10 Fragen an "Top Nosh"-Köchin Nadin Pospech-Demmler
9 Monate waren geplant.
Mittlerweile lebt die Köchin Nadin Pospech-Demmler seit 15 Jahren in Kapstadt und leitet ihre Kochschule "Top Nosh".
1. Wer bist du?
Mein Name ist Nadin Pospech-Demmler. Ich bin Köchin und leite die Kochschule und Catering-Firma „Top Nosh“ in Kapstadt. Ursprünglich komme ich aus Leipzig, lebe aber mittlerweile seit 15 Jahren in Südafrika.
2. Wie kam es zur Auswanderung?
Da ich in der DDR aufgewachsen bin, war Reisen schon immer etwas Besonderes für mich. Nach der Wende wurde es glücklicherweise leichter von A nach B zu kommen, sodass ich nach dem Fachabitur nach Österreich ziehen konnte. Von dort ging es weiter nach London. Als ich pleite war, ging ich in die Schweiz, um besseres Geld zu verdienen. Im Jahr 2000 sollte Australien folgen, doch leider gab es Probleme mit dem Visum. Daraufhin schlug mir eine Kollegin in der Schweiz, Kapstadt als nächstes Ziel vor. Von allein hätte ich Südafrika wahrscheinlich nie in Erwägung gezogen. Da meine Kollegin allerdings Südafrikanerin war, konnte sie mir viel über das Land erzählen und helfen. Ich bewarb mich beim Grande Roche Hotel in Paarl und wurde genommen. Geplant waren neun Monate, um mein Englisch zu verbessern, neue Erfahrungen als Köchin zu sammeln und ein bisschen zu reisen. Aus den neun Monaten sind mittlerweile 15 Jahre geworden.
3. Was ist deine Koch-Philosophie?nbsp;
Gesunde und hochwertige Zutaten sind mir sehr wichtig. Außerdem darf ein Gericht nicht zu kompliziert sein. Eine Hauptkomponente reicht meist, sonst wird es schnell zum Durcheinander. Das ist ähnlich wie bei einer Jeans: Diese kann man ebenfalls unterschiedlich kombinieren, wobei die Jeans als Hauptkomponente immer die Gleiche bleibt. Sozusagen „Dress up or dress down“.
4. Was macht deiner Meinung nach einen guten Koch aus?
Ein guter Koch ist zunächst kein Choleriker, denn das schadet nur der Zusammenarbeit in der Küche. Außerdem sollte er nie seinen Willen verlieren, Neues zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Auf dem Boden zu bleiben ist auch sehr wichtig. Durch die vielen TV-Kochshows steht man schnell im Rampenlicht, was dem einen oder anderen Koch schon zu Kopf gestiegen ist.
5. Was kochst du am Liebsten? Auch mal deutsche Küche?
6. Haben Südafrikaner einen anderen Geschmack als Deutsche? Wer ist offener? Wie erklärst du dir das?
Südafrikanische Desserts sind viel süßer als Deutsche. Südafri-kanische Speisen können auch sehr deftig sein, vor allem wenn man sich ins Landesinnere orientiert. Grundsätzlich sind Süd-afrikaner aber sehr viel offener für neue kulinarische Kreationen. Wahrscheinlich liegt es an den vielen Nationalitäten und dem Kulturmix, der sich schon immer in der Küche wiedergespiegelt hat. Nicht umsonst gilt Kapstadt weltweit als Gourmetstadt.
7. Kannst du in einem Restaurant essen gehen, ohne dir zu denken, dass du das Gericht anderes zubereitet hättest?
Klar geht das. So kritisch bin ich auch wieder nicht. Ganz im Gegensatz zu meinem Mann. Wahrscheinlich weil er durch mein Essen viel zu verwöhnt ist. Es kommt aber immer darauf an, welche Erwartungen man hat. Wenn ich in einem Fine Dining Restaurant esse, dann sind meine Ansprüche natürlich von vorneherein höher als bei einem einfacheren Lokal. Am Schönsten ist es aber, wenn man gar keine Erwartungen hat und dann einen Wow-Effekt erlebt.
8. Was könnten die Deutschen deiner Meinung nach von den Südafrikanern lernen und andersherum?
Die Südafrikaner könnten ruhig etwas pünktlicher und zuverlässiger sein. Ihre Einstellung „Komme ich heute nicht, komme ich morgen“ ist manchmal schon sehr anstrengend. Sobald man länger hier lebt, übernimmt man diese Verhaltensweise sogar ein bisschen. Nicht unbedingt lobenswert.
Dafür könnten die Deutschen lernen, etwas gelassener zu sein. Und teilweise auch freundlicher und offener. Den Zusammenhalt der Südafrikaner untereinander und die Art und Weise wie sie sich in der Not unterstützen, finde ich ebenfalls sehr positiv.
9. Was macht Südafrika bzw. Kapstadt für dich so einzigartig?
Die Natur ist einzigartig. Ich liebe Waldspaziergänge. Berge und Meer sind direkt nebeneinander. Man kann jederzeit spontan entscheiden, was man macht und muss nicht erst ewig lang irgendwo hinfahren. Und die Weinregion ist auch gleich um die Ecke.
10. Was vermisst du am meisten aus der deutschen Heimat?
Als ich vor 15 Jahren hier hergezogen bin, war die Schokoladenauswahl noch nicht besonders groß. Nutella gab es gar nicht. Das hat sich mittlerweile geändert – Gott sei Dank! Der Name meiner Kochschule enthält ja nicht ohne Grund den Begriff „Nosh“. Das heißt nämlich so viel wie „Naschen“.
Wenn ich in Deutschland bin, bringe ich mir außerdem immer Vanillezucker mit. Guten südafrikanischen Käse findet man inzwischen auf diversen Wochenmärkten. Was die Sortenvielfalt anbelangt, liegen Deutschland und die Schweiz aber trotzdem weiterhin vorne. Manchmal vermisse ich auch den deutschen Wein, denn der Südafrikanische ist um Einiges stärker.
Darüberhinaus ist es schade, dass man in Südafrika wirklich keine Tür unverschlossen lassen kann. Und dass ich meine Kinder wirklich überall hinfahren und wieder abholen muss. Dass sie so wie ich damals zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein können, ist hier undenkbar.
Zusatzfrage: Hast du noch einen Kapstadt-Geheimtipp für unsere Leser?
Ich gehe gerne zu dem Thailänder Erawan in Wynberg und ins Planet im Mount Nelson Hotel. Ansonsten sind wir auch recht oft im Societi Bistro in Tokai.
Für die Wintermonate kann ich natürlich Whale Watching wärmstens empfehlen. Ansonsten spaziere ich gerne mit meinen Kindern von Muizenberg nach St. James. Da läuft man schön am Strand entlang, kann Muscheln sammeln und dann mit dem Zug zurückfahren. Wer Zugfahren mag, sollte unbedingt mal mit der Atlantic Rail Dampflokomotive fahren. Das ist eine restaurierte Dampflok von 1949, die jeden Sonntag von Kapstadt nach Simonstown und zurück fährt. Ein toller Sonntagsausflug.
Nadins Macaroons und viele andere Leckereien sind mittwochs und samstags auf dem Earth Fair Market und über ihre Catering-Firma erhältlich.
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von Anna Karolina Stock
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