Überleben in Kapstadt
Wer in Kapstadt keine Arbeit hat, schafft sich selber einen Job.
Zum Beispiel als Parkwächter oder Verkäufer.
Gelangweilte Blicke, wütendes Schnaufen, ein jammerndes Kind. Genervt schauen wir in die Gesichter der anderen Wartenden: Nach zwei Stunden in der prallen Sonne haben wir Durst und Hunger. So lange haben wir auf den Zug gewartet. Der erste kam nicht, der zweite ist bereits 20 Minuten zu spät. Im Zug wird es kaum besser werden. Durch die lange Verspätung ist er voll gestopft und es ist heiß. Wir bekommen schlechte Laune.
Unser Retter hat ein Loch im T-Shirt
Ein etwa 30 jähriger Mann quetscht sich langsam durch die Menschenmenge. Sein T-Shirt hat ein kleines Loch an der Seite und ein Striemen an seinen Sandalen ist gerissen. Ich bin wahnsinnig glücklich ihn zu sehen. Denn er zieht einen Müllbeutel, gefüllt mit kleinen Tüten Popcorn, hinter sich her. Endlich kann ich etwas essen! Wir kaufen die letzten fünf Tüten. Für je einen Rand, das sind umgerechnet etwa 7 Eurocents. Er lächelt. Die Verspätung des Zuges war ein Glücksfall für ihn, denn jetzt ist seine Tüte leer. Das bedeutet er kann heute eher nach Hause fahren. Die Frage, ob er genug Geld verdient hat, um davon leben zu können, beantwortet er nicht.
Laut der Organisation „Die Tafel“ gelten Deutsche, die weniger als 930 Euro Einkommen haben als armutsgefährdet. Der Mann aus dem Zug müsste demnach monatlich über 13.000 Tüten Popcorn verkaufen. Weltweit gilt als absolut arm, wer weniger als 1,25 US Dollar pro Tag zur Verfügung hat. Umgerechnet 16,4 Rand oder 17 Tüten Popcorn, wenn man keine Kosten für Mais, Zucker, Tüten, Zugtickets etc. abzieht. Dafür bekommt man gerade mal einen Laib Brot.
Schlechtes Wetter - weniger Lohn
Eine junge Frau sitzt mit ihrem Baby mitten auf dem Parkplatz. Seit sechs Stunden trotzt sie Sonne und Wind und beobachtet die geparkten Autos. Ihre grüne Weste hat sie zum Schutz vor den starken Windböen über das Gesicht ihrer Tochter gelegt, die friedlich auf ihrem Arm schläft. In ihrer Jackentausche versteckt sich ein kleiner Münzhaufen. Gerade genug, um ihre Handflächen zu verdecken. „Heute ist ein schlechter Tag“, erklärt sie. Es sei zu windig, da kämen weniger Menschen zum Strand, die sie dafür bezahlen würden auf ihre geparkten Autos aufzupassen. Dennoch steht sie fast jeden Tag hier. Ganz egal, ob der Parkplatz fast leer ist oder vor lauter Autos platzt wenn ich zu meinem Auto komme, ist sie da, schenkt mir ein Lächeln, wünscht mir einen schönen Tag und winkt mich sicher aus meiner Parklücke heraus. Als Dank bekommt sie mein Wechselgeld: 5 Rand – 35 Cent. Von vielen anderen bekommt sie gar nichts, nichteinmal ein Dankeschön.
Wer in Deutschland keine Ausbildung hat, seinen Job verliert oder körperlich eingeschränkt ist, erhält Unterstützung vom Staat, um zumindest seine Grundbedürfnisse befriedigen zu können. Ein Ort zum Leben, genug Geld für Essen, Angebote zur Weiterbildung und Hilfe bei der Job-Suche. Und auch, wenn das alles mit Sicherheit nicht reicht, um seine Träume zu leben und sich selbst zu verwirklichen, braucht zumindest niemand Angst ums Überleben zu haben. Hier am Kap der guten Hoffnung ist das anders. Wer arm ist, lebt im Armenviertel, in den sogenannten Townships. Die Häuser sind klein, manche nur aus Brettern zusammengenagelt.
Und Wer keinen Job hat, überlegt sich etwas anderes, um seinen Unterhalt zu verdienen: Macht sich sozusagen „selbstständig“ und verkauft Popcorn oder wird Parking Marshall.
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von Lynn Cherubin
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