Was sind eigentlich ... Sangomas?
Südafrikas traditionelle Heiler unter dem moralischen Mikroskop
Ein Sangoma wird als ein heiliger Mann oder eine heilige Frau in der Tradition der Zulu, Xhosa und Ndebele verehrt. Sangomas waren schon immer ein wichtiger Teil des afrikanischen und südafrikanischen Lebens und Bräuche. Sie sind der Kern der Gesellschaft, als Heiler der verwundeten Seelen, Stadträte und Praktiker der traditionellen Medizin.
Seit dem Jahr 2004 sind die nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 200.000 traditionellen Heiler in Südafrika den rund 30.000 Schulmedizinern des Landes in vielen Bereichen gleichgestellt. Die WHO schätzt, dass bis zu 80% der Bevölkerung in Afrika sich eher von Sangomas beraten lässt, als von westlichen Schulmedizinern.
Negative Presse, Scharlatane, fehlende staatliche Regulierung und Unverständnis zerstören möglicherweise Afrikas tiefsitzende kulturellen Werte.
Die Regulierung des einflussreichen Berufsstandes war einer der Hauptgründe für das Gesetz in Südafrika mit seinen 5,5 Millionen Aids-Infizierten. Doch noch immer sind nicht alle Inhalte umgesetzt, kritisiert die Traditional Health Organization (THO) als Vertretung von 69.000 Heilern. Konventionelle und traditionelle Medizin begegnen sich mit Skepsis, die THO sieht sich bei Fragen der Gesundheitspolitik oft übergangen.
Traditionelle Medizin vs Krankenversicherung
Es wird angenommen, dass Sangomas durch den Beginn einer Krankheit, welche zum Beispiel Psychose, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Schulter-oder Nackenbeschwerden sein kann, zu Heilern berufen werden. Die Ausbildung zum Sangoma ist als 'Thwasa' bekannt und schließt die Ergebenheit zu den Vorfahren, die Reinigung durch Dampf, waschen mit Blut der geopferten Tiere und die Verwendung von Muti (Zulu Medikamente) mit spiritueller Bedeutung zu erlernen, ein. Meistens wird eine Ziege geopfert.
"Wenn die Menschen mehr mit ihren eigenen Seelen verbunden sind, gibt es weniger den Wunsch, diese zu zerstören", sagte einer der ersten weißen Sangomas, John Loxley
Sangomas werden als psychisches Phänomen angesehen und haben direkten Kontakt zu den Vorfahren. Sie werfen kleine Knochen und Gegenstände und deuten Träume. Sie arbeiten in einer heiligen Hütte oder Ndumba, kleiden sich in spezifischer farbiger Kleidung und tragen oft die Gallenblase der geopferten Ziege im Haar.
Sangomas untersuchen die spirituellen Gründe hinter den Symptomen und versuchen durch Methoden, wie Verabreichung von Abführmittel und Einläufen, umweltschädigende Wesen aus den Körper zu entfernen. Sie benutzen eine Vielzahl von Wurzeln, Rinden, Kräutern, Blumen, Land und tierischen Erzeugnissen, um Muti herzustellen. Muti kann getrunken, geräuchert und eingeatmet werden oder zum Waschen und für den Körper verwendet werden.
"Südafrika ist eines der wenigen Länder der Welt, welches eine Polizeieinheit zur Untersuchung okkulter Verbrechen hat" - Jane Flannagan, Scotland on Sunday, 14. Juli, 2002
Die Medien verbreiten Angst und Missverständnisse mit negativen Berichten über Patienten, welche Opfer von Erpressungen und sexuellen Übergriffen durch Rituale wurden, und über Patienten, welche ernste medizinische Probleme, verursacht durch Muti, haben.
Laut Mark Griffin, Sasoun Keshish und Eric Perrella greifen opportunistische Sangomas, um persönliche Macht, Gesundheit und Glück zu stärken, auf menschliche Körperteile und lebenswichtige Organe zurück, während die Opfer lebendig zerstückelt werden. Mit mindestens 300 Muti Morden ist die Zahl der Todesopfer in Südafrika die vergangenen Jahrzehnte gestiegen.
Inspiriert von dem populären Mythos, dass Sex mit einer Jungfrau ein Heilmittel gegen den HIV/AIDS Träger ist, sind Mädchen unter acht Jahren zur Zielgruppe geworden. Im Jahr 1999 sagte Ashen Singh, ein Richter am Camperdown in der Provinz KwaZulu-Natal Midlands der 'South African Times', dass mindestens jeder fünfte Fall von Vergewaltigung eines Kindes, diesem Mythos zugeschrieben werden kann.
"Da es so ein sensibles Thema mit rassistischen Untertönen ist, wollen Menschen nicht damit konfrontiert werden", sagt der Anthropologie Dozent der Universität von Durban-Westville und Forscherin Suzanne Leclerc-Madlala.
Die Befürworter der westlichen Medizin sind der Ansicht, dass Muti ein primitiver Glaube ist. Die rituellen Praktiken, einschließlich Einläufen, können Magen-Darm-Probleme herbeiführen. Die mehrfache Nutzung von schon einmal verwendeten Rasierklingen, um Einschnitte zu machen, kann HIV übertragen. Diese sagen, dass gefälschte, minderwertige oder pflanzliche Produkte auf den internationalen Märkten eine ernsthafte Bedrohung für die Patienten darstellen.
"Ich bin kein Scharlatan oder Sensationssüchtiger. Ich bin ein alter Mann, der viel gesehen hat", sagt Credo Mutwa, das geistliche Oberhaupt vieler Sangomas und traditioneller Heiler in Südafrika.
Während das verrufene Verhalten einiger traditionellen Heiler die negative Presse verdient hat, schreibt die 'Treatment Action Campaign' (für die Rechte von Menschen mit HIV/AIDS), dass die Rolle der ethischen und gut ausgebildeten Heilpraktiker in Südafrika, welche auf HIV/AIDS mit Aufbau der Gesundheitssysteme reagieren, ignoriert werden. Aber einige NGO's und andere Institutionen erkennen die wichtige Rolle, welche die Sangomas bei der Bereitstellung von Beratung spielen. Filialien der 'NGO Lifeline' haben Workshops und Schulungen zur Verfügung gestellt.
Aufgrund der hohen Kosten und Technologien der westlichen Medizin sind viele Südafrikaner abhängig von traditionellen Heilern. Kürzlich hat das nationale Gesundheitssystem Interesse an der Integration von traditioneller Medizin geäußert.
Während die südafrikanische 'Traditional Healers Association' ablehnt, dass Sangomas AIDS/HIV heilen können, fördert das Unternehmen, 'Phyto-Nova (PTY) LTD', Forschungen und natürliche traditionelle Arzneimittel aus heimischen Pflanzen. 4000 AIDS/HIV-Patienten, die die traditionelle Medizin Sutherlandia als Alternative zu anti-retroviralen Therapie versuchten, zeigten eine Verbesserung des Appetits, der Belastbarkeit, bessere Stimmung und die allgemeine Lebensqualität. Allerdings ist die Forschung über traditionelle Medizin noch weitgehend mangelhaft.
Die 'Traditional Health Practitioners Bill'
Im Jahr 2003 entwarf die südafrikanische Regierung die 'Traditional Health Practitioners Bill', welche die besonderen Umstände der traditionellen Heiler einschätzt. Diese setzt professionelle und ethische Normen und Standards voraus und sucht fähige traditionelle Heilpraktiker, um ihre Praktiken zu regulieren. Der Gesetzentwurf schließt eine Regulierungsbehörde ein, bei denen nur registrierte Heiler in der Lage sind Medizin zu praktizieren. Im Jahr 2003 wurde die 'Medical Control Council' (MCC) zum virtuellen Nachschlagewerk Zentrum für traditionelle Medizin, welches 'National Reference Centre for African Traditional Medicines' (NRCATM) genannt wird.
"Wenn die gleichen strengen Sicherheitsstandards, Wirksamkeit und Ethik wie bei der westlichen Medizin angewendet werden, würde keine Diskriminierung gegenüber Sangomas toleriert werden", schließt die 'Treatment Action Campaign' ab.
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