikaans, englisch und vieles mehr. Ich bin es gewöhnt, dass ganz viele Deutsche hier leben aber ich habe keinen großen Umgang damit. Ich gehe ab und zu zum deutschen Metzger in Gardens, ein Freund meines Vaters, ansonsten habe ich keine Berührungspunkte mehr zu Deutschen
…also fühlst du dich auch mehr mit Südafrika verbunden?
Meine Frau ist Südafrikanerin, meine Jungs sind südafrikanisch. Ich habe natürlich verhältnismäßig wenig Verbindung zu irgendwelchen Deutschen hier in Kapstadt. Überhaupt auch eigentlich. Ich spreche mit meinen Eltern am Telefon deutsch, sonst eigentlich selten.
Was ist mit deinen Kindern? Gehen sie auf die deutsche Schule?
Nö und sie sprechen auch kein deutsch. Das ist eine sehr interessante Sache und auch teilweise problematisch, weil meine Eltern beispielsweise noch sehr deutsch sind. Sie leben in Pretoria in einer deutschen Gemeinde und sind in der Kirchetätig und wenn sie von zu Hause sprechen, dann meinen sie Deutschland. Sie schauen nur deutsches Fernsehen und haben auch nur deutsche Freunde. Es kann aber von mir niemand mehr erwarten, dass ich noch Deutscher bin, ich bin mit 14 hier hingekommen. Ich möchte mich zwar nicht komisch anhören, jeder sollte das für sich selbst entscheiden aber ich habe oft gesehen, dass viele Leute weder hier noch dort sind. Und ich bin Südafrikaner und ich bin engagiert und interessiert an dem was hier geschieht und das ist auch wichtig für mich. Ich möchte nicht nur halb hier und halb dort sein und nach Deutschland zurück gehen, wenn irgendetwas schief geht, nur weil ich einen deutschen Pass habe. Ich habe zwar noch einen deutschen Pass, für mich steht es aber außer Frage nochmal nach Deutschland zurückzukehren
Besuchst du Deutschland denn wenigstens noch?
Nicht regelmäßig. Manchmal, wenn ich es mir leisten kann, die Flüge sind immer sehr teuer. Aber wir waren letztes Jahr in Hamburg, da meine Schwester ein Kind bekommen hat, es war auch schön aber wir fliegen nicht regelmäßig dorthin.
Fühlt es sich in Deutschland denn fremd an?
Beides. Auf der einen Seite fühlt es sich fremd an und irgendwie auch nicht. Ich bin in einer Kleinstadt in Deutschland mit nur 6000 Leuten aufgewachsen, es war nicht viel los dort und dann sind wir nach Pretoria gezogen und das ist verhältnismäßig eine sehr große Stadt. Es war komisch von der Ersten Welt weg zukommen und dann in die Dritte Welt nach Afrika zu ziehen,aber in eine Großstadt. Dies war die größte Umstellung.
Was macht denn Südafrika bzw. Kapstadt für dich so besonders?
Was sollten Deutsche Touristen hier in Kapstadt keinesfalls verpassen? Und kannst du uns deinen persönlichen Geheimtipp in Kapstadt verraten?
Deutsche Touristen sollten versuchen Kapstadt nicht nur aus dem Bus zu sehen. Zu Fuß durch die Innenstadt laufen, auf dem Berg wandern und einen Township besuchen.
Das coole an Kapstadt ist, eigentlich, dass es hier so viele verschiedene Möglichkeiten gibt, du kannst in die Berge oder an den Strand gehen und das alles an einem Tag. Das ist in Pretoria zum Beispiel nicht der Fall. Ich gehe außerdem gerne aus. Freunde von mir, die heißen die „Wedding Djs“, veranstalten Partys in wechselnden Locations, das ist immer ganz lustig.
Interview geführt von Lorena Führ
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