10 Fragen an den Facharzt für Innere Medizin Dr. Ralf Fiedler
Er beantwortet die wichtigsten Fragen rund um das Corona-Virus
Der Facharzt für Innere Medizin Dr. Ralf Fiedler, 56, hat elf Jahre lang eine Hausarztpraxis in München geleitet. Inzwischen führt er mit seinem Lebensgefährten seit 8,5 Jahren das Guesthouse „African Home“ in Kapstadts Stadtteil Sea Point. Er hat sich für uns Zeit genommen, um uns ein paar der wichtigsten Fragen über das Corona-Virus zu beantworten. „Normale Grippewellen habe ich natürlich schon erlebt, aber in diesem Ausmaß und in dieser globalen Dimension bisher zum Glück noch nicht“, sagt er. Bei der derzeitigen Lage in Südafrika begrüßt er den mehrwöchigen Lockdown. Er sei in seinen Augen der einzig gangbare Weg, um ein rasches Zusammenbrechen des Gesundheitssytems zu vermeiden.
Was ist das Corona-Virus genau?
Die Corona-Virus-Erkrankung ist eine Infektionskrankheit, die durch ein neuartiges Corona-Virus verursacht wird, was bislang bei Menschen nicht vorkam. Es führt zu einer Atemwegserkrankung. Es ist vergleichbar mit einem leichten grippalen Infekt oder auch der echten, wesentlich schwerwiegenderen Influenza-Grippe mit den Symptomen Husten und Fieber. Die Ausprägungen sind unterschiedlich stark. In sehr schweren Fällen kann es eben auch zu einer Lungenentzündung kommen, die nicht selten tödlich verlaufen kann und dass trotz intensivmedizinischer Maßnahmen.
Wie kann man sich anstecken?
Die Ansteckung erfolgt im Wesentlichen, wie bei jedem grippalen Infekt über eine sogenannte Tröpfcheninfektion. Diesen feinen Sprühneben verteilen wir beispielsweise beim Reden oder auch Niesen und Husten über unseren Mund-Nasen-Rachen-Raum. Leider ist dieser Corona-Virus jedoch auch auf Oberflächen unterschiedlich lang überlebensfähig. Untersuchungen sprechen da von zwei bis neun Stunden, je nach Umgebungstemperatur oder Gegenstand.
Und, wie vermeidet man am besten eine Ansteckung?
Daher empfiehlt es sich dringend, voneinander Abstand zu halten. In Deutschland spricht von zwei Meter Abstand.
Hier in Südafrika nennt man das „Social Distancing" (= Räumliche/Soziale Distanzierung). Also das kompletter Runterschrauben von sozialen Kontakten. Dazu wurde hier als Maßnahme vor einigen Tagen der Lockdown veranlasst. Dazu zählt beispielsweise auch das Verbot großer Menschenansammlungen, sei es beim Sport, auf der Arbeit oder auf dem Weg dorthin.
Und was halten Sie vom Tragen von Atemschutzmasken?
Die Maske schützt mich nicht vor einer Ansteckung, da der Träger die Luft vorwiegend durch die seitlichen Öffnungen einatmet und somit auch den Virus. Aber es schützt andere, sich von mir anstecken, da ich so keine Viren, zum Beispiel beim Reden verteilen kann.
Welche Plätze sind gefährlich, um sich anzustecken?
Gefährdete Plätze können alle Orte sein, an denen sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten. Das kann unter anderem das Fußballstadion, die Konzerthalle, der Club, das Restaurant, die U-Bahn, das Minibus-Taxi oder der Aufzug im Hochhaus sein. Aber es reicht in diesen Tagen auch schon, wenn viele Menschen in den Supermarkt stürmen und sich an den vollen und engen Supermarktkassen drängen. Im Grunde reicht schon ein Kontakt aus sich zu infizieren, wenn es der mit einer erkrankten Person ist, die vielleicht noch nicht weißt, dass sie den Virus in sich trägt, weil sie selbst noch keine Symptome hat.
Wie äußern sich die Symptome und wie sieht der Verlauf aus?
Die durch das Corona-Virus ausgelöste Erkrankung äußert sich ganz unterschiedlich. Manche Erkrankte bemerken nicht viel von dieser Infektion. Und dass ist auch unsere Hoffnung, dass der Verlauf bei den meisten Menschen so ist. Andere haben einen leichten grippalen Infekt mit Husten, Schnupfen und etwas Fieber. Bei besonders schlimmen Krankheitsverläufen kommt es zu totaler Abgeschlagenheit, Fieber, Kopfschmerzen und trockenem Husten mit zunehmender Atemnot. Das kann bis zu einer schweren Lungenentzündung führen, die auf Antibiotika nicht anspricht, da es eine virusbedingte Entzündung ist. Im Ernstfall muss die Person mit einer Maschine beatmet werden, weil sie sonst innerlich ersticken würde.
Welche Gruppen sind besonders gefährdet?
Gefährdete Gruppen sind eher ältere Menschen, statistisch wohl jenseits der 60 Jahre. Männer trifft es scheinbar etwas öfter als Frauen. Der Grund liegt wohl darin, das bei älteren Personen das Immunsystem deutlich schwächer reagiert. Dazu kann kommen, dass es hier mehr Vorerkrankungen gibt, an der Lunge oder am Herzen. Aber es kommt auch bei jüngeren Menschen vor, dass die Krankheit schwerwiegender verläuft. Es kann also alle treffen und somit kann man nicht pauschal sagen, es ist eine Erkrankung nur des hohen Alters.
Wie sollte man ich verhalten, wenn man glaubt, man hat sich angesteckt?
Wenn man meint, man hat sich angesteckt, sollte man nicht gleich in Panik geraten, sondern erst einmal soziale Distanz halten. Damit ist gemeint, dass man sich selbst unter Quarantäne setzt und den Kontakt mit anderen, auch innerhalb der eigenen Familie stark einschränkt. Nur bei Auftreten von Atemnot oder höherem Fieber einen Arzt kontaktieren oder eine der entsprechenden Hotlines anrufen. Zunächst telefonisch, um nicht als potentiell Infektiöser in eine Praxis oder ein Krankenaus einzulaufen. Auch gibt es teilweise entsprechende Anlaufstellen, wo ein Test durchgeführt werden kann.
Kann man sich nach der Genesung von Corona direkt wieder anstecken?nbsp;
Nach einer durchgemachten Infektion ist man erstmal immun. Man kann sich also nicht gleich wieder anstecken.
Gibt es eine Behandlung bzw. Medikamente dagegen?
Derzeit gibt es noch keine gezielte Behandlung gegen die durch das Corona-Virus ausgelöste Erkrankung, aber es wird intensiv an vielen Orten der Welt getestet. Am erfolgversprechendsten scheinen altbekannte Mittel gegen Malaria (Chloroquin), ein HIV-Medikament, sowie ein bei Ebola ausgetestetes Medikament zu sein. Derzeit lassen sich nur die Symptome behandeln und die Atemnot, wenn sie auftritt, mit Hilfe eines Beatmungsgerätes überbrücken.
Wie sehr haben Sie die Nachrichten über die Ausbereitung des Virus überrascht?
Die Ausbreitung dieser Viruserkrankung hat mich nicht wirklich überrascht. Viele namhafte Wissenschaftler haben schon lange davor gewarnt, dass es mal eine solche Pandemie-Erkrankung geben wird. Die Frage war nur, wann das stattfindet und nicht, dass es stattfindet. Denken Sie an Ebola oder Zika – alles Ansätze für schwerwiegende virale Erkrankungen. Die wurden zum Glück nicht pandemisch, sprich, sie haben sich nicht weltweit ausgebreitet. Aber wenn ich mir das Geschehen in China angeschaut hat, war mir eigentlich sofort klar, dass dieser Virus sich weltweit ausbreiten würde und wir alle davon betroffen sein werden. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der sich viele von uns in kurzer Zeit zwischen den Kontinenten hin- und herbewegen.
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Lesen Sie mehr über die Maßnahmen während des dreiwöchtigen Lockdowns.
Was Sie beim Reisen und Transport beachten sollten.
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