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Was du im Township Khayelitsha vermutlich nicht erwartet hättest
Zuletzt aktualisiert am 01.11.2018
Unser Tag in Khayelitsha beginnt zunächst an der Manenberg Police Station. Hier treffen wir uns mit Graham Knox und Harry Flosser. Sie stammen beide nicht aus Khayelitsha und dennoch sind sie hier inzwischen bekannt. Mit dem Projekt Township Winery, haben sie ganz neue Perspektiven in das Township gebracht.
Khayelitsha – die „neue Heimat“
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in das Innere des Townships. Schon bald sind wir umgeben von den kleinen Metall- und Holzhütten, die in Südafrika auch Shacks genannt werden. Im Vergleich zum kapstädter Zentrum ist es hier, wuselig und staubig. Vielleicht auch chaotisch Viele Urlauber, die ein Township besuchen und in eine Wellblechhütte gehen dürfen, fallen aus ihrer Luxuswolke. Was in einem Township zählt ist: Satt werden und warm bleiben.
Graham erklärt uns, dass Khayelitsha das größte Township Kapstadts ist. Inzwischen leben hier mehr als eine Million Menschen und täglich kommen mehr dazu.
Er deutet auf ein riesiges Areal voller Shacks und sagt: „Das hier war vor sechs Monaten noch nicht da.“ Diese Dimensionen sind für uns kaum greifbar.
Khayelitsha bedeutet auf Xhosa „neue Heimat“. Durch den Zuzug aus den benachteiligteren Regionen Südafrikas wird Khayelitsha sich wohl noch für Tausende mehr zur neuen Heimat entwickeln. Trotzdem sind wir überrascht davon, was wir alles auf unserem Weg sehen. Neben Streetfood gibt es viele Friseure, Klamottenläden und sogar Fertigbauteile für die Metallhütten.
Die Township Winery
Die Idee zur Township Winery kam Graham Knox zusammen mit seiner Freundin Kate Jambela. Graham selbst ist Winzer und besitzt sein eigenes Weingut. Kate baut eigentlich kleine Häuser in den Townships, um den Bewohnern einen besseren Lebensstandard zu ermöglichen. Als sie eines Tages auch Interesse am Weingeschäft entwickelte, wurde die Idee zur Township Winery geboren.
Die ersten Farmer hier waren Deutsche
Mitten zwischen den Hütten führt uns Graham an einen eher unerwarteten Ort. In einem kleinen eingezäunten Bereich bauen vier Bewohnerinnen Khayelitshas Gemüse an. Dazwischen strecken junge Weinreben ihre ersten zarten Äste in die Luft. Wir lernen, dass Khayelitsha auf ehemaligem Farmland angesiedelt ist. Früher haben hier überwiegend abgewanderte deutsche Farmer gelebt. Der Boden ist sehr lehmhaltig und fruchtbar. Trotz der Trockenheit speichert sich hier das Wasser.
Der Weinanbau lässt sich auch gut mit dem Gemüsanbau verbinden. Die Weinreben verlangen nur saisonweise viel Aufmerksamkeit und sind ansonsten pflegeleicht.
Alles wunderbar? Nein, es gibt trotzdem gibt es Komplikationen.
Die starke Dürre des letzten Jahres hat zu einer Verzögerung mit der ersten Weinernte geführt. Das wenige Wasser wurde für das zum Leben wichtigere Gemüse benötigt. Und dann wurde den Frauen auch noch die Wasser-Pumpanlage gestohlen. Trotzdem haben sie nicht aufgegeben. In zwei Jahren soll es die erste Ernte und den ersten Wein von ihrem Grund geben.
Der benachbarte Farmer Manelis ist schon etwas weiter. Seine erste Ernte hat er bereits hinter sich. Er bestellt seinen kleinen Garten mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Momentan schläft er jede Nacht draußen, um mögliche Vandalen zu verjagen, denn derer Weinanbau und der Verkauf bietet ihm und seiner Familie eine bessere Perspektive.
Hilfe beim Anbau bekommen die Winzer von Khayelitsha
von Graham und der Township Winery. Die Winery kauft die Rebstöcke und Graham bringt den Menschen alles über den Weinanbau bei.
Inzwischen werden pro Jahr 750 Flaschen aus dem Anbau überall in Khayelitsha gewonnen.
Da der Weinmarkt in Kapstadt bereits gesättigt ist, wird der Wein hauptsächlich an Restaurants in Johannesburg verkauft. Er wird allerdings auch nach England und Deutschland exportiert.
Kooperation mit der Chris Hani Schule
Graham und Kate möchten die Township Winery weiter vergrößern. Deshalb haben sie begonnen mit der Chris Hani Schule mitten im Herzen des Townships zusammenzuarbeiten.
Als wir in der Schule eintreffen staunen wir nicht schlecht. Überall stapeln sich Siegertrophäen. Die Schule hat unzählige Preise für sportliche Leistungen und künstlerische Darbietungen erhalten. Selbst in der Pause sehen wir die Schüler auf dem Hof proben. Graham verrät uns, dass sie selbst am Wochenende und in den Ferien freiwillig kommen. Die Schüler sind mehr als motiviert zu lernen.
Trotz ihrer vielen Erfolge kennt kaum jemand außerhalb des Townships die Chris Hani Schule.
Das soll sich jetzt ändern. Harry Flosser ist für zwei Wochen aus München angereist, um zusammen mit den Schülern eine Website aufzubauen.
Eine eigene Website ist für eine Township-Schule eher ungewöhnlich, doch sie bietet große Vorteile.
Über ihre Online-Präsenz möchte die Schule Spenden sammeln. Harry selbst ist über einen Freund, der den Wein nach München exportiert, auf das Projekt aufmerksam geworden. Als sich ihm die Chance bot nach Khayelitsha zu kommen und zu helfen hat er sie sofort ergriffen. Was ihn erwarten würde, wusste er vorher nicht. Das Engagement der Schule und ihrer Schüler hat ihn tief beeindruckt.
Auf dem Schulgelände sollen in naher Zukunft ebenfalls Weinreben angebaut werden.
Auch hier wird die Township Winery unterstützend eingreifen und den Schülern alles Wichtige beibringen.
Von dem Geld sollen die ersten richtigen Sportanlagen in Khayelitsha errichtet werden. Damit möchten sie den Kindern und Jugendlichen eine Freizeitoption bieten und sie von der Straße holen.
Die erste Ernte der Chris Hani Schule wird im Jahre 2023 erwartet.
Auch die Mosterei soll ins Township
Momentan werden die Trauben aus dem Anbau im Township noch außerhalb verarbeitet. Doch auch hier hält Khayelitsha eine Überraschung bereit. Auf dem ehemaligen Gelände einer Zementfabrik hat sich das Community Zentrum des Townships angesiedelt. Neben einer Einkaufsstraße aus bunten Containern und sozialen Einrichtungen, soll hier bald eine Mosterei ihren Platz finden. Dadurch sollen Kosten eingespart werden, um wiederum in neuen Anbau zu investieren.
Zu guter Letzt erhielten wir auch noch die Chance einen der Weine, den Philippi Sauvignon Blanc, zu probieren und was soll man sagen: Den Weinen der anderen Regionen steht er in nichts nach, eher im Gegenteil.
Die Weine sind erstklassig und können im Online Shop bestellt werden. In Zukunft sind vielleicht auch Weinproben vor Ort für die Öffentlichkeit möglich.
Von Julia-Janine Schwark
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Wenn es dich interessiert wie das Leben im Township wirklich aussieht schau dir doch mal die verschiedenen Township Touren an. Man kann sogar im Township übernachten.
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