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Was Fußball in Südafrika auch vermittelt
Man könnte dem Fußball sicher so manchen Kritikpunkt abbringen. Dabei sei zum Beispiel an die maßlose kommerzielle Ausschlachtung des Sports gedacht. Oder an die im Rahmen internationaler Meisterschaften immer wieder vorkommende Zunahme an rassistischen und fremdenfeindlichen Übergriffen.
Bei all dem sollte man aber nicht vergessen, dass Fußball auch die Kraft hat, enormen Zusammenhalt zu erzeugen, Teams dazu zu bringen, das Beste aus sich herauszuholen - und natürlich Spaß zu machen!
FUSSBALLSCHULEN FÜR KINDER UND JUGENDLICHE
Fußball ist in Südafrika nicht erst seit der WM 2010 sehr beliebt, auch wenn sie die Begeisterung für den Sport sicher zusätzlich genährt hat. Da liegt die Idee nicht allzu fern, Fußball zu verwenden, um Kindern und Jugendlichen wichtige Themen nahezubringen - gerade wenn es um Tabuthemen geht.
In den letzten Jahren haben sich verschiedene Soccer-Schools in Südafrika und zum Teil auch darüber hinaus etabliert, die sich nicht nur auf den Sport an sich konzentrieren.
In den durch den Sport zusammengeschweißten Gruppen werden auch ganz andere Dinge thematisiert. Wie etwa sexuelle Aufklärung und Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten, die Gefahren von Drogen- und Alkoholmissbrauch oder auch das Aufbrechen problematischer Geschlechter- und Beziehungsbilder. Besonders für Kinder und Jugendliche aus prekären Verhältnissen, die unter Umständen keine Schule besuchen können, sind solche alternativen Bildungsangebote von großer Wichtigkeit.
VERTRAUEN IN VORBILDER
Mit der Leitung durch Coaches, die inspirieren und ein Stück weit als Vorbilder dienen, wird eine vertrauensvolle Atmosphäre aufgebaut, in der sich die Kinder und Jugendlichen trauen, offen Fragen zu stellen und Meinungen auszutauschen.
Die Coaches stammen häufig selbst aus prekären Verhältnissen, sind oft selbst in den Townships aufgewachsen, aus denen auch viele der jungen Mitglieder der Soccer-Schools stammen. Letztendlich sind es nicht nur die Kinder und Jugendlichen, die von diesem Konzept profitieren: Die Coaches wachsen ebenso an den Erfahrungen, die sie mit ihren Schülern machen - und werden motiviert, sich auch abseits der Soccer-School für ihre Communitys zu engagieren.
VERSCHIEDENE GRÖSSENORDNUNGEN, GLEICHE VISIONEN
Es gibt Soccer-Schools auf verschiedenen Ebenen. In Kapstadt sind manche, wie etwa Grassroot Soccer, international aktiv und erreichen Millionen von Kindern und Jugendlichen auf verschiedenen Kontinenten - vorrangig im globalen Süden, mit Hauptstellen in Zambia, Zimbabwe und Südafrika.
Andere halten die Maßstäbe kleiner. Die We-love-Football-Academy hat ihren Sitz in Kapstadt und hat sich neben erzieherischen Effekten auch das ausdrückliche Ziel gesetzt, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen und Kindern zu ermöglichen, ihre Träume zu verfolgen, indem sie ermutigt werden, sich auch außerhalb der Soccer-Schools zu engagieren und sich gegenseitig zu unterstützen.
Weiterhin bietet diese Einrichtung die Möglichkeit, sich als Sponsor oder Freiwilliger zu beteiligen.
Der Fußballverein in Hout Bay, Hout Bay United Football Community (HBUFC) beschränkt sich ausnahmslos auf den Vorort Hout Bay. Das Ziel: Die verschiedenen lokalen Communities und sozialen Hintergründe in diesem Mikrokosmos einander näher zu bringen, denn was sich in Hout Bay auf Mikro-Ebene abspielt, spiegelt die Probleme des Landes wieder.
IM GESPRÄCH MIT EXPERTE DR. BEN SANDERS
Dr. Ben Sanders ist Sport- und Sozialwissenschaftler in Kapstadt. Das Sportministerium Südafrika hat seine Forschungsarbeiten zur Nutzbarmachung von Sport zu Entwicklungs- und Erziehungszwecken verwendet, um politische Rahmenbedingungen für ebensolche Organisationen zu schaffen. Er erläutert uns, wie verschiedene Organisationen verschiedene Herangehensweisen verwenden.
Manche Organisationen, die wie etwa die HBUFC lokal stark eingebunden sind, stellen Sanders zufolge eigenständige Schulen dar und legen den Fokus insgesamt auf soziale Interaktion und auch auf kompetitives Fußballspielen. Andere Organisationen mit einem weiteren Rahmen, wie etwa Grassroot-Soccer, bieten stattdessen Veranstaltungen an öffentlichen Schulen an, die als Ergänzung des Schulalltags verstanden werden können und sich so stärker auf die erzieherischen Effekte fokussieren.
GRÖSSERE PROBLEME NICHT AUS DEN AUGEN VERLIEREN
Dr. Sanders’ Veröffentlichungen beleuchten aber auch eine kritische Perspektive auf Sport als Entwicklungshilfe - Sport for Development and Peace-Projekte (SDP).
So weist er etwa in seinem Kommentar “An own Goal in Sport for Development: Time to change the playing field” (Ein persönliches Ziel bei Sport in der Entwicklungshilfe) im Journal of Sport for Development darauf hin, dass viele SDP-Organisationen zwar auf individueller Ebene große Hilfen darstellen, es gleichzeitig aber an Initiativen mangelt, die eben die gesellschaftlichen Strukturen und Zustände angreifen oder reformieren wollen, die überhaupt zu diesen “Unterentwicklungen” geführt haben.
Bei allen positiven Effekten, die Soccer Schools also auf die einzelnen Teilnehmer haben können, könne nicht zwangsläufig erwartet werden, dass daraus auch positive Ergebnisse für die Communities und die Gesellschaft resultieren. Dr. Sanders verweist dabei auf verschiedene Theoretiker, die die Meinung vertreten, dass Entwicklungs- und Erziehungsmaßnahmen nicht ausreichen, um Probleme auf der gesellschaftlichen Makro-Ebene auszugleichen - das Fehlen von Ressourcen und politischer Unterstützung ebenso wenig, wie die sozio-ökonomischen Realitäten der Menschen.
So wichtig zukünftiges politisches Engagement zur Verbesserung der Lebensbedingungen und Bildungschancen auch sein mögen,
die Soccer Schools bieten schon jetzt große Chancen für Kinder und Jugendliche - und das ganz einfach beim Fußballspielen.
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Fußball spielt in vielen Townships eine große Rolle.
Wenn dich das Thema interessiert, schau doch mal in unseren Artikel zu den Township Tours mit Camissa.
Die Fußball-WM 2010 wirft bis heute einige Schatten - lies mehr dazu in unserem Artikel über Südafrikas Fußballstadien seit der WM, die kaum Nutzung finden.
Neben den Soccer Schools gibt es auch andere Projekte und Einzelpersonen, die Kindern und Jugendlichen in prekären Verhältnissen helfen. Lies zum Beispiel, wie Lars Gockel Straßenkindern das Skateboarden beibringt und sie vielfältig unterstützt.
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