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Kluge Geschäftsfrau, naturverbundene Tierliebhaberin,
mutige Auswanderin – man kann sie sicher vieles nennen.
31.Oktober 2017
Ex-Journalistin und Alpakazüchterin Eva Dölitzsch-Tatzreither ist vor allem eins: Eine großartige Gastgeberin.
Auf ihrer Farm Akelei-Alpakas SA in der Nähe von Philadelphia (etwa 40km nördlich von Kapstadt) lud sie zur klassisch österreichischen Kaffeezeit und stellte sich dabei unseren 10 Fragen.
1. Zum Einstieg: Stell dich kurz vor. Wer ist Eva Dölitzsch-Tatzreither?
Eine begeisterte Alpakazüchterin, Südafrika-Lebende und vor allem Farmerin.
2. Erzähl uns deine persönliche Auswanderungsgeschichte? Warum ausgerechnet Südafrika?
Ich sag immer: Afrika ist wie eine chronische Krankheit. Du kriegst sie nicht mehr aus dir heraus. Nach mehreren touristischen Aufenthalten in Südafrika hat der Zeitpunkt privat als auch geschäftlich gepasst. Schlussendlich haben wir den großen Schritt gewagt und sind mit Hund und Katz, mit Kind und Kegel umgezogen. Mit meiner Mutter und meinem Sohn sind insgesamt 3 Generationen ausgewandert.
3. Warum Alpakas? Klassische Farmtiere àla Schwein und Kuh erscheinen doch naheliegender?
Es war einfach Liebe auf den ersten Blick.
Es gibt den Spruch: Schau einem Alpaka nicht zu tief in die Augen, du könntest dich verlieben. Alle Züchter, die ich kenne, hat das selbe Schicksal ereilt - mich eingeschlossen. Alpaka angucken, die schönen langen Wimpern sehen, Bums! Sie sind sanft, gutmütig, liebenswürdig und sind in der Pflege auch nicht sonderlich anspruchsvoll.
Generell, eine eigene Farm zu besitzen, war ein absoluter Jugendtraum von mir. Besonders in Südafrika. In meiner Fanatasie hatte ich mir Löwen als Tiere ausgemalt, was sich in der Realität natürlich schwierig darstellt. (lacht)
Auf Alpakas bin ich durch verschiedene Zeitungsartikel aufmerksam geworden. Als ehemaliges "Schreiberlein" war ich an spannenden Themen interessiert.
(War für verschiedene südafrikanische Magazine als Redakteurin tätig. Auch für KapstadtMagazin.)
Ich entschied mich dann nach reiflicher Überlegung, in eben dieses Thema zu investieren.
Eva Dölitzsch-Tatzreither mit ihren tierischen Schützlingen
4. Für alle Interessierten: Was kann man als Besucher auf deiner Farm erleben?
Jeder kann die Alpakas berühren, streicheln und mit ihnen spazieren gehen. Wir bieten zudem seit letztem Jahr auch sogenannte 4x4-Touren an, wo wir mit den Besuchern bis zum hinteren Arial der Farm fahren und sie dort herumführen. Dabeben gibt es auch einiges in unserem Geschäft zu erkunden. Wir verkaufen pure Alpakawolle, verschiedene Modeartikel, Holunderblüten- und Granatapfelsaft (selbst angebaut, ohne chemische Zusätze), organischen Dünger und Alpaka-Kalender. Besonders stolz bin ich auf unsere Schmuckkollektion, die selbstverständlich aus Alpakawolle hergestellt wurde.
Kinder können hier ihren Geburtstag feiern, oder in der Gruppe Filzkugeln basteln. Für beide Gelegenheiten stelle ich reichlich Proviant für ein Picknick zur Verfügung. Auf Anfrage backe ich deutsche Kuchen oder Torten.
Qai Lincoyan nennt die Akelei Farm sein Zuhause. Er war lange Zeit das wertvollste Alpaka Südafrikas.
5. Du hast dich bewusst gegen ein Leben in der Großstadt entschieden. Was schätzt du am Kapstädter Umland besonders?
Es ist landschaftlich wunderschön. Ich bin in meinem Leben wahrlich rumgekommen, aber das hier ist in meinen Augen einer der schönsten Landstriche der Welt. Es geht hier, um das neudeutsche Wort zu verwenden, deutlich "relaxter" zu. (lacht) Das Landleben schätze ich grundsätzlich sehr, obwohl ich in Wien geboren und aufgewachsen bin.
6. Da sind wir genau beim Thema. Was unterscheidet die österreichische von der südafrikanischen Kultur besonders?
Wien ist für mich durch seine traditionsreiche Musikhistorie der Schauplatz für Hochkultur schlechthin. Südafrika trumpft dagegen durch eine eher indigene Kultur auf. Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen, jedoch ist beides Obst. Um es mal ganz primitiv zu erklären.
7. Du hast in Südafrika deinen Sohn großgezogen. Spielten in deiner Erziehung eher österreichische oder südafrikanische Werte eine Rolle?
Eine gute Mischung. Ich habe ihn einerseits freiheitlich südafrikanisch erzogen, mich aber andererseits darum bemüht, ihm österreichische Manieren beizubringen. (lacht)
Von beiden Seiten das Beste also. Obwohl ich dieses "Schachteldenken" grundsätzlich ablehne. Ich finde, dass darf man alles etwas großzügiger betrachten.
Kein reiner Kuschelkurs - Eva Dölitzsch-Tatzreither erklärt auf ihren Touren auch allerlei Nützliches zu den Alpakas
8. Du backst leidenschaftlich gern. Kommt bei dir eher österreichischer Apfelstrudel oder südafrikanischer Bananenkuchen auf den Tisch?
Ein Geheimnis an der Stelle: Ich backe erst seit einigen Jahren. Vorher war ich das unhäuslichste Wesen, was man sich vorstellen kann. (lacht) Heutzutage tische ich aber beides auf, sowohl Apfelstrudel als auch Bananenbrot. Da mache ich keine kulturellen Unterschiede. Für euch habe ich sogar extra deutschen Kuchen gebacken. (zeigt auf den Pfirsich-Nusskuchen auf dem Tisch)
9. Hast du irgendein touristisches Highlight in Kapstadt und Umgebung, was du jedem ans Herz legen kannst?
Ein absoluter Geheimtipp ist das zentral gelegene Gold of Africa Museum in der 96 Strand Street. Hier werden vor allem europäische Besucher mit den immensen Goldvorräten Afrikas konfrontiert, die ihnen höchstwahrscheinlich vorher gar nicht bewusst waren. Man bekommt prunkvolle Gemälde und Goldschätze zusehen und wird gleichzeit sehr anschaulich mit ihrer Historie vertraut gemacht.
10. Zum Schluss: Wie geht`s mit Eva Dölitzsch-Tatzreither in Zukunft weiter? Bist du in Südafrika endgültig angekommen?
Als ich die Farm kaufte, habe ich meiner besten Freundin versichert: Ja, ich bin angekommen. Ich war immer ein sehr suchender Mensch, bin mit offenen Augen durch`s Leben gegangen. Jetzt bin ich hier zuhause und unwahrscheinlich glücklich. Ein Herzenswunsch von mir ist, dass mein Sohn die Farm irgendwann übernehmen wird, sodass diese weiter in Familienbesitz bleibt. Schön, wenn`s so weiter geht.
Ein schönes Schlusswort. KapstadtMagazin bedankt sich bei Eva Dölitzsch-Tatzreither.
von Lisa Levkic
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