Wir reden mit dem Fotografen aus Kapstadt über seine Arbeiten und Reisen
Modeln in Kapstadt
Kapstadt ist hot - nicht nur im Hochsommer. Jedes Jahr kommen internationale Models in die Mother City, um hier zu arbeiten. Wie das genau funktoniert, verrät uns Model Janina.
„Die Agentur in Kapstadt hat dich gerade bestätigt. Wann kannst du fliegen?“, fragte meine Bookerin via Mail, als genau in diesem Moment die Gebetsglocken einer Moschee in Istanbul ertönten. Ich sah mich um, sah diese irgendwie altertümliche anmutende Umgebung der letzten Stadt, die ich vor Kapstadt besucht haben sollte, als die Hunde begannen, im Chor zu bellen.
Jeder, der mal in Istanbul gewohnt hat, weiß, wovon ich hier schreibe. Ich mochte diese Stadt, doch nach einigen Wochen begann sie mir immer zum Hals raus zu hängen. Darum war ich umso erfreuter über die Mail, die ich soeben erhalten hatte. Und ja, oft geht es tatsächlich so schnell. Du bekommst eine Mail oder einen Anruf und darfst in kürzester Zeit los.
Als Model, das ins Ausland geht, wirst du manchmal verwöhnt. Deine Agentur bezahlt den Flug, du bekommst ein Apartment gestellt, einen Fahrer und sogar Taschengeld. Manchmal gibt es sogar „Guarantee-Contracts“. Das heißt, egal wie viel du arbeitest, du bekommst eine gewisse monatliche Summe versprochen. Kapstadt ist da anders. Ziemlich anders sogar.
Ankunft in Kapstadt
Die Agentur besorgt dir ein Zimmer und übernimmt eventuell einen Fahrer, das ist für Kapstädter Verhältnisse schon sehr viel. Das Geld für den Flug, knapp 750 Euro damals, musste ich selbst aufbringen. Wenige Wochen später war es endlich soweit. Meine Koffer, zwei an der Zahl, waren gepackt und mir standen 3 Monate in Südafrika bevor.
Der Flug verging wie im Handumdrehen, da ich bereits völlig übernächtigt einstieg.
Am Kapstädter Flughafen erwartete mich Vince, der Fahrer meiner Agentur. Nach dem letzten Vorkommnis in Istanbul, als mir die Agentur versprach, mich abzuholen, aber stattdessen eine SMS sendete, ich sollte mit dem Bus ins Stadtzentrum fahren, als ich bereits in der Ankunftshalle wartete, war das eine willkommene Abwechslung. Vince fuhr mich auf direktem Weg in die Agentur. Draußen: 30 Grad. Und ich trug noch meine Schneeboots aus Deutschland.
Wenn du eine Agentur zum ersten mal besuchst, wirst du rundum vermessen. Es wird genau überprüft, ob alle Angaben der Wahrheit entsprechen. Damals hatte ich 1,5 Zentimeter mehr um die Taille, da war das Flugzeugessen wohl zu gut und meine Bookerin regte sich tierisch darüber auf. Unsere Chemie hatte von Anfang an einen Knacks.
Nach dem Vermessen durfte ich fünf Minuten meine Unterkunft besuchen um mir etwas angemessenes anzuziehen. Die Agentur brachte mich in einem Guesthouse unter. Dort schlief ich so lange ich es eben aushielt mit 2 Mitbewohnern auf vielleicht zehn Quadratmetern. Nach fünf Minuten ging es zum ersten Casting.
Castings in Kapstadt - mit Bobby Car
Ihr kennt die traumhaften Kulissen, die Kapstadt und seine Umgebung zu bieten hat. Aufgrund dieser und auch wegen der vielen Sonnenstunden werden hier sehr viele Werbespots und Filme gedreht. Das bringt hunderte oder tausende internationale Models in die Mother City - jedes Jahr zwischen Oktober und März.
Es ist traumhaft, hier zu leben und oft bekomme ich Mails von jungen Models, die mich fragen, wie es in Kapstadt so läuft. Ich sage dann immer das gleiche: In Kapstadt ist das Business sehr kommerziell.
Du wirst manchmal für vier oder fünf TV Commercials an einem Tag gecastet, bei denen dir immer wieder neue Herausforderungen gestellt werden. Sei es in einem Bobbycar die imaginäre Küste entlang zu cruisen oder spontan eine peinliche Geschichte zu erzählen.
Viele junge Models sind es nicht unbedingt gewohnt, ihre schauspielerischen Fähigkeiten zu zeigen oder sich in englischer Sprache vor der Videokamera zu beweisen. Einige von ihnen reisen dann nach 3 Monaten enttäuscht ab ohne einen einzigen Job abzugreifen.
Man muss schon wissen, was man sich zutraut. Erst heute hatte ich ein Casting für einen sehr großen Klienten, bei dem auch einige Anfänger anwesend waren. Wenn du schon einfachen Anweisungen, einer einfachen Choreographie, nicht folgen kannst, musst du eben noch etwas üben. Wer den Dreh hingegen raus hat, kann hier mit sehr großen Kunden zusammen arbeiten.
Lifestyle am Kap
Abgesehen von dem beruflichen Leben, hat Kapstadt aber auch auf Lifestyle-Ebene enorm viel zu bieten. Um ehrlich zu sein, muss man aufpassen, sich hier nicht von den zahlreichen Events, Parties und Outdoor-Möglichkeiten zu sehr verführen zu lassen. Beinahe jeden Abend, abgesehen vielleicht vom Montag, findet in mindestens einem Club eine Party statt, die über mehrere „Model Tables“ verfügen. Hier ist neben dem Eintritt auch literweise Alkohol umsonst. Tagsüber habe ich am liebsten einen der Food Markets besucht, , beispielsweise auf der Hope Street oder in der Old Bisucit Mill. Es ist gar nicht so leicht hier, seine Balance zwischen Genuss und Job zu finden. Kapstadt ist eben eine geschickte Verführerin.
Nach meinen ersten drei Monaten in der Mother City stand für mich fest, , dass ich zurück kehren würde. Nach der zweiten Saison, die ich volle sechs Monate auskosten durfte, wurde mein Entschluss nur noch fester. Nach meinem dritten Aufenthalt stand für mich zweifelsfrei fest, dass Kapstadt eines Tages meine Wahlheimat sein würde.
Nun bereite ich mich in den letzten Monaten in Deutschland auf Kapstadt vor. Im Februar geht es wieder ans Kap. Kapstadt ist nicht umsonst die Stadt mit den meisten Rückkehrern und einer steigenden Zahl deutscher Auswanderer. Einer davon bin ich und ich hoffe euch schon bald mehr von dem Leben hier erzählen zu dürfen.
Text: Janina Malaschewski
Fotos: Francois Pistorius
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