Wir reden mit dem Fotografen aus Kapstadt über seine Arbeiten und Reisen
Was 'The President' über afrikanisches Design und Kapstadt denkt
Ein Interview mit Peet Pienaar und Hannerie Visser
Stellt euch bitte kurz vor!
H: Ich heiße Hannerie und ich habe für Zeitschriftenverlage gearbeitet, für Magazine wie VISI und Woolworth TASTE. Dann haben wir vor dreieinhalb Jahren mit 'The President' angefangen.
P: Mein Name ist Peet Pienaar und ich komme eigentlich aus dem Bereich der bildenden Künste. Ich habe sehr viel Kunst gemacht und bin dann vor zehn Jahren eher in Richtung Design gegangen. Vor knapp drei Jahren haben wir dann angefangen zusammenzuarbeiten.
Für die Leute, die euch noch nicht kennen, was habt ihr bereits gemacht, das sie vielleicht kennen könnten?
P: Wir haben Designs für Afro Coffee, Bos Ice Tea, TriBeCa Coffee gemacht, die...
H: ...Woolworths Coffee Shops beliefern. Wir haben einen Laden die Treppe hinunter CHURCH und dann machen wir auf internationaler Ebene ein Fußballmagazin für Boca Juniors, einer der größten Fußballklubs der Welt.
P: Wir haben auch gerade die Kampagne für Diesel Island gemacht.
H: Und dann haben wir auch noch jede Menge Sachen für MTV in Lateinamerika und für MTV Base in Südafrika gemacht. Wir machen die Magazine für MK, den Musikkanal auf DStv und wir haben auch ein Magazin für Channel O namens Coco Joe und das Magazin MK Bruce Lee gemacht. Was noch? Wir organisieren Festivals, nämlich das Toffie Pop Culture Festival und das Toffie Food Festival, das kommenden September stattfindet.
Erzählt mir mehr über das Toffie Pop Culture Festival.
P: Bei dem Festival scheint es so, als würde es um Design gehen, aber eigentlich geht es um alles, was Kultur ist. Es umfasst also Musik, Design, Kunst, Mode, Filme, Dinge, die durch Kultur zugänglich sind. Wir schauen uns prägende Persönlichkeiten in Südafrika, besonders in Kapstadt an und stellen sie Designern und Kreativen aus anderen Ländern vor. Und wir bringen dadurch Projekte auf den Weg und stoßen dadurch wiederum neue Sachen an. Es gibt Gesprächsrunden, Redner, Ausstellungen, Workshops, es gibt kleine Gesprächsrunden mit vielen einheimischen Rednern. Dann gibt es noch besondere Redner, wie zum Beispiel den Rapper Molekane aus Johannesburg, der mit einem jungen Komponisten aus Kapstadt zusammenarbeitet und dann trat auch noch das philharmonische Orchester von Kapstadt auf. Wir haben auch fortlaufende Kollaborationen zwischen Filmemachern und Modemachern aus Argentinien und Südafrika und so Sachen halt. Für uns ist das ein Weg, Designer zusammenzubringen und auch lokale Modemacher vorzustellen. Aber auch um Projekte zu entwickeln, bei denen neue Dinge kreiert werden. Es ist eine Zusammenarbeit für eine längere Zeit.
Ist das Toffie Food Festival dann so ähnlich aufgebaut?
H: Ja, das Format ist genau dasselbe. Aber hier es geht es 100-prozentig ums Essen.
P: Und es geht auch um die Essenskultur. Eigentlich wollten wir das Thema Essen bei dem anderen Festival mit dazunehmen, aber wir dachten, dass es so ein großes Feld ist und so viele Leute und Dinge mit einschließt, dass wir zum Schluss kamen, dass es besser ist, ein Festival zu veranstalten, bei dem es ausschließlich um Essen und Kultur geht. Es ist nicht notwendigerweise eine Verkostung oder wie eine Essens-Expo. Mehr so in der Art...
H: ...einer Konferenz, einem 'Essenssalon'.
P: Und es geht vielmehr um Essen und Kultur und Essen und die Erinnerung.
H: …und das Erbe und die Geschichten, auch die Herkunft des Essens.
(Das Toffie Food Festival Menü: Julie Powell, die bekannteste Essens-Blogerin der Welt, deren Leben auch im Film 'Julie & Julia' thematisiert wurde; Foodstylistin, Küchenbuchautorin und Herausgeberin Eloise Alemany; lokaler Bloger hinter 'Sardines on Toast' und Küchenchef des Oep ve Koep in Paternoster, Kobus van der Merwe; Essenskritikerin und Autorin Anna Trapido; Renata Coetzee, deren Kochbuch Koekmakranka südafrikanischer Gewinner des internationalen Gourmand World Cookbook Award und ein argentinischer Bäcker.)
Was hat es mit der argentinischen Verbindung auf sich?
H: Es hat mit der Firma im Jahr 2008 angefangen.
P: Wir waren schon immer sehr an den Vorgängen in der südlichen Hemisphäre und an den Dingen, die zwischen beiden Ländern gleich sind, interessiert. Wir denken, dass wir einfach nicht so viel mit Europa gemeinsam haben, ich meine wir leben einfach in ganz verschiedenen Welten. Aber wenn du dann nach Argentinien gehst, merkst du, dass sie vor den gleichen Problemen stehen wie wir. Beides liegt in der südlichen Hemisphäre, beide sind ehemaligen Kolonien und beide sind Entwicklungsländer. Man fühlt sich also viel eher zu Hause und man erkennt sich dort wieder. Für uns war es also immer inspirierend dorthin zu gehen und dort zu arbeiten. Wir waren für MTV in Argentinien tätig, dadurch haben wir das Land viel besser kennengelernt, also wollten wir diese Verbindung der südlichen Hemisphäre weiter entwickeln.
An was arbeitet ihr momentan gerade?
H: Wir sind gerade mit der Organisation des Toffie Food Festivals beschäftigt. Wir haben auch 'the secret restaurant' gestartet, was eigentlich auch zugleich Teil des Festivals ist. Das Restaurant zieht auch mit uns um, wenn wir also in Argentinien sind, ist es dort geöffnet und wenn wir wieder hier sind, ist es hier auf.
Erzähl mir mehr über 'the secret restaurant'!
H: Na ja, es ist ja ein Geheimnis.
P: Es heißt CHOP und bietet bei einer einmaligen Öffnung in der Woche lediglich Platz für zwölf Personen.
Wenn es also kein bleibendes Restaurant ist, dann ist es eher wie ein 'Pop up'?
P: Ja, es ist ein pop up und bietet ein Menü mit fünf Gängen an.
H: ...und es findet am Donnerstag statt, kostet 350 Rand pro Person, beinhaltet Getränke wie Bier, Wein und Wasser.
P: Es ist ein Erlebnis und es gibt außerdem noch ein bisschen Design und andere Sachen, in die wir unser Herzblut stecken.
(Für Reservierungen sende eine E-Mail an toffie@thepresident.co.za)
Wie funktioniert euer Designprozess?
P: Es kommt ja darauf an, wie kommerziell ein Projekt ist und dann schauen wir uns an, wer die Schlüsselfiguren dieser Kategorie sein könnten. Man schaut sich an, was andere Leute machen und sagen, wir machen also eine Marktanalyse. Dann starten wir mit der Entwicklung der Sachen für den spezifischen Markt in der jeweiligen Kategorie. Von da an beginnen wir mit unserem Konzept und dann machen wir uns an das Design. Natürlich entwickeln wir gleich mehrere Designs, die wir dann den Kunden vorstellen. Die wiederum geben uns eine Rückmeldung in welche Richtung es gehen soll und wir begrenzen das dann auf ein Bild oder eine Verpackung oder ein Design.
Ihr seid für eure einzigartigen Designs bekannt...
P: Ich glaube es gibt zwei verschiedene Arten, wie Leute gestalten. Entweder du machst einfach das was du liebst und die Leute kommen dann automatisch auf dich zu und dann machst du nur das. Wir haben den Ansatz gewählt nur das zu machen, was wir lieben.
Ihr bleibt euch also treu?
P: Wir machen das, was uns Spaß macht. Ansonsten musst du andauernd Dinge machen, die du hasst.
H: Und dann hasst du deine Kunden auch und wir lieben unsere Kunden. Und Peet betreibt jede Menge Recherche. Ich habe noch nie einen Designer gesehen, der derart viel Recherche betreibt und wir fertigen unsere Designs selbst an, bis sie auch wirklich perfekt sind. Das ist ein sehr intensiver und langer Prozess.
Wie beeinflusst euch die afrikanische Identität hinsichtlich euerer Arbeiten und Designs?
P: Für uns ist es sehr wichtig, dass wir uns von einheimischen Dingen inspirieren lassen, weil wir sehen, dass so viele Designer von europäischen Designern beeinflusst werden. Wir betrachten vielmehr sehr typische afrikanische Dinge, die nichts mit Design zu tun haben und extrahieren deren Essenz und benutzen sie als Eingebung für unsere Arbeit.
Hat das südafrikanische Design eine starke Identität oder sind die internationalen Einflüsse immer noch vorherrschend?
P: Ich denke...
H: Ich glaube Peet ist eigentlich, er kann es nicht sagen, aber Peet hat auf jeden Fall das Ganze in Südafrika initiiert, als er auf der Suche nach afrikanischen Sachen und Ideen war. Und als Peet das Afro Magazin gemacht hat, hat er etwas damit gestartet, das sehr wichtig ist. Denn davor haben die Leute nur das aus Europa kopiert. Und jetzt kannst du neue junge Designer sehen, die jetzt viel stärker wahrnehmen, was um uns herum passiert.
Welche Beispiele südafrikanischen Designs zeigen, dass wir auf internationaler Ebene ebenbürtig mit Anderen sind?
P: Da ist das Afro Magazin, wofür wir den Grand Prix für das Publikationsdesign erhalten haben.
H: Peet war der erste Südafrikaner, der diesen Preis gewonnen hat.
P: Das ist mit Sicherheit das am meisten afrikanisch inspirierte Ding, was wir gemacht haben. Somit wurde es international allgemein anerkannt.
H: VISI Magazin hat einmal gewonnen, als ich dort Verlegerin war, und ich habe Peet dazu gekriegt, als Gastdesigner eine Ausgabe zu gestalten. Die Frontseite hat den Preis als bestes weltweites Magazincover gewonnen.
Hat Kapstadt bei der Vergabe der World Design Capital 2014 eine Chance?
P: Ich denke es ist einerseits eine sehr kontroverse Sache für mich. Ich glaube es wäre schön, wenn Kapstadt 2014 World Design Capital würde, aber wir als Kapstädter müssen die Situation mal ehrlich betrachten und das machen wir eben nicht. Gewiss gibt es andere Orte, die als Designhauptstädte bekannt sind. Es ist sehr ehrgeizig, das wir das jetzt versuchen für uns zu beanspruchen.
Was braucht Kapstadt?
P: Wir haben Werbeschulen aber keine Designschulen. Schon deswegen haben wir keine richtige Ausbildung rundum Design. Wir haben nicht diesen industriellen Anteil der Designbranche. Um das zu veranschaulichen, wenn du zum Beispiel Plastikmöbel herstellen willst, Gläser oder sonst was gibt es keine richtige Industrie hier. Die machen alle zu. Um Design zu unterstützen, braucht man auch die Produktionsstätten um die Sachen herzustellen und genau die haben wir nicht. Ich denke Design passiert gerade eher im Internet.
H: Ich glaube auch, dass sehr wenige Leute hier vom Design leben können, eher von der Werbung.
P: Viele von den Designs sind im Internet, aber es gibt nicht viele Leute die auch Dinge machen, die Sachen auch greifbar machen. Einheimische Modedesigner und sowieso jeder kämpft hier, es ist nicht so, dass wir eine riesige Industrie am Laufen haben.
Ist Design 'Made in Kapstadt' geprägt vom Lifestyle oder der Kultur?
H: Weil es unsere Welt ist, sehen wir jeden Tag Sachen, die uns natürlich auch beeinflussen.
P: Die Stadt beeinflusst uns, aber wenn man von der Stadt als Organisationsgebilde spricht, dann bietet die Stadt viel mehr Möglichkeiten. Wenn du dir Buenos Aires anschaust und die Sachen, die dir die Stadt als Organisation erlaubt, siehst du, dass sie dort vielmehr für Design machen als in Kapstadt. Ich glaube wir können viel von dort lernen.
Wo gibt es die beste Inspiration zum Thema afrikanisches Design?
H: Da gibt es so viele Möglichkeiten, von einem Spaziergang durch das Golden Acre Shoppingcenter über das Anschauen einer Band bis hin zum Lesen des Afro Magazins oder des Huisgenoot Magazins. Einfach alles.
P: Es gibt nicht die Quelle an sich.
H: Es sind sicher nicht Blogs und solche Sachen. Es ist der Kontakt mit den Leuten, echte Sachen einfach.
P: Zum Beispiel schaut man sich Poster beim Friseur an und die Designprinzipien, die dort angewendet wurden, welche Schriften benutzt wurden, welcher Druckprozess ausgeführt wurde, wie China den Kontinent Afrika momentan beeinflusst, man schaut sich all die chinesischen Läden an, die in der Stadt eröffnet haben und wie sich das auf uns auswirkt. Alle diese Sachen würde ich im Moment als afrikanisches Design bezeichnen. Es gibt einfach nicht die Inspirationsquelle schlechthin.
Was ist eure größte Inspirationsquelle?
H: Ich denke sich zu bemühen zu laufen anstatt mit dem Auto zu fahren.
P: Und auch an die Orte zu fahren, wo Leute sonst nicht hinfahren. Zum Beispiel gibt es da ein wunderbares Restaurant unten in einem dieser sehr kuriosen afrikanischen Einkaufszentren, welches auch sehr touristisch ist. Aber das Restaurant wird nur von den Leuten besucht, die dort Sachen verkaufen. Und dort gibt es nur Essen aus Ghana, der Demokratischen Republik Kongo und Äthiopien. Danach suchen wir.
H: Letzte Woche haben wir alle Metzgereien in Salt River besucht und es gibt einige die wirklich sehr versteckt sind...
P: ...und die nur Schafsköpfe verkaufen.
H: Wir haben nach Schafsköpfen gesucht und diese Erfahrung war so verblüffend. Du musst die Leute auf der Straße danach fragen und dann selbst suchen. Einfach nach den echten Sachen Ausschau halten, die wirklich einheimisch und afrikanisch sind. Wenn wir damit anfangen, sind wir auch ein bisschen besessen davon.
Das Interview führte Antonia Heil.
The President
12 Spin Street | City Centre | Kapstadt | +27 (0)21 462 6092
Wenn Kapstadt World Design Capital 2014 wird, was würde das für unsere Stadt bedeuten? Das haben wir Bulelwa Makalima-Ngewana, die Geschäftsführerin der Cape Town Partnership gefragt.
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